Roboter beenden Arbeiten an der Stahlbrücke in Amsterdam
Diese Fußgängerbrücke wird Scharen von Neugierigen anlocken, so prophezeiten wir 2015. Über einer Gracht in Amsterdam sollten zwei Roboter mit 3D-Druckern eine Stahlbrücke drucken. An Ort und Stelle. Sie sollten sich von beiden Ufern vorarbeiten bis die Stahlbögen zusammentreffen. Nun ist sie fertig.
Im 3D-Druck, der sich rasant entwickelt, wird gerade ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dabei liegt die neue Brückenkonstruktion, die in Amsterdam bis 2017 entstehen sollte, technisch gesehen irgendwo zwischen bereits verfügbaren 3D-Drucken im medizinischen Bereich und den immer noch utopisch anmutenden Behausungen, die für eine Marsbesiedlung denkbar wären. Funktional und schön soll sie werden, die Fußgängerbrücke über eine von Amsterdams Grachten. Nun ist die Metallkonstruktion, die an Ort und Stelle von Robotern im 3D-Druckverfahren gebaut werden sollte, fertig.
Hinweis: Wer die Geschichte kennt und nur den neuesten Stand des Bauvorhabens wissen will, kann direkt zum letzten Absatz springen.
Die Roboter zeichnen mit flüssigem Metall in die Luft
Amsterdam hat bereits rund 1280 Brücken, aber dem niederländischen Designer Joris Laarman geht es weniger um eine weitere Fußgängerüberquerung als um die Brückenkonstruktion selbst. Als Gemeinschaftswerk zwischen dem Softwareunternehmen Autodesk, der Konstruktionsfirma Heijmans und dem Spezialisten für 3D-Druck, MX3D, soll die gedruckte Brücke entstehen.
Die genaue Stelle für den Brückenbau haben Laarmans Planungsbüro und die Stadt Amsterdam lange Zeit geheim gehalten, aber die Idee war von Beginn an ambitioniert. An den beiden Ufern einer Gracht sollten sich zwei Roboter gegenüber stehen und gleichzeitig mit dem Bau beginnen. Während sie aus ihren Düsen das flüssige Metall praktisch in die Luft zeichnen würden, sollten sie sich auf der Konstruktion vorwärts bewegen, die sie selbst errichteten. Irgendwann sollten sich dann beide Brückenbauteile über der Mitte der Gracht treffen.
Für den 3D-Druck wird das Metall auf 1500 °C Celsius erhitzt
„Diese Brücke wird zeigen, wie der 3D-Druck jetzt auch in großem Maßstab für funktionale Objekte und mit nachhaltigen Materialien entstehen kann. Gleichzeitig haben wir eine noch nie dagewesene Freiheit in der Form“, schwärmt Designer Laarman. Mit MX3D, das er selbst als Ableger seines Designlabors gründete, hat er bereits früher 3D-Skulpturen geschaffen. Mit herkömmlichen 3D-Druckern haben die industriellen Roboter von MX3D aber kaum noch etwas gemeinsam. Für das Brückenprojekt werden sie Stahl verarbeiten, wobei das Metall zuvor auf 1500 °C erhitzt wird. Grundsätzlich könnten die Roboter aber auch Kunststoff oder eine Materialkombination drucken. Ihr großer Vorteil liegt jedoch darin, dass sie die Fabrik verlassen und direkt auf der Baustelle eingesetzt werden können.
„Mit den Robotern, die sich auf sechs Achsen bewegen und arbeiten können, sind wir in den Designmöglichkeiten viel weniger limitiert als bisher“, sagt Tim Geurtjens, der technische Direktor von MX3D. „Indem wir eine funktionstüchtige Brücke in Lebensgröße drucken, können wir die endlosen Möglichkeiten der neuen Technik zeigen.“
Hindernisse verzögerten das Projekt Brückendruck
Nach der Entwicklung verschiedener Designs, die die Komplexität reduzieren und die Sicherheit erhöhen sollten, waren noch einige unerwartete Hürden wie die Beschaffenheit der sehr alten Kanalmauern und deren Zusammenspiel mit den neuen Materialien zu überwinden. Aufgrund dieser Problematiken hat sich das Projekt zeitlich deutlich nach hinten verschoben. Auch wird die Brücke nicht wie geplant direkt an der Straßenecke Oudezijds Achterburgwal und Stoofsteeg gedruckt, sondern etwas weiter nördlich. Dort allerdings an Ort und Stelle. Der Grund für die Verlegung ist wenig überraschend: An der neuen Lage sei mit weniger Passanten zu rechnen und damit ein leichteres Arbeiten möglich.
Brückenkonstruktion ist fertiggestellt
Nun ist sie fertig, die Brücke – und alles ist anders als gedacht. Gedruckt wurde sie nämlich nicht wie geplant vor Ort über der Gracht, sondern in einer schnöden Lagerhalle. Und dabei arbeiteten nicht zwei Roboter aufeinander zu, sondern es waren vier der Metalldruck-Roboter von MX3D im Einsatz. Nach sechs Monaten Bauzeit haben sie nun jedoch eine Brücke geschaffen, die 12,5 Meter lang ist und 4.500 Kilogramm schwer. Das Gewicht ist vor allem auf das Material zurückzuführen, denn die Brücke besteht auf rostfreiem Stahl. Außerdem sind 1,1 Kilometer Kabel in der Konstruktion verbaut.
An ihren finalen Bestimmungsort wird die Brücke wohl erst 2019 gelangen. Bis dahin wird die Festigkeit und die Stabilität der Brücke ausgiebig getestet. Wenn die Kanalmauern bis zur Montage in einem Jahr saniert sind, dürfen auch Besucher aus aller Welt die erste von einem 3-D-Drucker angefertigte Brücke betreten.
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