Deutsche Technik steckt in Brasiliens WM-Stadien
Wenn sich die Spieler bei der Fußball-WM in Brasilien über den besonders grünen Rasen im Nationalstadion in Brasilia freuen, dann hat der Bayer-Konzern seine Finger im Spiel. Denn das Dach des Stadions besteht aus Makrolonplatten aus Leverkusen. Die sind so transparent, dass der Stadionrasen ohne künstliche Nachhilfe gedeiht. Deutsche Technik steckt auch im Stadion in Recife.
Wenn am 12. Juni das Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien angepfiffen wird, dürften viele Zuschauer einen Blick nach oben wagen, auf die beeindruckende Dachkonstruktion des Nationalstadions in Brasilia. Ein Dach aus Kunststoff liegt über dem zweitgrößten Stadion Brasiliens. Bayer Material Science (BMS) lieferte den Hightech-Werkstoff Makrolon für die Stadionüberdachung des vom renommierten Hamburger Architektenbüro gmp gebauten neuen Nationalstadions. Denn dieser Werkstoff ist extrem stabil, höchst schlagfest und bruchsicher. Alles Anforderungen, die bei der Planung einer Stadionüberdachung von zentraler Bedeutung sind.
Makrolon – Material mit hoher Witterungsbeständigkeit
Aspekte der Sicherheit, der Wetterbeständigkeit, der Transparenz, der Wirtschaftlichkeit und nicht zuletzt der Aspekt eines attraktiven Designs, das sich in das Gesamtbild des Stadions und in die Umgebung gut einfügt, das sind die wesentlichen Anforderungen an eine moderne und zeitgemäße Stadionüberdachung. Das Dach des Estadio Nacional ist als kreisförmiges Hängedach konzipiert, das als zweischalige Struktur von einem Betondruckring gehalten wird. Das Wetter in Brasilia wechselt schnell zwischen extrem starken Niederschlägen und direkter Sonneneinstrahlung. Das Stadiondach erfordert daher ein Material mit hoher Witterungsbeständigkeit.
Mit einer Masse von wenigen Kilogramm pro Quadratmeter sind die Kunststoffplatten deutlich leichtgewichtiger als entsprechende Glaskonstruktionen, halten aber extremen Witterungseinflüssen wie Hagel oder großen Regenlasten problemlos stand. Dank ihres relativen Gewichts benötigen die Polycarbonatplatten laut BMS „keine kostspielige Unterkonstruktion“.
Lichtdurchlässigkeit von 82 Prozent lässt Rasen wachsen
Das verwendete Makrolon UV clear 2099 hat eine beidseitige UV-Schutzschicht, die sich beim Kaltbiegen und selbst nach vielen Jahren der Bewitterung nicht ablöst. Die Platten haben eine garantierte Lichtdurchlässigkeit von 82 Prozent, was ein natürliches Wachstum des Spielfeldrasens ermöglicht.
Das ist in modernen Stadien nicht selbstverständlich. Die Schalke-Arena ist beispielsweise so dunkel, dass der Rasen auf einem rollbaren Boden verlegt wurde, der nach außen geschoben werden kann. Raus ins Licht. In anderen Stadien werden regelmäßig Speziallampen aufgestellt, um das fehlende Sonnenlicht zu ersetzen und das Rasenwachstum zu fördern. Im Stadion von Brasilia ist das nicht nötig.
Der Innenring des Stadiondaches in Brasilia besteht aus 110 Tonnen Makrolonplatten – jede Platte ist 12 Millimeter dick und mehr als 10 Meter lang. Die Herstellerfirma BMS ist überzeugt von den Eigenschaften ihres Werkstoffes: Die Platten sind mit einer 10-Jahres-Garantie auf Unzerbrechlichkeit und auf die optischen Eigenschaften ausgestattet.
Insgesamt sind es sieben Spiele, die die rund 72.800 begeisterten Zuschauer, geschützt vor Sonne und Regen, im neugebauten Nationalstadion verfolgen können. Es ist das zweitgrößte Stadion der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft. In diesem Hexenkessel wird am Samstag, den 12. Juli, um 17 Uhr Ortszeit das Spiel um Platz 3 ausgetragen.
Fassade in Recife leuchtet in verschiedenen Farben
Wenn am 26. Juni die deutsche Elf vor 42.849 fußballverrückten Zuschauern in der Arena Pernambuco in Recife auf das US-Team des deutschen Trainers Jürgen Klinsmann trifft, dann leuchtet die Fassade des schönen Stadions in den verschiedensten Farben. Das Stadion in Recife gilt als die Allianz-Arena Brasiliens. Denn wie die Außenhaut der Arena des FC Bayern München mal in rot, mal in blau leuchtet, ist auch die Außenhaut des Stadions in Recife ein Verwandlungskünstler. Dank deutscher Technik.
Eine Hightech-Firma aus Bremen, die Firma Vector Foiltec, hat nicht nur die 1100 Tonnen schwere Stahlkonstruktion geliefert, sondern auch die 25.000 Quadratmeter große Folienfassade. Vector Foiltecist Weltmarktführer für die Bauausführung von großflächigen und lichtdurchlässigen Gebäudehüllen aus Folienkonstruktionen und bedient etwa 90 Prozent des Weltmarktes.
Spezialisiert auf Luftkissen-Technologie aus Fluorkunststofffolien
„Organisatorisch war das für unsere Firma die bisher größte Herausforderung“, sagt Reinhard Schmidt, der die Firma Vector Foiltec gemeinsam mit Stefan Lehnert im Jahre 1982 gegründet hat. Die Bremer Firma mit 120 Mitarbeitern in 18 Niederlassungen hat sich auf eine Luftkissen-Technologie aus Fluorkunststofffolien spezialisiert. „Die 0,25 Millimeter dicken Folien werden zu riesigen Luftkissen verschweißt. Das Material ist reißfest und kann die Außentemperatur abmildern. Und es sieht architektonisch super aus“, betont Schmidt. Krümmungen, Verwindungen und Verwölbungen der Kissen sind im Gegensatz zu Glas völlig problemlos herzustellen.
Folie ist akustisch transparent
Ein großer Vorteil dieser Texlon genannten Folie: Texlon ist akustisch transparent. Bei einem Gewicht von weniger als 1 Kilogramm pro Quadratmeter werden intern erzeugte Geräusche nicht reflektiert. Das führt zu einem deutlich besseren akustischen Wohlbefinden als bei der Verwendung von akustisch harten Materialien wie Glas oder Beton. Für die 42.849 Fußballfans, die in das Stadion von Recife passen, ist das eine gute Nachricht. Und für die Akteure auf dem Spielfeld verspricht die verbesserte Akustik eine bessere Kommunikation untereinander und mit dem Trainer.
Verunreinigungen wie Vogelkot spült der nächste Regen ab
Ein weiterer, nicht zu unterschätzende Vorteil: Die Folien aus Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) haben eine antiadhäsive glatte Oberfläche. Sie sind selbstreinigend, auch hartnäckige Verunreinigungen wie Vogelkot werden beim nächsten Regenguss einfach abgespült. Durch das Luftpolster zwischen den Lagen der Folienkissen lassen sich gute Wärmedämmeigenschaften erzielen. Das wird bei den Spielen die erwarteten heißen Außentemperaturen abmildern. Versprechen jedenfalls die Bremer.
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