Antwort auf steigende Meeresspiegel und Tsunamis: Schwimmende Stadt Dogen City
Das ambitionierte Projekt „Dogen City“ hat sich zum Ziel gesetzt, einen innovativen Lebensraum auf dem Wasser zu erschaffen. Die schwimmende Stadt soll eine Antwort auf die wachsenden Herausforderungen durch steigende Meeresspiegel und Umweltkatastrophen geben.
Der fortschreitende Klimawandel führt weltweit zu steigenden Meeresspiegeln und verheerenden Überschwemmungen, die zunehmend den Lebensraum bedrohen. Japan ist eines der Länder, das mit diesem Problem konfrontiert ist. Um eine Lösung für diese Herausforderungen zu finden, hat sich ein Konsortium aus Industrie, Wirtschaft und Politik zusammengeschlossen und sieht die Antwort in der Errichtung einer schwimmenden Stadt auf dem Meer. Das Unternehmen N-Ark plant die Realisierung von „Dogen City“, einer Stadt, die einen autarken Lebensraum für insgesamt 40.000 Menschen bietet, wobei 10.000 von ihnen dauerhaft auf der Insel leben sollen.
Stadt aus drei Teilen
Die geplante Stadt soll aus drei Hauptteilen bestehen:
Der äußere Ring wird die wichtigsten Wohngebiete und Einrichtungen für Wasser, Abwasser und Energie beherbergen. Um den Herausforderungen von hohem Wellengang und potenziellen Tsunamis standzuhalten, wird dieser Ring in Form eines Schiffes gestaltet sein.
Im Inneren Ring befinden sich schwimmende Gebäude, die eine flexible Bewegungsfreiheit ermöglichen. Boote werden als Transportmittel dienen, um die Bewohner innerhalb der Stadt zu befördern. Mit einem Umfang von vier Kilometern ist geplant, dass die Einwohner innerhalb einer Stunde jeden beliebigen Punkt der Stadt erreichen können.
Des Weiteren wird Dogen City über Datenzentren unterhalb der schwimmenden Gebäude verfügen, die auf natürliche Weise durch das Meerwasser gekühlt werden. Zudem sollen die Stadtverwaltung und medizinische Einrichtungen größtenteils unter dem Meeresspiegel angeordnet sein.
Mit dieser umfassenden Planung strebt Dogen City an, eine zukunftsfähige und widerstandsfähige Stadt zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Bewohner gerecht wird als auch den Herausforderungen der steigenden Meeresspiegel und Umweltgefahren standhält.
Soziale Komponente
Dogen City ist als Teil des Programms „New Ocean“ konzipiert, das darauf abzielt, einen neuen Lebens- und Wirtschaftsraum zu erschaffen. Ähnlich dem Projekt „New Space“ von SpaceX, das im Weltraum neue Lebensräume entwickeln möchte.
Das Projekt verfolgt sowohl soziale als auch wirtschaftliche Ziele. So soll es beispielsweise bei Naturkatastrophen helfen und Klimaflüchtlingen eine sichere Zuflucht bieten. Gleichzeitig strebt es die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle an.
Bei der Planung von Dogen City steht eine autonome dezentrale marine Stadt im Fokus, die sich flexibel an Klimaveränderungen anpassen kann. Dabei wird besonderer Wert auf Gesundheit gelegt, wobei tägliche mentale und physische Self-Care-Programme eine zentrale Rolle spielen. Zusätzlich wird der Medizintourismus verstärkt gefördert, um hochwertige medizinische Versorgung anzubieten.
Schwimmendes Gesundheitszentrum
In Dogen City haben die Bewohner die Möglichkeit, täglich telemedizinisch betreut zu werden, indem sie ihre Lebensraumdaten über das urbane Betriebssystem „Dogen“ verwalten und analysieren. Dazu gehören beispielsweise Informationen von Ringgeräten, Blutproben und Genomanalysen. Wie das mit dem Datenschutz vereinbar ist, darüber haben die Verfasser des Konzepts nichts geschrieben. Während deutsche Datenschützer bei solch einer umfänglichen „Überwachung“ wohl Schnappatmung bekommen würden, sehen es die Kollegen aus Japan eventuell etwas relaxter.
Durch die Kombination von medizinischen Daten und Genomdaten können Ärzte den Gesundheitszustand der Personen genauer beurteilen. Fortgeschrittene medizinische Versorgungsmethoden wie Simulationen zur Arzneimittelentdeckung und ferngesteuerte Roboterchirurgie können dank der leistungsstarken rechnergestützten Verarbeitung im Unterwasser-Datenzentrum angeboten werden.
Dogen City soll weitestgehend autonom sein
Zur Entwicklung von Dogen City gehören neben Wohnbereichen auch weitere wichtige Einrichtungen wie ein Sportstadion, schwimmende Parks, Friedhöfe, Gebetsstätten und Wohnhotels. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Anbau von frischem Gemüse, wobei Meerwasser zur Bewässerung verwendet wird.
Gemäß den Plänen von N-Ark strebt die Stadt eine weitgehende Autonomie an. Dazu ist geplant, jährlich etwa 7.000 Tonnen Lebensmittel zu produzieren und 22.265.000 kWh Strom zu erzeugen.
Die Fertigstellung der schwimmenden Stadt ist für das Jahr 2030 geplant. Derzeit handelt es sich jedoch noch um ein Konzept, für das noch kein Investor gefunden wurde. Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, plant man den Bau einer Demonstrationsanlage auf dem Hamana-See, der sich in der Nähe von Hamamatsu im Westen der japanischen Präfektur Shizuoka befindet. Diese Demonstrationsanlage soll rechtzeitig zur Blumenausstellung im März 2024 fertiggestellt sein.
Über das New Ocean-Konsortium
Um den Herausforderungen steigender Meeresspiegel und Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels entgegenzutreten, wird die Schaffung einer neuen Meereswirtschaftszone namens „New Ocean“ vorgeschlagen. Das Ziel besteht darin, ein neues wirtschaftliches Ökosystem zu schaffen, indem Meeresstädte gegründet werden, die die Ozeane als Lebensraum betrachten. Immerhin bedecken diese etwa 70 Prozent unseres Planeten.
Die Entwicklung der maritimen Wirtschaft birgt rechtliche und technische Herausforderungen. Dennoch sind bereits Unternehmen aktiv, die die Meeresumwelt nutzen, wie zum Beispiel das Project Natick von Microsoft in den USA und das kommerzielle Unterwasser-Datenzentrum von Highlander in China.
Die Initiatoren des Projekts sehen insbesondere in den sechs Bereichen Medizin, Nahrung, Wohnen, Information, Elektrizität und Ressourcen Entwicklungsbedarf, um den „New Ocean“ zu verwirklichen. Ziel ist es, die Beteiligung verschiedener Unternehmen zu fördern und Pionierarbeit im Bereich der Ozeane zu leisten. Die Schaffung von Innovationen im Ozean steht dabei im Mittelpunkt, und man strebt an, diese Zukunft gemeinsam mit Unternehmen, Regierungen und Universitäten zu gestalten.
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