Klein aber fein: Minihäuser zum Staunen und Wohnen
Auf die Größe kommt es nicht an: Das beweisen die Minihäuser von Designern aus aller Welt. Der Zweck der Häuschen ist so unterschiedlich wie ihre Erbauer. Während manche reine Kunstobjekte sind, sollen andere eine Lösung für Wohnungsknappheit bieten.
Es ist noch gar nicht so lange her, da nannte man beengten Wohnraum despektierlich Wohnklo. Dieser nicht besonders schmeichelhafte Name passt vielleicht immer noch auf zu kleine Studentenbuden in vollen Städten zu. Dass aber klein nicht immer „zu eng“ oder gar schlecht heißen muss, beweisen die winzigen, aber durchdachten Wohnstätten, die verschiedene Künstler und Architekten entworfen haben.
Das Konzept ist meistens sehr einfach: Trenne dich von allem Überflüssigen und finde eine Verbindung zwischen der Umgebung und deinen Bedürfnissen. Gelingt dies, bietet auch ein Minihaus von maximal 15 Quadratmetern genügend Platz für entspanntes Wohnen – nicht nur für Studenten.
So viele Konzepte, wie es Minihäuser gibt
Wie unterschiedlich die Minihäuser ausfallen können, zeigt BauNetz, das größte deutschsprachige Online-Architekturmagazin: Die Spanne reicht vom gerade einmal zwei Quadratmeter großen Beetle’s House, das vom japanischen Architekten Terunobu Fujimori stammt, bis hin zum schwedischen Minihouse 2.0 vom Stockholmer Designer Jonas Wagell. Ersteres steht auf scheinbar wackeligen Stelzen in London und lädt in seinem schlichten, kleinen Inneren zur japanischen Teezeremonie mit britischen Einflüssen.
Während der spärlich eingerichtete Raum die Gedanken seiner Besucher auf das Wesentliche, das Teetrinken, lenken soll, bietet das Äußere mit asymmetrischem Satteldach, verspielten Details und der Leiter zum Einstieg durch eine Luke viel zu entdecken. Zu sehen ist es in der Ausstellung „1:1 – Architects Build Small Spaces im Victoria & Albert Museum in London“.
Einzelstücke und Serienproduktionen
Das schwedische Minihaus dagegen ist deutlich zweckdienlicher gestaltet. Der serienproduzierte, erweiterbare Holzbungalow dient tatsächlich als Ferienhaus: an der Küste, an Seen oder wo auch immer. Es ist von der Dämmung bis zum Wasseranschluss mit allem Nötigen ausgestattet, mit seinem großzügigen Minimalismus, die der Designer selbst seinem Häuschen bescheinigt, aber dennoch ein Hingucker.
Als Feriendomizil dient auch das Nido House des finnischen Designers Robin Falck, das im südfinnischen Sipoo mitten im Wald steht. Mit gerade einmal 19 Jahren habe sich der Erbauer vor drei Jahren seinen Zufluchtsort im Grünen erschaffen, schreibt das Architekturportal. Auf zwei Etagen mit einer Grundfläche von neun Quadratmetern brachte er alles unter, was er so braucht.
Und wenn es drinnen doch zu eng wird, gibt es noch eine große Terrasse. Schnell fertig war das keilförmige Häuschen, das komplett aus kostengünstigem Recyclingmaterial besteht. Innerhalb von zwei Wochen stand es, nicht zuletzt, weil ein befreundeter Zimmermann mit Hand angelegt hatte.
Größer, aber nicht unbedingt wohnlicher ist wiederum das Final Wooden House des Japaners Sou Fujimoto mit 15 Quadratmetern. Der Kubus besteht komplett aus Glas und vor allem Blockhölzern, die nicht nur die Außenwände bilden, sondern im Innern als Sitzgelegenheit, Tisch und Ablagefläche dienen. Damit rangiert das Haus eher in der Kategorie Kunstobjekt als in der Kategorie Wohnstätte.
Minihaus Diogene von Renzo Piano ist energieautark
Die Blicke auf sich zieht auch das blechverkleidete Häuschen Diogene des Designers Renzo Piano. Es sieht aus wie ein überdimensionales Monopolyhaus, bietet auf seinen siebeneinhalb Quadratmetern aber alles, was man braucht – von der Schlafcouch über eine Miniküche bis hin zur Toilette. Darüber hinaus ist es energieautark und lässt sich problemlos versetzen – zuletzt landete es im Vitra Design Museum in Weil am Rhein, wo es derzeit zu besichtigen ist.
Wer sagt eigentlich, dass Häuser unbedingt stehen müssen? Müssen sie nicht, sagten David Neuen und Julius Lehniger und hängten ihre Lift Cabin an Spanngurten einfach auf. Eigentlich war das Vier-Quadratmeter-Häuschen im Kundenauftrag als Baumhaus konzipiert worden. Als der jedoch absprang, bauten sie die Minivilla dennoch, testeten sie im Keller einer Freundin und brachten sie dann im Innern einer ausgebrannten Lagerhalle in Berlin an.
Dort fand die hängende Behausung auch einen Bewohner: Ein Obdachloser nutzte die Laube als Unterschlupf, bis sie wieder abgebaut werden musste. Der Transport ist dabei kein Problem: Das Häuschen lässt sich in 16 Teile zerlegen und ist mit 350 Kilo nicht besonders schwer. Die Spanngurte, die es in der Höhe halten, dienen beim Transport als Sicherung.
Das alles ist kein Zufall. Sie hätten von Anfang an auf Mobilität und Transport geachtet, erklärten die Erbauer in einem Interview mit BauNetz.
Mit Minihäusern gegen die Wohnungsnot
Als real zu nutzender Wohnraum ist auch die Student Box aus Schweden gemeint. Elf Quadratmeter groß, sieht das Häuschen von Tengbom Architects aus wie direkt aus dem Ikea-Katalog: Es besteht aus Brettsperrholz und hat alles, was man als Student so braucht – vom Bad über den Schreibtisch bis zum Bett.
Dabei ist es funktional, sieht aber nicht aus wie ein reiner Zweckbau – dafür sorgen schon die Fenster mit ihren schiefen Winkeln und das eine oder andere verspielte Detail innen und außen. Darüber hinaus kann es quasi überall aufgebaut werden. Die schwedische Regierung will so der Wohnungsnot in Studentenstädten entgegentreten und bezahlbaren Wohnraum schaffen.
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