Auf der höchsten Glasbrücke der Welt schlottern jedem die Knie
Haben die Chinesen denn gar keine Angst? Tausende drängten sich am Wochenende auf der höchsten Glasbrücke der Welt. 300 m in die Tiefe geht der Blick von der Zhangjiajie Grand Canyon Glass Bridge. Die 430 m lange Brücke bietet „leider“ beste Aussichten nach unten – ihr Boden besteht aus Glas.
Vor ziemlich genau einen Monat haben wir die ultimative Mutprobe für Ingenieure in Deutschland vorgestellt: die Geierlay-Hängebrücke am Rande des Hunsrücks. Diese spannt sich in 100 m Höhe auf eine Länge von 360 m über das Tal. Wenn Sie diesen Angriff auf die Sinne inzwischen erfolgreich gemeistert haben, empfehlen wir Ihnen jetzt eine Reise ins Reich der Mitte.
Denn dort im Zhangjiajie-Nationalpark in der Provinz Hunan im Südosten Chinas lädt seit dem vergangenen Wochenende die weltweit längste und höchste Brücke aus Glas, ja aus Glas, die Mutigsten dazu ein, eine unvergleichlich sinnliche Erfahrung zu machen.
430 lange Meter über einen Boden aus Glas
Die Zhangjiajie Grand Canyon Glass Bridge führt in bis zu 300 m Höhe über einen schroffen Canyon in den Zhangjiajie-Bergen im gleichnamigen Nationalpark. Der gläserne Weg ist 430 m lang und besteht aus exakt 99 sechs Meter breiten Bodenplatten aus dreischichtigem Glas.
Die Glaskonstruktion ist schon vor der Eröffnung ein Touristenmagnet. Mehr als 1,2 Millionen Besucher kamen im vergangenen Jahr in den Nationalpark, um den Bau der Brücke zu bestaunen.
Fahrt mit Limousine als Härtetest
Ihre Tragfähigkeit hat die vom israelischen Architekten Haim Dotan entworfene Brücke in den vergangenen Wochen hinlänglich bewiesen. Ein Journalist durfte mit einem Hammer auf die Glaskonstruktion einschlagen. Eine mit Fahrgästen besetzte Limousine ist auch schon über die filigrane Brücke gefahren.
Der Architekt aus Tel Aviv, der auch den israelischen Pavillon auf der EXPO 2010 in Shanghai entworfen hat, wollte die Glasbrücke über das Waldgebiet Wulingyuan, das für seine riesigen bis zu 200 m hohen an Himmelspfeiler erinnernden Sandsteinformationen bekannt ist, möglichst unsichtbar machen.
„Eine weiße Brücke, die in den Wolken verschwindet“, so sein Motto. Einige dieser bizarren Felsformationen dienen nun als natürliche Brückenpfeiler, zwischen denen die Stahlseilbrücke gespannt ist.
Stöckelschuhe sind verboten
Wer sich auf den wohl spektakulärsten Spaziergang der Welt begeben möchte, muss diesen bereits am Vortag reservieren. Ein Brückentrip kostet umgerechnet 18 Euro. Es dürfen sich maximal 800 Personen gleichzeitig auf der Glasbrücke befinden. Die dürften am vergangenen Eröffnungswochenende locker erreicht worden sein. Es wimmelte nur so von Besuchern.
Und die müssen Verhaltensregeln einhalten, wenn sie die Brücke betreten: So dürfen die Besucher nicht mit Stöckelschuhen über die Glasscheiben laufen. Sie dürfen keine Kameras und Selfie-Sticks mitnehmen, weil herunterfallende spitze Gegenstände das Glas zerkratzen könnten.
Laufsteg für Modenschauen
Die Brücke soll nicht nur Gänsehaut erzeugen. Künftig soll das spektakuläre Bauwerk auch als Laufsteg für Modenschauen dienen. Nur die Stöckelschuhe müssen die langbeinigen Schönheiten dann wohl gegen die Schutzüberzüge eintauschen, die alle Besucher der Brücke überziehen müssen.
Und damit nicht genug: Ab Juni 2017 wird die Zhangjiajie Grand Canyon Glass Bridge Absprunsgsort für den höchsten Bungee-Jump auf der Welt. Dann ist der bisherige Rekord-Jump vom Macau Tower in der Sonderverwaltungszone Macau der Volksrepublik China, der es auf eine Sprunghöhe von 233 m bringt, auf den zweiten Platz verbannt.
Vorbild für Pandoras schwebende Berge
Dann sollen auch riesige Schaukeln unter der Brücke hängen, um den schaulustigen Besuchern noch einen Kick bieten zu können: Schaukeln über Wulingyuan. Spätestens dann dürfte sich das perfekte Pandora-Feeling einstellen. Denn Hollywoods Star-Regisseur James Cameron hat sich für seinen 3D-Film Avatar von den schroffen Felsen in Zhangjiajie-Nationalpark für die schwebenden Berge auf Pandora inspirieren lassen.
Wem eine Reise nach China zu weit ist, aber trotzdem das flaue Gefühl im Bauch erleben will, dem bieten sich neben der Hängebrücke im Hunsrück noch weitere Ziele, die auch ohne Flugzeug erreichbar sind. Zum Beispiel der Skywalk in den Schweizer Alpen. Während die Augen den Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau genießen, stehen die Füße auf einer Glasplatte – 200 m über einem Abgrund.
Wir hätten auch noch die längste Hängeseilbrücke der Alpen anzubieten. Die ist 406 m lang – auch nicht schlecht. Einen Skywalk gibt es auch im Sauerland – aber zugegeben, der ist deutlich weniger spektakulär und schwebt nur über Baumwipfeln und damit in Erdnähe. Also eher was zum Üben.
Hier haben wir für Sie die zehn längsten Brücken der Welt zusammengestellt.
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