In Weißrussland steht ein Fußballstadion mit Aluminiumhaut
Beißt die? ist man geneigt zu fragen, wenn man die neue Arena des weißrussischen Fußballvereins Bate Borisov erstmals sieht. Eine Art silberner Feuersalamander liegt da mitten im Wald der 150.000 Einwohner zählenden Stadt nordwestlich der Hauptstadt Minsk. Die Aluminiumhaut des modernen Stadions kommt aus Sachsen.
Entworfen hat den im Wald gestrandeten Feuersalamander das Architektenteam Ofis aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Den Architekten war es ein Anliegen, viel von diesem Wald zu erhalten. Sternförmig angelegt sind rund um den Feuersalamander 800 Parkplätze. Insgesamt verbraucht die Borisov-Arena eine Fläche von 32.000 Quadratmetern und hat am Ende rund 40 Millionen Euro verschlungen.
Viel Freizeitspaß auf rund 3000 Quadratmetern
Dafür bietet dieses Stadion mehr als nur Fußball. In dem geschützten Raum zwischen Aluminiumaußenhaut und Tribünen ist ein öffentlicher Raum mit Geschäften, Gastronomie und Toiletten untergebracht – auf vier Etagen im Westen des Stadionrunds und auf drei im niedriger bedachten Osten. Dort befindet sich sogar eine Kegelbahn.
Es gibt auch einen Fitnessraum und ein Kinderspielzentrum mit kostenpflichtiger Betreuung. Insgesamt 3628 Quadratmeter misst dieser durch die unregelmäßigen Öffnungen in der Außenhaut natürlich belüftete Freizeitspaß.
Über 13.000 Sitzplätze auf bunten Plastikstühlen
Auf den überdachten Tribünen der Borisov-Arena finden 13.126 Fans einen Sitzplatz auf der bunten Plastikbestuhlung. Für die besonders wichtigen Menschen, die VIPs, gibt es 620 Plätze. Diese sind mit einem eigenen Fahrstuhl direkt vom Parkplatz erreichbar. Die normalen Fans verteilen sich in dieser modernen Arena über ein überdachtes, aber unbeheiztes Foyer in die verschiedenen Areale. Im gesamten Stadion steht kostenloser WLAN-Internetzugang bereit. Für die Presse gibt es gut 100 separate Plätze.
Für die Sportler sind eigene Zugänge in die Arena, eigene Trainingsmöglichkeiten sowie Garderoben vorhanden. Sogar an einen Raum für die Dopingkontrolle wurde gedacht. Der Fußballtempel mit dem organischen Look zählt in der Wertung des Dachverbands UEFA zu den 4-Sterne-Einrichtungen.
Aluminiumhaut kommt aus Sachsen
Die Haut für diesen gestrandeten Feuersalamander aus Aluminium lieferte die Firma Boehme Systems aus dem sächsischen Boxdorf, die erst 1984 von Holm Boehme als kleine Klempnerei gegründet worden ist. Vor Ort montiert wurden die Schindeln von einem Montageteam. Überwiegend wurden quadratische Kleinformat-Metallschindeln mit einer Dicke von 0,7 Millimetern mit umlaufendem Falz verwendet.
Durch diese kleinen Aluminium-Schindeln war diese äußerlich sehr organische Form des Fußballtempels gut zu realisieren. Die gesamte Konstruktion weist nur wenige, verdeckte gerade Linien auf. So gibt es auf der gesamten Dachfläche nur vier Kontaktlinien, an denen jeweils die Nord-, Ost-, Süd- und Westflächen aufeinandertreffen. Diese Linien haben die Ingenieure von Boehme Systems als angeschnittene, umgeschlagene und zuletzt eingehängte Schindel ausgebildet. Durch diesen konstruktiven Trick sind die Kontaktlinien kaum sichtbar. Der Feuersalamander lebt – und er beißt nicht. Garantiert.
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