Hoch über der Stadtautobahn in Atlanta wird ein Park gebaut
Jahrzehntelang wurden amerikanische Städte in erster Linie für den Autoverkehr gebaut. Fußgänger und Radfahrer hatten eher schlechte Karten bei den Stadtplanern. In Atlanta soll sich das bald ändern, denn dort wird eine Stadtautobahn mit einem großen Park überbaut. Der wird Teil des innerstädtischen Wegenetzes und soll das Klima verbessern.
Individueller Autoverkehr mit mehrspurigen Highways in der Innenstadt – das gehörte für amerikanische Stadtplaner viele Jahre lang untrennbar zusammen. Mancherorts sind die Straßen für Fußgänger zu feindlichen Orten geworden, an denen man ohne Auto verloren wirkt. Ohne weiteres rückgängig machen lässt sich diese Entwicklung nicht, die Stadtautobahnen sind gebaut und der Individualverkehr im eigenen Fahrzeug behauptet seine Vormachtstellung. Kreative Ideen, an diesem Zustand etwas zu ändern, hat es jedoch auch immer gegeben. Der jüngste Vorstoß, der den Fußgänger und nicht den Autofahrer in den Mittelpunkt der Stadtplanung stellt, kommt aus Atlanta.
Mehrspuriger Highway teilt Stadtteil Buckhead
Die Stadt in Georgia im Südosten der USA zählt eine knappe halbe Million Einwohner, in der Metropolregion leben mehr als zehnmal so viele Menschen. Im Norden von Atlanta liegt der Stadtteil Buckhead, der sich zu einem kommerziellen Zentrum in der Stadt mit zahlreichen Hochhäusern und einer beliebten Wohngegend an ihrem Rand entwickelt hat. Rein optisch wird Buckhead allerdings vom in den 90er Jahren gebauten mehrspurigen Highway Georgia State Route 400 (GA400) und einer Bahntrasse getrennt. Hier schlägt eine der Verkehrsadern von Atlanta.
Nun hat die Kommunalverwaltung ein Projekt auf den Weg gebracht, das die Lebensqualität der Bewohner verbessern soll: Über der Autobahn wird ein großer Park gebaut, der den Menschen Erholung bietet, die Stadtteile miteinander verbindet und überdies das Klima verbessert. Das Architektur- und Stadtplanungsbüro Rogers Partners und die Landschaftsarchitekten von Nelson Byrd Woltz haben gemeinsam den Buckhead Park entwickelt und die Pläne dafür nun vorgestellt. Etwas über 700 m lang wird die neue Grünfläche zwischen den Hochhäusern von Buckhead.
Buckhead Park soll in das Wegenetz der Stadt integriert werden
Der neue Park wird in drei große Bereiche unterteilt. Im Norden gibt es ein Amphitheater für Zusammenkünfte, Konzerte oder andere Ereignisse. In der Mitte liegt die „Plaza“, von der aus die umliegenden Einzelhandelsgeschäfte leicht erreicht werden können. Im dritten Teil der Anlage sollen Gärten angelegt werden, zur puren Erholung.
Wichtig ist den Planern, dass hier kein abgelegenes Erholungsgebiet entsteht, sondern ein Park, der in das Wegenetz der Stadt eingebunden ist. Pendler, die mit der Bahn fahren, gehören ebenso dazu wie Radfahrer und Fußgänger, die den Park auf ihren Einkaufswegen oder zur Arbeitsstelle nutzen.
Hoffnung auf Reduzierung des Wärmeinsel-Effektes
Darüber hinaus erhofft sich die Stadt durch die Begrünung – deren Bewässerung durch Regenwasser ausreichend sein soll – eine klimatische Verbesserung in der Innenstadt. Wie viele Großstädte kennt Atlanta ebenfalls den Effekt der Wärmeinsel. Durch die Bebauung wird mehr Sonnenstrahlung absorbiert und die Baukörper heizen sich tagsüber stark auf. Im Gegensatz zu unbebauten Gebieten wird die gespeicherte Wärme nachts aber weniger abgegeben und ein Kreislauf beginnt, in dem es durch fehlende Luftzirkulation auch zu höherer Schadstoffkonzentration kommt.
Die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) geht davon aus, dass die durchschnittliche Jahrestemperatur einer Stadt mit einer Million Einwohnern 1 bis 3 °C höher liegt als ihre Umgebung. Die Temperaturunterschiede in der Nacht können sogar bis zu 12 °C betragen. Für Atlanta und seine Pläne zur neuen Parkbebauung steht jetzt die Beteiligung der Bevölkerung an.
Weitere grüne Ideen: Labyrinth von Erdwällen und bewohnbarer Berg
In Amsterdam ist man da schon weiter: Neben dem Flughafen Schiphol haben Landschaftsarchitekten in den letzten Jahren ein Labyrinth von Erdwällen angelegt. Der ungewöhnliche Park soll den niederfrequenten Lärm der aufsteigenden Flugzeuge an Europas viertgrößtem Flughafen vermindern. Mehr dazu lesen hier.
Und in Schanghai will das Architekturbüro Heatherwick Studio mit Sitz in London für bessere Luft sorgen. Thomas Heatherwick hat den verwegenen Plan geschmiedet, im angesagten und gerne mit Soho in London verglichenen Künstlerdistrikt 50 Moganshan Road in Schanghai einen bewohnbaren bewaldeten Berg zu bauen. „Konzipiert nicht als Gebäude, sondern als ein Stück Topographie“, erklärt der Architekt seine Idee.
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