Jetzt auch das noch: Am Flughafen BER droht Einsturzgefahr
Der Pannen-Flughafen BER macht schon wieder Negativ-Schlagzeilen: Am Freitag musste das Terminal des künftigen Hauptstadtflughafens größtenteils gesperrt worden. Der Grund: Im Dach montierte Rauchgasventilatoren sind zum Teil doppelt so schwer wie ursprünglich genehmigt. Es droht Einsturzgefahr.
Man darf getrost von einem schwarzen Freitag für den Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER) sprechen: Nach all den Pleiten, Pannen und Verzögerungen droht nun auch noch Einsturzgefahr. Am Freitag sind große Teile des neuen Terminals abgesperrt worden. Es ist mal wieder die Entrauchungsanlage, die Probleme verursacht. Teilweise wurden die Bühnen für die Rauchgasventilatoren an der Dachkonstruktion des Terminals mit mehr als 4000 kg statt der genehmigten 2000 kg belastet.
Entrauchungskonzept auf den Kopf gestellt
Aufgeflogen ist dieser statische Irrsinn, weil das Entrauchungskonzept förmlich auf den Kopf gestellt wurde. Die ursprünglichen Planungen sahen vor, das Rauchgas im Brandfall durch den Keller abzuleiten. Nun ist geplant, das Rauchgas zu einem großen Teil über die Dachkonstruktion abzuleiten. Die Entrauchungsanlage sollte dafür in drei autonome Entlüftungen aufgeteilt werden. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für den Einbau der Entrauchungsschornsteine hat die Flughafengesellschaft FBB die tatsächlichen Dachlasten nochmals prüfen lassen.
„Gravierende Überschreitungen der Lastenaufnahmen“
Das beauftragte renommierte Unternehmen „Schlaich, Bergermann und Partner“ wies in seinem Gutachten am schwarzen Freitag auf „gravierende Überschreitungen der Lastenaufnahmen“ beim Terminaldach hin. Es ist ein brisantes Statikgutachten, welches das Potential hat, die geplante Eröffnung des BER im Jahre 2017 noch einmal in eine ferne Zukunft zu verbannen.
Die Gutachter schreiben in ihrer 28-seitigen Stellungnahme: „Für die Standsicherheit der Bühnen existiert momentan kein statischer Nachweis. Bis zum Vorliegen eines gültigen statischen Nachweises dürfen die Ventilatoren nicht betrieben oder in Gang gesetzt werden. Eine Nachrechnung der TGA-Bühnen der Rauchgasventilatoren ist unabdingbar.“
„Dadurch ging der Überblick über das Projekt vollständig verloren“
„In drei der insgesamt zwanzig Deckenfelder wurden offensichtlich vor dem alten Eröffnungstermin 2012 schwerere Rauchgasventilatoren verbaut als in der ursprünglichen Planung angenommen“, so ein Sprecher des Willy-Brand-Flughafens am Sonntag. „Es drohen weitere Millionenkosten und Verzögerungen, wenn das Dach des BER-Terminals verstärkt werden muss“, sagte Andreas Otto, Grünen-Obmann im BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. „Es rächt sich einmal mehr, dass der BER-Aufsichtsrat im Sommer 2012 völlig unüberlegt dem Generalplaner kündigte – dadurch ging der Überblick über das Projekt vollständig verloren.“
Kündigung mit sofortiger Wirkung
Die Kündigung mit sofortiger Wirkung der Projektgemeinschaft BBI mit dem Segen des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit im Mai 2012 war die Konsequenz daraus, dass der geplante Eröffnungstermin 2012 nicht zu halten war. Die Projektgemeinschaft bestand aus dem Architekturbüro gmp des Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan, dem Architekturbüro JSK und der Ingenieur GmbH.
Eröffnungstermin im zweiten Halbjahr 2017 gefährdet
Vor drei Jahren sollte der Flughafen in Berlin-Schönefeld eröffnen. Nun ist auch der zuletzt genannte Eröffnungstermin im zweiten Halbjahr 2017 gefährdet. Zunächst hatte im August der Baudienstleister Imtech, der beim Flughafenbau für technische Bestandteile wie Heizung, Sanitäranlagen und Lüftung zuständig ist, einen Insolvenzantrag gestellt.
Nun liegt das Schicksal des Flughafens wieder in der Hand der Statiker. Diese Experten berechnen vor Baubeginn, welche Lasten ein Gebäude verkraften kann. Trotzdem wurden Ventilatoren in die Decken des Terminals eingebaut, die das Doppelte des genehmigten Gewichts auf die Waage bringen. Dieser Vorgang zeigt, welche Kultur auf einer der größten Baustellen Deutschlands vorherrscht: Es ist die Kultur der organisierten Unverantwortlichkeit.
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