Städtebaulicher Wettbewerb entschieden 27.02.2014, 12:00 Uhr

Berliner Architekten Barkow und Leibinger bauen Berlins höchstes Haus

Das höchste Haus in Berlin und gleichzeitig das höchste Hotel in Deutschland bauen die Berliner Architekten Regine Leibinger und Frank Barkow. Das ist das Ergebnis eines Architekten-Wettbewerbs. Der aus polygenen Versatzstücken bestehende Baukomplex erweitert das Estrel-Hotel, Europas größtes Zentrum für Veranstaltungen und Unterhaltung um 814 Zimmer.

Die Formensprache dieses Hotelkomplexes orientiert sich erkennbar an dem Legespiel Tangram.

Die Formensprache dieses Hotelkomplexes orientiert sich erkennbar an dem Legespiel Tangram.

Foto: Barkow/Leibinger

Er ist deutlich inspiriert von dem Kinder-Legespiel Tangram, der jetzt preisgekrönte Architektenentwurf für das in Zukunft höchste Hochhaus Berlins und höchste Hotel Deutschlands. Dieser Turm soll den Engpass des bestehenden Estrel-Hotels in Berlin beseitigen, welches mit seinen bestehenden 1125 Zimmern deutlich an der Kapazitätsgrenze angelangt ist. Gewonnen hat diesen städtebaulichen Wettbewerb das Berliner Architektenbüro Barkow Leibinger mit ihrem gewagten Spiel der Formen aus Dreiecken und Parallelogrammen.

Der „Estrel-Tower“ ragt 176 Meter in den Himmel

Mit dem „Estrel-Tower“ wird Berlin an der Sonnenallee Nummer 228 im Berliner Stadtteil Neukölln nach der Realisierung einen an seiner höchsten Stelle 176 Meter hohen Hotelturm erhalten. Am Fuß des 46-geschossigen Hotelturms mit 814 Zimmern, sieht der Entwurf ein 55 Meter hohes Bürogebäude mit zwölf Etagen, einen 30 Meter hohen, sechsgeschossigen Restaurant- und Spa-Bereich und ein ebenfalls sechsgeschossiges, 23 Meter hohes Parkhaus vor.

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Regine Leibinger und Frank Barkow sind mit ihrem vor gut 20 Jahren gegründeten Architekturbüro beileibe keine Unbekannten in Berlin. Erst vor wenigen Wochen unterlagen sie mit ihrem Entwurf für ein Wohnhochhaus am Alexanderplatz dem US-amerikanischen Büro Gehry Partners und landeten auf dem dritten Platz. Jetzt aber sind sie die Gewinner im Rennen um die Erweiterung des Estrel-Komplexes in Neukölln. Bis Ende des Jahres könnte laut Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky der geänderte Bebauungsplan stehen, der den geplanten Hochhausbau an dieser Stelle möglich macht. „Von Seiten des Bezirks steht dem Projekt nichts im Weg“, versichert Buschkowsky und schwärmt: „Das Projekt ist ein Ausrufezeichen für Neukölln.“

Turm sieht aus wie ein Ausrufezeichen

Und genauso sieht der Hotelturm auch aus, wie ein Ausrufezeichen. Aber die Jury unter dem Vorsitz von Zvonko Turkali, der neben dem Investor und Hotelier Ekkehard Streletzki, die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sowie Volker Staab und die ehemalige Münchner Stadtbaurätin Christiane Thalgott angehörten, erhob den Entwurf von Leibinger und Barkow einstimmig zum Sieger. Insbesondere gefiel der Jury, dass sich das bestehende Hotel und die Erweiterung zu einem harmonischen Ensemble fügen. So entstehe ein „einprägsamer Ort“ der die „besondere Lage an der Sonnenallee und dem Schifffahrtskanal herausarbeitet und zugleich eine eigenständige, qualitätsvolle Architektur entwickelt“.

Abschrägung als Verneigung

Die beiden Architekten haben ihren Entwurf als Verneigung gedacht. Sie schreiben in ihrer Projekt-Information: „Hotel- und Büroturm sind zur Sonnenallee und dem Estrel-Hotel hin abgeschrägt. So neigen sie sich sinnbildlich dem niedrigen Bestand zu und vermitteln an dieser Torsituation in der Höhe zwischen innerem und äußerem Stadtbereich.“

Ein zackiges Dreieck ragt wohl schon bald 176 Meter in die Höhe in Berlin-Neukölln und bietet Platz für viele Gäste in der Hauptstadt.

Ein zackiges Dreieck ragt wohl schon bald 176 Meter in die Höhe in Berlin-Neukölln und bietet Platz für viele Gäste in der Hauptstadt.

Quelle: Barkow/Leibinger

Und so präsentiert sich das Ensemble: Richtung S-Bahn und Autobahn zeigt sich die Anlage von ihrer verschlossenen Seite. Zur Sonnenallee und zum Kanal hin liegen die beiden Gebäudefronten, die dem neuen Komplex sein öffentliches Gesicht geben. Hotel, Restaurant, der Spa- und Fitness-Bereich, das Bürohaus und die Parkgarage sind über ein gemeinsames eingeschossiges, bis zu 20 Meter hohes Atrium verbunden. Der Haupteingang von der Sonnenallee führt direkt in dieses Atrium, welches so als Herzstück der gesamten Neuanlage fungiert.

Alle zentralen Funktionen finden sich im Atrium

Dieses Atrium ist ein heller, ein offener „Verkehrsknotenpunkt“: Hier findet der Besucher verschiedene zentrale Funktionen wie einen Ticketschalter, einen Info-Point und auch Gastronomie. Dabei ist der Zugang zum Atrium wie eine „Tasche“ ausgebildet, wie ein kleiner Vorplatz, der sich analog zur polygonalen Formensprache der Türme in die Gebäudefront zu Sonnenallee hineindrückt.

Estrel ist der führende Anbieter für Eventflächen in Europa

Es ist ein Funktionskomplex, den Barkow und Leibinger auf dem 33.000 Quadratmeter großen Gelände an der Sonnenallee realisieren. Denn der „Estrel-Tower“ wird die Erweiterung des 1994 in Berlin eröffneten Estrel-Hotels, welches heute Europas größter Convention-, Entertain- und Hotel-Komplex ist. Das Estrel Convention Center bietet heute schon mit 15.000 qm Eventfläche sowie 60 Räumen nahezu grenzenlose Möglichkeiten für alle Arten von Veranstaltungen. Für Ute Jakobs, eine der beiden geschäftsführenden Direktoren des Estrel, muss der Ausbau der Hotelkapazitäten deshalb jetzt so schnell wie möglich erfolgen. Denn es ist eng im Estrel-Hotel und das soll sich schnell ändern.

Wettbewerbs-Beiträge sind öffentlich zu besichtigen

Berlin ist karnevalsfreie Zone: Deshalb können jetzt alle preisgekrönten Wettbewerbsarbeiten sowie alle weiteren Einreichungen vom 26. bis 27. Februar und vom 2. bis 6. März jeweils von 9 Uhr bis 20 Uhr im Estrel Berlin, Raum Paris, Sonnenallee 225 besichtigt werden. Dann bietet sich die Gelegenheit, auch den zweiten Preis von schneider + schumacher und den dritten Preis von Meixner Schlüter Wendt, beide aus Frankfurt am Main, zu bewerten.

Ausgelobt hat den Wettbewerb Estrel-Eigentümer Ekkehard Streletzki in Kooperation mit dem Bezirksamt Neukölln und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Durchgeführt wurde er von dem Berliner Planungs- und Architekturbüro Herwarth + Holz. 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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