1500 Jahre alte Basilika von Kaiser Justinian I. in Aquileia entdeckt
Frühchristliche Basilika aus der Zeit Kaiser Justinians I. entdeckt. Der Bau zeigt byzantinische Architektur und neue Verbindungen zwischen Italien und Byzanz.
Archäologinnen und Archäologen haben in Aquileia, einer Kleinstadt im Nordosten Italiens, eine frühchristliche Basilika entdeckt. Dieser monumentale Bau, der aus der Zeit des oströmischen Kaisers Justinian I. stammt, ist der erste bedeutende Neubau, der in der Region seit Jahrzehnten entdeckt wurde. Die Architektur der Basilika wirft ein neues Licht auf die kulturelle, religiöse und geopolitische Bedeutung von Aquileia während der byzantinischen Herrschaft.
„Die Basilika lässt wohl auf ein größeres byzantinisches Bauprogramm schließen“, erklärt Stefan Groh, Archäologe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Diese Entdeckung stellt einen Meilenstein dar, da sie die architektonischen Verbindungen zwischen Italien und dem Byzantinischen Reich aufzeigt.
Inhaltsverzeichnis
Eine Stadt von strategischer Bedeutung
Aquileia war einst eine der bedeutendsten Städte des Römischen Reiches. Gegründet 181 v. Chr. als Militärkolonie, lag sie strategisch günstig an der Bernsteinstraße und diente als Verbindungspunkt in die Provinz Noricum, das heutige Österreich. Mit über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner war Aquileia in der Antike ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Heute leben dort gerade einmal noch rund 3000 Menschen.
Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert geriet die Stadt unter die Kontrolle der Ostgoten. Doch im Jahr 540 entsandte Kaiser Justinian I. seine Truppen nach Italien, um die Region zurückzuerobern. Diese Eroberung markierte den Beginn eines neuen Bauprogramms, zu dem auch die Basilika gehörte.
Der Einfluss Kaiser Justinians I. auf Aquileia
Mit der Rückeroberung Italiens durch Kaiser Justinian I. im 6. Jahrhundert gewann die Region erneut an Bedeutung. Justinian sandte seine Truppen, um die Kontrolle über Norditalien zurückzuerlangen. Dabei wurde Aquileia Teil eines umfassenden Bauprogramms, das die byzantinische Architektur nach Italien brachte.
Die neu entdeckte Basilika ist ein spannendes Beispiel für diesen kulturellen Einfluss. Der Bau wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts errichtet. Seine Architektur zeigt Parallelen zu anderen byzantinischen Kirchen in Ägypten, dem Nahen Osten und dem Balkan. Die dreischiffige Transeptbasilika mit drei Apsiden ist ein Symbol für die Rückeroberung und die byzantinische Kultur in der Region.
Ein Meisterwerk byzantinischer Architektur
Die Basilika wurde westlich von Aquileia nahe der Via Annia entdeckt, einer Handelsstraße, die die Stadt mit Mailand und Rom verband. Ursprünglich als einfacher Kirchenbau im 4. Jahrhundert begonnen, wurde die Basilika später unter Justinian I. erweitert. Ihre Ausrichtung nach Südosten in Richtung Konstantinopel und Jerusalem unterstreicht die religiöse und geopolitische Bedeutung des Baus.
„Transeptbasiliken mit Apsiden lassen sich im oströmischen Reich von Ägypten über den Nahen Osten bis zur Oberen Adria nachweisen“, erläutert Stefan Groh. Die Ähnlichkeiten zur Bischofskirche von Teurnia in Kärnten verdeutlichen, wie stark byzantinische Architektur auf andere Regionen ausstrahlte.
Die Basilika war nicht nur ein Ort der Andacht, sondern auch ein Symbol der Macht. Sie markiert die Rückeroberung Oberitaliens durch das Byzantinische Reich und die kulturelle Wiederbelebung der Region. Die monumentalen Ausmaße und die byzantinischen Gestaltungselemente zeigen, wie Kaiser Justinian I. seine Herrschaft und seinen Glauben demonstrierte.
Neue Einblicke in die städtische Entwicklung Aquileias
Die Entdeckung erfolgte durch geophysikalische Messungen und geoarchäologische Bohrungen, die von der ÖAW in Zusammenarbeit mit italienischen Behörden durchgeführt wurden. Finanziert durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF), bietet der Fund neue Einblicke in die städtische Entwicklung Aquileias.
„Diese Basilika ist der erste neu entdeckte Großbau seit Jahrzehnten intensiver archäologischer Forschungen in Aquileia“, betont Groh. Die Forschungen zeigen, wie sich religiöse und politische Entwicklungen der Antike in der Architektur manifestierten.
Ein Beitrag von: