Schöne Fortuna 16.08.2016, 10:01 Uhr

Lausward: Ein Kraftwerk kann auch richtig gut aussehen

Der jüngste Düsseldorfer Stromproduzent auf der Lausward ist nicht nur weltmeisterlich effizient, sondern auch optisch ansprechend. Kadawittfeldarchitektur hat die Außenhülle des Kraftwerks so gestaltet, dass sie Einblicke ins Innere gewährt. Ein „Stadtfenster“ bietet einen grandiosen Ausblick.

Bei Nacht wirkt das Kraftwerk Fortuna besonders einladend.

Foto: kadawittfeldarchitektur

Harmonisches Wechselspiel von Rahmen und Fugen.

Foto: kadawittfeldarchitektur

Fortuna ermöglicht Blick über die Kraftwerksanlage. 

Foto: kadawittfeldarchitektur

In 45 m Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform für Besucher. 

Foto: kadawittfeldarchitektur

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„Anton“ und „Emil“ sehen aus, wie es sich für Kraftwerksblöcke gehört. Schornsteine und Hallen der beiden älteren Anlagen im Kraftwerk Lausward am Rhein in Düsseldorf präsentieren sich in schlichter Industriearchitektur. „Fortuna“, der jüngste Block am Standort, hat sich dagegen in Schale geschmissen, genauer: ist in Schale geschmissen worden.

Das Aachener Architekturbüro kadawittfeldarchitektur hat ihm eine Außenhülle verpasst, die selbst in der Architektur-Fachzeitschrift „Detail“ Beachtung fand. „Wie eine gigantische Raupe aus gestaffelten Gliedern liegt das neue Erdgaskraftwerk der Stadt Düsseldorf vor den anderen Anlagen“, schreibt die Autorin Lara Marisa Schuster. Die Stadtwerke Düsseldorf wählen auf ihrer Homepage einen anderen Vergleich: „Die rhythmisierte Fassade gliedert das Volumen maßstäblich und verleiht dem Bauwerk aus vielen Blick­punkten in der Stadt seine Identität stiftende, logo-artige Gestalt.“

Bei klarem Wetter schweift der Blick bis nach Köln

Das Kesselhaus, in dem die weltweit effektivste Gasturbine schnurrt, dominiert das Bauwerk. Eine weitgehend gläserne Hülle ermöglicht den – erwünschten – Blick auf die Innereien. Der Schornstein ragt über die Gebäudehülle nur wenig hinaus.

Integriert ist in einer Höhe von 45 m eine „Stadtfenster“ genannte Besucherplattform, von der man einen grandiosen Blick über die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt und den Rhein hat. Bei klarer Luft ist sogar die 35 km entfernte Millionenstadt Köln zu sehen. Das Kraftwerk steht direkt am Ufer des Rheins und am Hafen.

Kunstwerk aus Licht

Die zum Rhein hin gelegenen Fassaden der drei Einzelgebäude – Kesselhaus, Maschinenhalle mit Gas- und Dampfturbine und die Übergabestation für Fernwärme – bestehen aus senkrechten Platten, die in unregelmäßigen Abständen unterbrochen sind. Sie sind silberfarben beschichtet. Bei Dunkelheit werden die Außenkanten der Platten flächig beleuchtet. Das Kraftwerk ähnelt dann eher einem Kunstwerk aus Licht.

Nach dem Willen der Stadtwerke Düsseldorf sollte die Außenhülle nicht nur funktionell gestaltet werden, sondern ein Image von Umweltverträglichkeit ausstrahlen. Der Entwurf des Aachener Architektenbüros wurde unter 40 Einreichungen ausgewählt.

Düsseldorf will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Der neue Block soll einen Beitrag dazu leisten. Er emittiert zwar Kohlendioxid, aber erheblich weniger als etwa ein Kohlekraftwerk. Das liegt am Brennstoff Erdgas und am weltmeisterlichen Wirkungsgrad der Gasturbine von Siemens, die auf mehr als 61 % kommt. Wenn im Winter auch Fernwärme ausgekoppelt wird liegt der Gesamtnutzungsgrad bei stolzen 85 %.

Passend zum gut aussehenden Kraftwerk haben wir Ihnen noch ein verrücktes Hotel anzubieten: Die Zimmer sind in einem Baukran montiert, 50 m hoch über den Dächern Amsterdams. Und ebenfalls bei Nacht besonders hübsch anzusehen.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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