„Haus 2019“: Das erste Nullenergiehaus des Bundes wurde bezogen
Das neue Bürogebäude des Umweltbundesamtes in Berlin ist das erste Nullenergiehaus des Bundes. Im September haben die rund 30 Mitarbeiter das sogenannte „Haus 2019“ bezogen, das übers Jahr gerechnet eine ausgeglichene Energiebilanz vorweisen soll.
Raus aus dem Container und rein in ein hochmodernes Bürogebäude hieß es für die Beschäftigten des Umweltbundesamtes am Standort Berlin-Marienfelde Anfang September. Nach zweijähriger Planungs- und ebenso langer Bauzeit bezogen die 31 Mitarbeiter ihr neues Nullenergiehaus. Platzmangel durch gestiegene Mitarbeiterzahlen und eine gewachsene Infrastruktur in der Behörde hatten den Neubau notwendig gemacht. Endlich sollten auch die Container, die jahrelang für den zusätzlichen Arbeitsplatzbedarf aufgestellt worden waren, verschwinden.
Ab 2019 gilt laut EU für behördliche Bürogebäude der Niedrigstenergiestandard
Das war 2009, als zeitgleich das Europäische Parlament eine neue Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden vorlegte. Diese gibt vor, dass ab 2019 der Standard Niedrigstenergiegebäude für behördliche Neubauten gelten soll. So wurde die Idee von „Haus 2019“ geboren, einem zukunftsfähigen und vorbildlichen Bürobau, dessen komplette Energieversorgung ausschließlich auf der Nutzung erneuerbarer Energien beruht. Geplant vom Architekturbüro Braun-Kerbl-Löffler und dem Haustechnikbüro Schimmel entstand das Nullenergiehaus als Modellprojekt mit 31 Büroarbeitsplätzen und drei Besprechungsräumen.
Der barrierefreie Holztafelbau ist als kompaktes zweigeschossiges Gebäude so konzipiert, dass ein möglichst optimales Verhältnis von Außenwandfläche zu Volumen entsteht. Die Holzelemente sind vorgefertigt und haben, ebenso wie die Fenster mit innenliegendem Sonnenschutz, günstige Wärmedurchgangskoeffizienten, also gute Wärmedämmeigenschaften. Als Dämmmaterial wurde Zellulose verwendet. Eine luftdichte Bauausführung vermindert unerwünschte Wärmeverluste und ermöglicht eine effiziente Nutzung der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Das große Oberlicht über dem Foyer sowie Fenstertüren versorgen Flure und Treppenhäuser mit Tageslicht. Für die Nutzung der Sonnenenergie bietet das Dach, auf dem die Photovoltaikanlage den Strom produziert, ausreichend Fläche. Die 380 Module sollen einen Jahresertrag von circa 50 000 Kilowattstunden erreichen. Dem gegenüber steht ein berechneter Endenergiebedarf von 48 000 Kilowattstunden pro Jahr. Der produzierte Strom wird direkt genutzt, in Batterien gespeichert oder ins Netz eingespeist. Rund ein Drittel des gesamten Strombedarfs wird für den Betrieb der Büroausstattung aufgewendet.
Wärmepumpe ist in die Wasserbecken der Versuchsanlagen integriert
Auch die wissenschaftlichen Arbeiten am Standort des Umweltbundesamtes, die sich mit dem Thema Wasser beschäftigen, sind Teil des Gebäudemanagements. Die vorhandenen Wasserbecken und Teiche, die Teil der technischen Versuchsanlagen sind, wurden in das Energiekonzept integriert. Das geförderte Wasser dient als Wärme- oder Kältequelle für die elektrische Wärmepumpe. Die Flächenheizungen und Lüftungsanlagen verteilen die Wärme und Kälte im Gebäude. Eine thermische Solaranlage auf dem Dach unterstützt die Warmwasserversorgung. Innerhalb eines Jahres soll das Gebäude ebenso viel Energie erzeugen, wie es benötigt.
Anfang September haben die Mitarbeiter nun ihr neues Quartier bezogen. Zeitgleich startete ein einjähriges Monitoring. Wenn voraussichtlich Ende 2014 die ersten Ergebnisse vorliegen, wird sich zeigen, ob das anspruchsvolle Ziel, ein Nullenergiehaus zu betreiben, gelungen ist.
Ein Beitrag von: