Upcycling 08.11.2024, 08:29 Uhr

Alte Flugzeugrümpfe schützen das Stadion in Straßburg vor Sonne

Stade de la Meinau in Straßburg: Nachhaltigkeit trifft Innovation. Die Fassade wird aus alten Flugzeugteilen gestaltet – eine Weltneuheit im Stadionbau.

Stadion Straßburg

So soll das umgebaute Stadion von Straßburg einmal aussehen. Rechts ist die Fassade aus Flugzeugrümpfen zu sehen.

Foto: Populous & Rey-de-Crecy_La Meinau_Vue sud-ouest

Das Stadion Stade de la Meinau in Straßburg wird derzeit umfassend renoviert und setzt dabei neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit. Das Besondere: Die Südfassade des Stadions wird mit Paneelen aus ausgemusterten Airbus-Flugzeugen gestaltet, die als Sonnenschutz fungieren. Eine Weltneuheit.  Neben der innovativen Fassade umfasst das Projekt auch weitere umweltschonende Maßnahmen wie die Nutzung erneuerbarer Energien und die Rückführung von Regenwasser.

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Ein neues Leben für alte Flugzeuge: Upcycling auf 4050 Quadratmetern

Die Idee, Flugzeugrümpfe als Baumaterial zu nutzen, entstand während der Covid-19-Pandemie, als viele Flugzeuge stillgelegt wurden. Die Designer von Populous Frankreich, dem ausführenden Architekturbüro, hatten das Ziel, Ressourcen zu schonen und gleichzeitig innovative Konzepte zu verwirklichen.

Durch die Nutzung von Flugzeugteilen konnten die Architekten auf energieintensives Recycling verzichten und stattdessen die Teile in ihrer ursprünglichen Form weiterverwenden. Das Ergebnis ist eine 4050 Quadratmeter große Fassadenfläche aus 196 Paneelen, die aus den Rümpfen von Airbus A340-Flugzeugen gefertigt sind.

„Das Konzept der Wiederverwendung von Rumpfteilen ist ein Beispiel für unser Engagement für nachhaltiges Design“, erklärt Francois Clement, leitender Direktor von Populous Frankreich. Die Fassade schimmert in den weißen, eleganten Farben der Flugzeugteile und fügt sich harmonisch in die grüne Umgebung rund um das Stadion ein.

Nachhaltigkeit als oberstes Ziel

Das Bauprojekt für das Stade de la Meinau verfolgt ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept, das weit über die Fassadengestaltung hinausgeht. Neben dem Upcycling der Flugzeugteile umfasst der Plan eine Anbindung an das städtische Fernwärmenetz und die Installation eines Photovoltaikparks, der das Stadion mit erneuerbarer Energie versorgt. Zudem wird das anfallende Regenwasser gesammelt und für die Bewässerung des Rasens und die Toilettenspülungen genutzt. Durch diese Maßnahmen will Straßburg die Umweltbelastung des Stadions minimieren und den Energieverbrauch senken.

„Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels müssen wir eine Kreislaufwirtschaft entwickeln, die die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen respektiert“, sagt Pia Imbs, Präsidentin der Eurometropole Straßburg, und betont die Vorbildfunktion des Projekts „sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht.“

Gemeinschaftsprojekt mit regionalem Fokus

Das Renovierungsprojekt wird von der Eurometropole Straßburg in Zusammenarbeit mit der Stadt Straßburg, der Region Grand Est und der Europäischen Gemeinschaft Elsass realisiert. Diese Akteure tragen einen großen Teil der Kosten für das 160-Millionen-Euro-Projekt, während der Racing Club Straßburg ebenfalls Mittel beisteuert.

Die Verantwortlichen setzen auf lokale Unternehmen: Von den 117 an dem Projekt beteiligten Firmen stammen 82 aus der Region, was nicht nur die regionale Wirtschaft stärkt, sondern auch die Umweltbelastung durch kurze Transportwege reduziert.

Fassade aus Flugzeugrümpfen

So wird die Fassade aus Flugzeugrümpfen einmal aussehen.

Foto: Populous & Rey-de-Crecy

Ein Stadion für 32.000 Fans

Das Stade de la Meinau wird durch die Modernisierung nicht nur nachhaltiger, sondern auch größer und komfortabler. Die Kapazität soll von ursprünglich 26.000 auf 32.000 Zuschauerplätze erweitert werden. Außerdem werden die VIP- und Hospitality-Bereiche ausgebaut. Neue Räume für Fans, Lounges und Bars schaffen eine angenehme Atmosphäre und verbessern das Erlebnis für die Besucherinnen und Besucher.

Marc Keller, Präsident von Racing Straßburg, sieht die Modernisierung des Stadions als wichtigen Schritt für den Verein. „Die Modernisierung ist aus ökonomischer Sicht sehr wichtig für Racing“, erklärt Keller, der seit über einem Jahrzehnt das Amt des Präsidenten bekleidet und die Realisierung des Projekts seit vielen Jahren vorantreibt.

Areal rund um das Stadion öffentlich zugänglich

Das renovierte Stadion wird nicht nur für Sportveranstaltungen genutzt werden. Außerhalb der Spieltage soll das Areal rund um das Stadion öffentlich zugänglich sein. Eine Fanzone, ein Café und der Fanshop werden so zu einem Treffpunkt für die Gemeinschaft. Die Parkflächen werden reduziert, um Platz für öffentliche Flächen zu schaffen und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu fördern.

Declan Sharkey, Direktor bei Populous und verantwortlich für den deutschsprachigen Markt, betont die Verantwortung der Architekturbüros, umweltfreundliche Veranstaltungsorte zu schaffen: „Es ist unsere Verantwortung als Designer, bei der Bereitstellung nachhaltiger Veranstaltungsorte an vorderster Front zu stehen.“

Flugzeugrumpf als Fassade

So sieht einer der Flugzeugrümpfe aus, der als Sonnenschutz für das Stadion fungieren soll.

Foto: Populous

Vorbild für künftige Bauprojekte

Das Konzept, Flugzeugteile im Stadionbau zu nutzen, könnte Schule machen. Immer mehr Architekten setzen auf nachhaltige und innovative Lösungen, um die Umweltbelastung großer Bauprojekte zu minimieren. Neben Straßburg gibt es auch in Deutschland Pläne für ähnliche Projekte. Populous plant etwa eine neue Konzertarena in München, die als die nachhaltigste Deutschlands gelten soll.

„Jede Kommune in jedem Land räumt der Nachhaltigkeit jetzt Priorität ein“, so Sharkey weiter. Die Architektur des Stade de la Meinau zeigt, wie innovative Ansätze im Bauwesen nachhaltig und funktional umgesetzt werden können. Die Nutzung von upgecycelten Materialien, eine umweltfreundliche Energieversorgung und die Einbindung regionaler Unternehmen machen das Stadion zu einem Vorbild für die Branche.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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