Das weltgrößte Hochhaus aus Holz ist halb fertig
In Wien entsteht seit Herbst 2016 das größte überwiegend aus Holz gebaute Hochhaus der Welt. Noch in diesem Jahr könnte der ehrgeizige Bau fertig sein. Die Hälfte des Hochhauses ist geschafft.
Die Wiener nennen es einfach das „HoHo“. Das im Bau befindliche größte Holz-Hochhaus der Welt ist ein Leuchtturm im völlig neu aus dem Boden gestampften Wiener Stadtteil „Seestadt Aspern“, in dem Wohnungen und Arbeitsplätze für 20.000 Menschen entstehen sollen. Und nach ein paar Startschwierigkeiten ragt dieser Leuchtturm nun doch so langsam in die Höhe. 84 Meter sind geplant, die Hälfte ist jetzt erreicht. Und nachdem das Gerüst für diesen ersten Bauabschnitt abgebaut wurde, erkennt man jetzt auch die schöne Holzfassade, die in ihrer Optik an Baumrinde erinnert.
Im Oktober 2016 hatte der Bau mit einem Jahr Verspätung begonnen. Nun aber scheint alles planmäßig zu laufen, noch in diesem Jahr soll das Hochhaus fertig sein. Auf 24 Stockwerken entstehen hier Wohnungen, Restaurants, ein Hotel, Apartments für Kurzzeitmieter, Büros sowie Gesundheits- und Wellnessangebote – auf eine Shopping Mall wurde ganz bewusst verzichtet, denn trotz hohen Komforts passt ein solcher Konsumtempel nicht recht zum nachhaltigen Konzept des Baus.
3.600 Kubikmeter Holz
Lässt man den unterirdischen Gebäudeteil außen vor, so besteht das Gebäude zu Dreivierteln aus Holz. Insgesamt werden 3.600 Kubikmeter Holz verbaut, die komplett „aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern“ stammen, betont der Investor cetus Baudevelopment. Im Vergleich mit einem konventionellen Bau derselben Nutzungsart und Größe spare das HoHo rund 300.000 Megawattstunden Primärenergie ein. Zusätzlich liefert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erneuerbaren Strom. Etwa 20 Prozent mehr als ein herkömmlicher Bau werde das HoHo aber schon kosten, schätzt Richard Woschitz, der bei dem Projekt für die Statik und Tragwerksplanung verantwortlich ist. Der Investor jedenfalls plant mit Kosten von etwa 65 Millionen Euro.
Der strukturelle Kern des Baus besteht aus Stahlbeton – so werden alle verfügbaren Materialien am effizientesten genutzt, Wärme-, Brand- und Schallschutz optimiert, erklärt Woschitz. Außerdem sei der Betonkern aus statischen Gründen notwendig: „Eine der größten Herausforderungen ergibt sich aus der Tatsache, dass man im Holzbau nicht schweißen kann. Damit sind Anschlussknoten, die starke Zugkräfte hervorrufen, äußerst kompliziert umzusetzen. Aus diesem Grund fahren wir mit einem massiven Stahlbetonkern hoch, um an diesem den Holzbau anzudocken.“
Holz-Hochhaus auch in Hamburg
Bislang geht dieser Plan offenbar auf, völlig neuartig ist diese Bauweise mit Betonkern und Holzbau ohnehin nicht. Ähnlich arbeiten die Entwickler des Unternehmens Garbe Immobilien-Projekte GmbH bei Deutschlands höchstem Holzhaus, das in drei Jahren in der Hamburg Hafencity fertiggestellt sein soll. Es wird zwar mit 64 Metern 20 Meter niedriger als der Wiener Bau, soll aber mit 100 Millionen Euro deutlich mehr kosten. Das wiederum könnte auch daran liegen, dass das Hamburger Holzhaus eine fast unsichtbare Glashaube bekommen soll, um den Lärm von den benachbarten Elbbrücken abzuhalten.
Bislang sind die höchsten Holzbauten der Welt nur rund 50 Meter hoch, also ein knappes Drittel der Kölner Domtürme. Größere Pläne gibt es aber natürlich: 73 Meter hoch soll der Haut-Tower in Amsterdam werden, gut 100 Meter hoch geplant sind Projekte in Stockholm und Paris. Und sogar 300 Meter Höhe soll der Barbican Oakwood Tower in London erreichen. Diesen Plan hatte das Architekturbüro PLP vor zwei Jahren recht vollmundig angekündigt.
Derzeit hat das Projekt aber laut PLP-Webseite nur den Status eines „Forschungsvorschlags“.
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