Louvre Abu Dhabi: Diese Kuppel ruht auf nur vier Punkten
Der Louvre mit seinen weltbekannten Kunstwerken wie der Mona Lisa ist schon in Paris ein Museum, das Kunstfreunden den Atem nimmt. Die Depandance in Abu Dhabi, am Wochenende eröffnet, könnte dem alten Vorbild mächtig Konkurrenz machen. Dafür sorgt auch das imposante und architektonische Maßstäbe setzende Gebäude des Pariser Stararchitekten Jean Nouvel.
Es wirkt ein wenig so, als sei auf den weißen Quadern auf Saadyat Island, einer dem Zentrum Abu Dhabis unmittelbar vorgelagerten Insel, ein stählernes Ufo im Begriff dort notzulanden. Denn die Kuppel des am vergangenen Samstag offiziell eröffneten Louvre Abu Dhabi scheint über den 55 Quadergebäuden zu schweben. Die silberne Kuppel ruht tatsächlich nur auf vier Pfeilern und hat einen Durchmesser von 180 Metern.
Die trotz der Größe filigran wirkende Dachkonstruktion wiegt 7.500 Tonnen, das ist fast soviel, wie der Pariser Eiffelturm. Der französische Stararchitekt Jean Nouvel verfolgte bei der Gestaltung des Kunsttempels gleich mehrere Zwecke: Im Außenbereich hat die Kuppelkonstruktion eine schattenspendende Funktion. So können die Louvre-Besucher geschützt vor der heißen Wüstensonne im angenehmen Klima durch die Galerien und Ausstellungen flanieren. Gleichzeitig entstand in den Ausstellungsräumen ein ideales Mikroklima zum Schutz der wertvollen Exponate.
Illumination aus 7850 Sternen
Jean Nouvel nimmt mit seinem Dom Stilelemente der arabischen Architektur auf. Inspirationsquelle waren Lichtstrahlen, die wie in einem orientalischen Basar die mit Bastmatten abgedeckten Gassen durchdringen. Die Dachkuppel besteht aus insgesamt neun Schichten. Außen liegen vier Stahlschichten, Innen vier Aluminiumschichten. Dazwischen befindet sich die tragende Stahlkonstruktion.
Die Geometrie der verschiedenen Schichten bildet eine Illumination aus 7850 Sternen, die in Größe und Winkel variieren. Je nach Sonneneinstrahlung werfen diese Sterne im Inneren raffinierte wechselnde Schatten an den Wänden und auf den Böden. Die vielen der unter der Kuppel befindlichen Wasserbassins reflektieren die Lichtstrahlen zusätzlich, so dass ein impressionistisches Gesamtkunstwerk aus Licht entsteht.
Gebaut hat diese einmalige Dachkuppel die in kühnen Konstruktionen erfahrene Stahlbaufirma Waagner-Biro aus Österreich. Waagner-Biro hat unter anderm die Kuppel des Reichstages gebaut, eines der Wahrzeichen des neuen Berlins, und Dachkonstruktionen im British Museum in London, im Pariser Louvre und im neuen Etihad Museum in Dubai.
In Abu Dhabi beim Bau der Kuppel mussten die Österreicher besonders schweres Gerät einsetzen. Mit einem 1.600-Tonnen-Raupenkran wurden die vormontierten Elemente mit einem Gewicht von bis zu 65 Tonnen an ihren Platz gehoben und auf eine speziell gestaltete und konstruierte temporäre Struktur gelegt und dann miteinander verschraubt. Für die Umsetzung der Pläne von Architekt Nouvel erhielt das Unternehmen im September den European Steel Building Award.
Gebäudeanordnung erinnert an eine arabische Altstadt
Das eigentliche Museum mit seinen Ausstellungen ist in 55 weiß getünchten Quadergebäuden untergebracht, die sich zum Teil unter der Domkuppel und zum Teil daneben befinden. Insgesamt bilden diese ein Wirrwarr aus Gassen und Plätzen, das an eine Medina, eine arabische Altstadt erinnert. Weitere 23 Gebäude sind für Galerien reserviert. Die jetzt eröffnete Dauerausstellung umfasst 6.400 Quadratmeter, die gesamte Ausstellungsfläche umfasst sogar 8.600 Quadratmeter.
Das Thema der Ausstellung lässt sich mit Kunst aus aller Welt zusammenfassen. Von Statuen aus der Pharaonenzeit über Werke von Leonardo da Vinci wie „La Belle Ferronniére“ und Ai Weiweis „Brunnen des Lichts“ zu Vincent van Gochs „Selbstportrait“ und Werke von Piet Mondrian werden auch die verschiedensten Kunstepochen präsentiert. Dabei ist besonders reizvoll, wie der Louvre Abu Dhabi vergleicht, wie gleiche Szenen sehr unterschiedlich in europäischen, afrikanischen und arabischen Darstellungsformen inszeniert werden. Der Louvre Abu Dhabi hat dafür einen ganzen Strauß von Partnermuseen gebunden. Neben dem Pariser Louvre gehören das Orsay-Museum, Schloss Versailles und das Centre Pompidou zu den Partnern.
Namensrecht für 30 Jahre gesichert
Frankreich hat sich die Namensrechte am Louvre von Abu Dhabi mit über 400 Millionen Euro fürstlich bezahlen lassen. Insgesamt fast eine Milliarde Euro haben die Namensrechte für 30 Jahre, wissenschaftliche Expertise und diverse zukünftige Wechselausstellungen gekostet. Die Gesamtkosten des Louvre Abu Dhabi addieren sich zu mehr als 1,5 Milliarden Euro, über 580 Millionen Euro kostete das imposante Gebäude. Vom Projektstart im März 2007 bis zur feierlichen Eröffnung am 11. November 2017 vergingen über zehn Jahre. Mit Blick auf die Dauerbaustelle des Berliner Flughafens eigentlich ein Klacks.
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