In Amsterdam entsteht ein Haus aus dem 3D-Drucker
Komplett aus dem 3D-Drucker kommen die Baustücke, mit denen junge Architekten in Amsterdam ein revolutionäres Haus am Kanal bauen. Es soll aus drei Stockwerken und 18 Zimmern bestehen. Von der Innovationskraft dieser Idee überzeugte sich sogar schon US-Präsident Barack Obama.
Mitte des Jahres soll der erste Raum des ungewöhnlichen dreistöckigen Kanalhauses fertig sein. Besichtigen kann man die Baustelle aber schon jetzt, denn die Architekten arbeiten nicht im Verborgenen, sondern präsentieren ihr Projekt des 3D-Kanalhauses öffentlichkeitswirksam in einer Ausstellung. Zu den Besuchern zählt sogar schon US-Präsident Barack Obama.
Vor zehn Jahren gründeten Hans Vermeulen, Martine de Wit und Hedwig Heinsman ihr Architekturbüro DUS mit Sitz in Amsterdam. Seither beschäftigt sie die Frage, wie modernes urbanes Leben auch angesichts der explodierenden Bevölkerungszahlen in den Megacities aussehen kann. „Erfahrungen mit 3D-Druck hatten wir bereits“, sagt Hans Vermeulen. „Jetzt wollten wir wissen, ob wir das auch in andere Dimensionen für den Bau eines Hauses einsetzen könnten.“
Architekten gaben riesigen 3D-Drucker Kamermacher in Auftrag
In Auftrag gaben die Architekten den „Kamermacher“, zu Deutsch „Zimmermacher“. Der riesige 3D-Drucker, sechs Meter hoch und drei Meter breit, ist eine vergrößerte Version des Ultimakers des gleichnamigen niederländischen 3D-Drucker-Herstellers.
In diesem Zimmermacher werden nun die Baublöcke für das Kanalhaus gedruckt. Im gegenwärtigen Stadium experimentieren die Hausbauer noch mit verschiedenen Kunststoffen, die als Schmelzschichtung in drei Millimeter starken Lagen vom Druckerkopf, dem Extruder, aufgetragen werden. Ein mögliches Material ist der thermoplastische Schmelzklebstoff Macromelt, den die Firma Henkel auf Basis von Polyamid entwickelt hat.
Pro Block, der bis zu zwei Meter breit, zwei Meter lang und drei Meter hoch sein kann, braucht der Drucker rund eine Woche, inklusive Härtung des Materials. In einem Druckvorgang entsteht gleichzeitig sowohl die Fassade als auch die innere Hauswand.
Einzelne gedruckte Baublöcke wiegen 180 Kilogramm
Im Inneren bestehen die schwarzen Blöcke, die etwa 180 Kilogramm wiegen, aus diagonalen Streben. In den Hohlräumen dazwischen lassen sich benötigte Kabel und Leitungen für Strom, Wasser oder Kommunikationstechnik einziehen. Zur Stabilisierung der Konstruktion werden die Hohlräume dann mit Schaumstoff aufgefüllt, der wie Beton aushärtet.
Jeder der 13 unterschiedlichen Räume, die aus einzelnen Blöcken bestehen, wird direkt vor Ort gedruckt. Geplant sind unter anderem eine Küche, ein Esszimmer und eine kleine Bar.
Im nächsten Schritt sollen die vorbereiteten Blöcke wie Legosteine zum Haus zusammengesetzt werden. Die Fassade des fertigen Gebäudes soll ein Giebeldach erhalten, ganz im Stil der Kanalhäuser in der Amsterdamer Altstadt. Bis jetzt steht eine drei Meter hohe Ecke des neuen Hauses aus dem 3D-Drucker. Für das gesamte Projekt bis zur Fertigstellung haben die Architekten drei Jahre veranschlagt.
Am Ende, so hoffen die Architekten, könnte das gedruckte Kanalhaus eine Alternative zur Bauweise mit konventionellen Materialien werden. Es fiele weniger Abfall an, Transportkosten reduzierten sich und der Kunststoff für den Hausbau könne aus recycelten Materialien gemacht werden. Einzelne Räume und Designelemente könnten nach den Wünschen der Kunden gestaltet und auch von Nicht-Architekten zum individuellen Traumhaus zusammengestellt werden. Außerdem sei die gesamte Konstruktion relativ einfach auseinander zu bauen, falls ein Umzug ansteht.
Das neue 3D Canal House wird in 1031 CL Amsterdam Nord, Tolhuisweg 7 gedruckt. Eine Besichtigung der Baustelle und der dazugehörigen Ausstellung ist möglich von dienstags bis freitags zwischen 11 und 17 Uhr.
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