Ende des Sitzens: Büro der Zukunft hat keine Stühle
Das niederländische Kreativbüro Raaaf will den modernen Büromenschen aus seiner Dauersitzhaltung befreien. Statt Bürostühle und Schreibtische haben die Designer eine dreidimensionale Bürolandschaft konzipiert, in der es sich liegen, stehen, anlehnen und auch ein wenig sitzen lässt.
Permanente Herumsitzerei gehört, zumindest im Büro, komplett abgeschafft. Diesen Ansatz verfolgt das niederländische Kreativbüro Raaaf und will mit einer recht radikal anmutenden Alternative endlich das Ende des Sitzens einläuten. In einer großen gebauten Landschaft, in der unregelmäßige geometrische Formen von Gängen durchschnitten werden, soll der moderne Büroarbeiter angeregt werden, unterschiedlichste Positionen einzunehmen. Als Ausgleich zum rückenschädigenden Sitzen soll wieder mehr gestanden und gelegen werden.
Fast unsere gesamte Umgebung ist auf Sitzen ausgelegt
Bis vor kurzem konnte die Installation The end of sitting, die als eine Art Büro der Zukunft vorgestellt wurde, in der Galerie Looiersgracht 60 in Amsterdam besichtigt und genutzt werden. „In unserer Gesellschaft ist beinahe die gesamte Umgebung auf das Sitzen ausgelegt und entsprechend gestaltet, während Mediziner vor gesundheitlichen Schäden bei zu vielem Sitzen warnen“, bemängelt das Amsterdamer Kreativbüro Raaaf.
Rietveld Architecture-Art-Affordances, das sind Arna Mackic und die beiden Brüder Ronald und Erik Rietveld – ein Architekt, ein Philosoph und eine Designerin. Die drei arbeiten, wie sie selbst sagen, an der Schnittstelle von Kunst, Architektur, Philosophie und empirischen Wissenschaften. Für ihr aktuelles Projekt haben sie sich Unterstützung von der bildenden Künstlerin Barbara Visser geholt.
Zunächst entwickelte das Team im Auftrag des Chef-Architekten des niederländischen Ministeriums für Wohnen und Stadtplanung eine filmische Animation. Sitting kills heißt der anderthalbminütige Film, in dem die Menschen sich auf und in einer großen dreidimensionalen Landschaft bewegen. Statt stundenlang auf einem Fleck zu sitzen, gehen sie umher, legen sich hin, um zu lesen oder lehnen sich mit einer Tasse Kaffee an eine der schrägen Wände.
Gewünscht ist der radikale Wandel der Arbeitsumgebung
In der Amsterdamer Galerie ist das Team nun mit einer tatsächlich gebauten Landschaft aus der Theorie in die Praxis eingestiegen. Erkunden wollen sie damit die „Möglichkeiten eines radikalen Wandels der Arbeitsumgebung“. Bis das Konzept vom Ende des Sitzens in zeitgenössischen Bürolandschaften angekommen ist, wird es aber wohl noch dauern. Das Projekt scheint außerdem vorzugsweise für die Kreativbranche entwickelt worden zu sein, in der man mit schlanken Laptops statt mit schweren Aktenordnern unterwegs ist.
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