Dieses Hochhaus aus Holz soll 300 Meter hoch werden
Es wäre eine weitere Sehenswürdigkeit in London: ein Hochhaus aus Holz, 300 Meter hoch und damit doppelt so hoch wie der Kölner Dom. 1000 Wohnungen auf 80 Stockwerken sollen in dem Holzturm untergebracht werden. Architekten und Ingenieure haben zusammen mit der Universität Cambridge dieses fantastische Haus entworfen. Ob es gebaut wird?
Wenn Boris Johnson etwas gefällt, dann merkt man das. Der exzentrische Bürgermeister von London hat mit den Teilen des Modells für ein Holzhochhaus in seiner Stadt gespielt wie ein Kind mit seinen ersten Bauklötzen. So erzählt es jedenfalls Kevin Flanagan, Partner des Architekturbüros PLP, das zusammen mit dem Ingenieurbüro Smith & Wallwork und der Universität Cambridge am Projekt eines Wolkenkratzers aus Holz arbeitet. Als sie ihren Timber Tower jetzt dem Bürgermeister vorstellten, sahen sie wohl einigen Glanz in seinen Augen.
Verständlicherweise. Das Hochhaus ist ein eleganter schlanker Bau, der auf 80 Stockwerken etwa 1000 Wohneinheiten umfassen soll und der mit Elementen wie schrägen Strebepfeilern, die an gotische Kathedralen erinnern, und echtem Fachwerk arbeitet. 65.000 Kubikmeter Holz sollen dafür nötig sein, haben die beteiligten Ingenieure errechnet. Nach statischen Analysen diverser Konzepte für das Tragwerk des Gebäudes kamen Smith & Wallwork zur gewünschten Lösung: „Das finale Design nutzt Riesen-Fachwerk mit 2,5 mal 2,5 Meter großen Holzplatten und 1,75 Meter dicken Holzwänden.“
Nur ein Viertel des üblichen Gewichts
Trotz der extrem dicken Wände soll das gesamte Gebäude nur ein Viertel des Gewichts einer vergleichbaren Konstruktion aus Beton haben. Für Architekt Flanagan ist Holz deshalb das ideale Material für den Bau von Hochhäusern. „Der Bau geht viel schneller, das Material ist einfacher zur Baustelle zu bringen, insgesamt ist es viel billiger.“ Außerdem binde das natürliche Baumaterial große Mengen Kohlenstoff, während Beton und Stahl in ihrem Produktionsprozess für einen gewaltigen Ausstoß an Treibhausgasen sorgten.
Zweifel an der Verfügbarkeit von Holz für ähnliche Bauten in aller Welt haben die Planer nicht. Allein Kanada könne in den nächsten 70 Jahren aus bewirtschafteten Wäldern etwa 15 Milliarden Kubikmeter Holz liefern, ausreichend für die Wohnungen von einer Milliarde Menschen, meint Dr. Michael Ramage, Direktor des Centre for Natural Material Innovation in Cambridge.
Holz sei als Baumaterial viel zu wenig genutzt, biete aber ein Wohlgefühl für die Menschen, das Beton und Stahl nie vermitteln könnten – und deshalb seien Hochhäuser aus Holz eine mögliche Lösung für den immer noch gewaltigen Raumbedarf in London.
Realisierung noch ungewiss
Die Holzkonstruktion soll zugleich auch neue Möglichkeiten im Design eröffnen und so „vollkommen neue Stadt-Erlebnisse im 21. Jahrhundert“ ermöglichen. Überragend würde sie selbst in London wirken, schließlich ist der Bau laut Plan knapp doppelt so hoch wie die Türme des Kölner Doms. Ob sie allerdings wirklich jemals gebaut wird, steht in den Sternen – noch hat sich Bürgermeister Johnson nicht öffentlich dazu geäußert.
Ein Stück weiter sind da schon die Planer in Wien: Hier soll ein Holz-Hochhaus schon in zwei Jahren fertig sein. Allerdings wird es auch nur 84 Meter hoch.
Und in Neu-Delhi will das Pariser Architekturbüro Vincent Callebaut sechs Hochhaustürme bauen lassen, die aussehen wie gestapelte grüne Dörfer. Verbaut werden soll überwiegend regional erzeugtes Holz.
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