Architekten wollen WM-Stadien in Wohnsiedlungen verwandeln
Die WM in Brasilien ist vorbei, die Fußball-Welt ist abgereist. Was bleibt, sind Millionen Euro teure Stadien. Um sie vor der Verwahrlosung zu bewahren, hat ein internationales Architekturbüro eine Idee: Nicht ausgelastete Stadien sollen zu Wohnsiedlungen werden.
Die Großstädte Rio des Janeiro und Sao Paulo nutzen die WM-Stadien weiterhin: Dort gibt es starke örtliche Mannschaften mit einer riesigen Anhängerschaft. Anders in Manaus und Brasilia. Dort gibt es nur Clubs in niedrigen Spielklassen. In Manaus kommen üblicherweise 3000 bis 4000 Fans zu einem Heimspiel. Doch die Arena in Manaus hat mehr als 40.000 Plätze.
Die Architekten Axel de Stampe und Slyvain Macaux vom Architekturbüro 1Week1Project aus Paris und Santiago de Chile wollen die Stadien davor bewahren, ungenutzt zu vergammeln. Ihre Idee ist es, sie mit Wohncontainern in große Wohnanlagen umzubauen. Da die Stadien bereits mit Solarmodulen den benötigten Strom selbst erzeugen können, würde die Energieversorgung für die vielen Hundert Wohneinheiten kein Problem bereiten.
Private Investoren sind wahrscheinlich schwer zu finden
Angesichts der großen Wohnungsnot in Brasilien wirkt die Idee der Architekten bestechend. Das große Problem: die Finanzierung. Private Investoren dürften schwierig zu finden sein – nicht zuletzt, weil große Bauprojekte in Brasilien meist mit erheblichen Kosten- und Zeitüberschreitungen verknüpft sind. So sind ja selbst die Stadien für die Fußballweltmeisterschaft 2014 nur mit Müh und Not teilweise erst in letzter Minute fertig geworden.
Die beiden Architekten schweigen sich zu den zu erwartenden Kosten gänzlich aus.
Jeder Wohncontainer soll 105 Quadratmeter Wohnfläche haben
Auch in Brasilien erklingen kritische Stimmen zu den Umbauplänen. Dabei geht es vor allem um die Größe der Wohnflächen der Wohncontainer. Die beiden Architekten sprechen hier von 105 Quadratmetern Wohnfläche je Container. Das aber ist – wenigstens nach brasilianischem Verständnis – viel zu viel. Die Wohnungsgröße des staatlichen brasilianischen Bauprogramms für junge Leute und weniger Bemittelte sieht eine durchschnittliche Wohnfläche von nur 35 Quadratmetern je Wohnung vor. Angesichts dieses Größenunterschieds ist zweifelhaft, wie viele derartig großer Wohnungen sich überhaupt absetzen ließen.
Ein Beitrag von: