Komplette Räume unterwegs 23.06.2015, 06:55 Uhr

In Norwegen entsteht ein Krankenhaus in Modulbauweise

In Norwegen, nördlich des Polarkreises, entsteht ein modernes Krankenhaus in Modulbauweise: Nach den Plänen norwegischer Architekten fertigt das Unternehmen Cadolto bei Nürnberg vorgefertigte Räume. Sie treten mitsamt der kompletten Medizin-, Labor- und Gebäudetechnik ihre Reise ins 3000 Kilometer entfernte Kirkenes an.

Geplantes Krankenhaus im nordnorwegischen Kirkenes: Es besteht aus 330 Modulen, die das deutsche Unternehmen Cadolto baut und verschickt. 

Geplantes Krankenhaus im nordnorwegischen Kirkenes: Es besteht aus 330 Modulen, die das deutsche Unternehmen Cadolto baut und verschickt. 

Foto: Momentum Arkitekter

Im Juli dieses Jahres soll die Produktion des neuen Krankenhauses für Nordnorwegen beginnen. Produktion ist in diesem Fall das richtige Wort. Denn das komplette Gebäude wird industriell vorgefertigt und schließlich vor Ort zusammengesetzt. Das Unternehmen Cadolto, mit Stammsitz in Cadolzburg bei Nürnberg, hatte sich für den Bauauftrag beworben und sich gegen sieben andere Baufirmen durchsetzen können. Jetzt werden in der Cadolzburger Fabrik etwa 330 Module für das neue Krankenhaus im 3000 Kilometer entfernten Kirkenes hergestellt.

Architekt modularisierte Grundriss

Geplant wurde der Krankenhausneubau Nye Kirkenes Sykehus vom norwegischen Architekturbüro Momentum Arkitekter. Das dreigeschossige Bauwerk mit Technikzentrale auf dem Dach war von den Architekten ursprünglich nicht in Modulbauweise konzipiert worden. Aber weil die Ausschreibung systemoffen verlief, konnte auch Cadolto ein Angebot abgeben.

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Modulkrankenhaus in Norwegen: Auf 16.300 m2 entstehen eine Notaufnahme, Operations- und Kreißsäle, Radiologielabore und 54 Betten sowie eine chirurgische, medizinische und psychiatrische Poliklinik. 

Modulkrankenhaus in Norwegen: Auf 16.300 m2 entstehen eine Notaufnahme, Operations- und Kreißsäle, Radiologielabore und 54 Betten sowie eine chirurgische, medizinische und psychiatrische Poliklinik. 

Quelle: Momentum Arkitekter

Überzeugt hat die Norweger offenbar vor allem die schnelle Bauzeit vor Ort, denn in Kirkenes sind die Winter sehr lang und die Zeiten kurz, in denen gebaut werden kann. Die einzelnen Module, die von Cadolto nach Kirkenes geschickt werden, sind bereits vorgefertigt und können deshalb auf der Baustelle rasch zusammengesetzt werden.

Damit die frei geplante Architektur überhaupt in eine Modulbauweise überführt werden konnte, gab es nach dem Zuschlag für Cadolto eine enge Kooperationsphase mit dem Architekten, der seinen konventionellen Grundriss modularisierte.

In den Modulen steckt die komplette Medizin-, Labor- und Gebäudetechnik

„Basismodule haben wir keine“, betont Jeannette Daschner von Cadolto. „Wir bauen immer nach dem Wunsch des Kunden, individuell an seine Bedürfnisse angepasst.“ Im Fall von Kirkenes sind das etwa 330 Module, die ab Juli 2015 im Werk in Cadolzburg vorgefertigt werden. Ab Herbst nächsten Jahres werden sie nach Norwegen geliefert, in der Zwischenzeit wird der konventionell gebaute Keller entstehen. Darauf können dann die bis zu 5,80 m breiten Module rasch aufgesetzt werden.

Im September 2016 soll das neue Krankenhaus fertig sein. Dann wird es auf 16.300 m2 eine Notaufnahme, Operations- und Kreißsäle, Radiologielabore und 54 Betten sowie eine chirurgische, medizinische und psychiatrische Poliklinik geben. Die dafür notwendige Ausstattung – inklusive der kompletten Medizin-, Labor und Gebäudetechnik – ist ebenfalls in den Gebäudemodulen enthalten, sodass für das Krankenhaus zum Teil komplette Zimmer mit Fliesen, Vorhängen und Fassade aus Cadolzburg angeliefert werden.

Deshalb, so Cadolto, rechne sich auch der Transport über weite Strecke, wirtschaftlich und ökologisch. „Nach der Fertigstellung wird es keine Unterschiede zwischen einem konventionellen Bau und unserem Modulbau geben“, sagt Daschner. „Man wird gar nicht erkennen können, dass es ein Modulbau ist.“

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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