Gehoben wohnen im Öko-Hochhaus aus Holz
Haut haben Architekten ein Hochhaus genannt, das in Amsterdam gebaut werden soll. Und Haut besteht aus Holz. Mit 73 Meter Höhe zählt der Wohnturm zu den höchsten Häusern der Welt aus diesem Material. Dabei wird Haut sowohl ökologischen als auch ästhetischen Wohnansprüchen gerecht – Energie generierende Fassaden, Wasseraufbereitung und Urban Gardening inklusive.
73 m hoch, 21-stöckig und komplett aus Holz soll er sein, der Wohnturm namens Haut, der im neuen Amsterdamer Wohngebiet Amstelkwartier direkt am Fluss Amstel im Süden der Stadt entsteht. Gemeinsam mit dem Energieunternehmen NLE wurde das „Team V Architectuur“ von der niederländischen Stadt Amsterdam beauftragt, hier rund 14.500 m2 Wohnfläche, aufgeteilt auf 55 Wohnungen, zu schaffen – aus Holz und als energetischer Selbstversorger.
Konstruktion aus kreuzweise verleimten Holzplatten
Die umweltfreundliche Bauweise beginnt schon mit der Konstruktion, die zum überwiegenden Teil aus kreuzweise verleimten Holzplatten besteht. Diese tragen nicht nur das Gebäude, sondern kompensieren auch drei Millionen Kilo CO2. Natürlich ist auch die Innen- und Außenverkleidung weitestgehend aus dem nachwachsenden Rohstoff sowie Glasflächen.
Damit nicht genug der Ökologie: Die Fassaden in moderner Optik sollen so beschaffen sein, dass sie Energie generieren, und das Abwasser wird unter ökologischen Gesichtspunkten gesammelt und aufbereitet. Das macht das Konzept zu einem Spitzenkandidaten für Breeam. Das steht für „Building Research Establishment Environmental Assessment Method“, wurde 1990 in Großbritannien entwickelt und ist das älteste und meistverbreitete Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen.
Fläche für den Gemüse-Anbau inklusive
Breeam bewertet neben Landverbrauch und Ökologie, Transport, Material sowie Energie und Wasser auch den Aspekt „Gesundheit und Wohlbefinden“. Hier liegt Haut ebenfalls ziemlich weit vorn. Zu den Plänen der Architekten gehört auch ein Wintergarten im 1.100 m2 großen Erdgeschoss des Gebäudes, das mit seiner dreieckigen Grundfläche bereits einen Blickfang darstellt.
In diesem Garten, Haut Hortus genannt, können die Bewohner sich treffen und austauschen sowie ganzjährig ihr eigenes Gemüse anbauen: ein weiterer Schritt in Richtung Selbstversorgung durch Urban Gardening. Ergänzt wird das Konzept durch das Innovation Lab von NLE, in dem neueste Erkenntnisse zu Ernährung, Energie und Bauweise vorgestellt werden sollen.
Zudem dürfen die Erstbesitzer der Wohnungen viel bei der Größe, dem Schnitt und der Ausstattung und Lage zum Beispiel der Balkone mitreden, selbst Wohnungen oder einzelne Räume über mehrere Stockwerke sind machbar. Hier rührt auch der Name des Gebäudes her: Haut steht für „haute couture“: maßgeschneiderte, exklusive Architektur.
Wenn das Konzept ab der zweiten Hälfte des Jahres 2017 umgesetzte wird, hat sich nachhaltiges Bauen mit Holz somit wohl endgültig aus der verhutzelten Alternativ-Ecke verabschiedet. Ein optisches Signal dafür ist sicherlich die spitze Ecke des Gebäudes, die expressiv Richtung Fluss zeigt und ein ungewöhnlicher Blickfang ist.
Innovativ und doch in guter Gesellschaft
Die Erkenntnis, das Öko-Bauen mit Holz nicht zwingend in den Wald gehört, sondern durchaus mit gehobenem städtischen Wohnen vereinbar ist, reift derzeit auch in anderen Metropolen: In Wien entsteht ebenfalls ein Holzhaus, das mit seinen 84 m Höhe sein holländisches Pendant noch überragen wird. Noch höher hinaus wollen Architekten und Ingenieure aus London, die gemeinsam mit der Universität Camebridge ein 300 m hohes Holzhaus geplant haben. Ob das jedoch jemals gebaut werden soll, ist noch nicht entschieden.
Ebenfalls ökologisch und zu 75 % aus einheimischem Holz und anderen natürlichen Materialien sollen auch die Konstrukte sein, die das Pariser Architekturbüro Vincent Callebaut im indischen Neu-Delhi bauen möchte: Sechs Wohntürme, zusammengefasst zu einem Dorf, sollen hier ab 2020 entstehen – ebenfalls mit der Möglichkeit für die Bewohner, ihr eigenes Gemüse anzubauen.
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