Vision eines Unternehmers 04.09.2014, 15:58 Uhr

Marode Lahntalbrücke in Limburg soll sich in Luxus-Wohnresort verwandeln

Der deutsche Unternehmer Albert Egenolf will die Lahntalbrücke an der A3 in Limburg in ein Luxus-Wohnresort mit Hotels, Büros, Cafés und einem Kongresszentrum umbauen. Vier Hochhäuser sollen sich wie quadratische Wespennester um die Brückenpfeiler schlängeln. Im Laufe dieses Monats muss er die Realisierbarkeit des Projekts nachweisen. 

Die Brücke der Zukunft: Unternehmer Albert Egenolf plant, die marode Lahntalbrücke der A3 in Limburg mit futuristischen Wohnwaben zu ummanteln. Davon sind nicht alle Bürger Limburgs begeistert. 

Die Brücke der Zukunft: Unternehmer Albert Egenolf plant, die marode Lahntalbrücke der A3 in Limburg mit futuristischen Wohnwaben zu ummanteln. Davon sind nicht alle Bürger Limburgs begeistert. 

Foto: Egenolf

„Die Idee einer Wohnbrücke ist keinesfalls neu. Die Idee der Umfunktionierung einer Autobahnbrücke zur Wohnbrücke hingegen schon. Dank des revolutionären Konzeptes und zukunftsweisenden Architektur, könnte eine ganze Region und das deutsche Ingenieurwesen erheblich an Image gewinnen“, schreibt Albert Egenolf, Geschäftsführer des Unternehmens Egenolf Prüftechnik & Grundbesitz mit Sitz in Runkel-Dehm. Seine Vision ist in der Tat ziemlich kühn: Er möchte die A3-Lahntalbrücke, ein in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtetes marodes Brückenbauwerk nahe Limburg, zu einem Luxus-Wohnresort mit Hotels, Büros, Kongresszentrum und Cafés umbauen.

Hochhäuser wie quadratische Wespennester

Gelingt sein Plan, dann würden sich vier Hochhäuser wie quadratische Wespennester um die vier Brückenpfeiler schlängeln. Jeder der Türme soll eine Nutzfläche von etwa 7000 Quadratmetern haben. Insgesamt etwa 28.000 Quadratmeter Platz, was für das kleine Limburg mit nur knapp 35.000 Einwohnern doch recht üppig daherkommt. Mit üppig kennen sich die Einwohner von Limburg an der Lahn aus, seit ihnen der inzwischen aus der Stadt gejagte Bischof Franz-Peter Tebartz van Elts den neuen Bischofssitz für Baukosten von über 30 Millionen Euro direkt neben dem berühmten Limburger Dom hinterließ.

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Die Chancen für die tatsächliche Umsetzung der Vision stehen nicht schlecht. Den Bürgermeister von Limburg, Martin Richard von der CDU, hat Egenolf schon auf seine Seite gezogen: „Das ist natürlich von der Gestaltung her ein Highlight. Eine Sache, die es meines Erachtens einmalig in der Form in ganz Europa geben würde. Würde Limburg bekannt machen, wäre eine extrem gute Standortwerbung für uns.“

So könnte die Lahntalbrücke nach dem Umbau aussehen: Auf 28.000 Quadratmetern sollen über der Lahn Wohnungen, Hotels, ein Kongresszentrum und Restaurants entstehen. 

So könnte die Lahntalbrücke nach dem Umbau aussehen: Auf 28.000 Quadratmetern sollen über der Lahn Wohnungen, Hotels, ein Kongresszentrum und Restaurants entstehen. 

Quelle: Egenolf

Ein Teil der Limburger Bürger fordert von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), am Plan festzuhalten und die 400 Meter lange und 57 Meter hohe Spannbetonbalkenbrücke im Jahr 2017 abzureißen. Ende August haben einige besorgte Limburger eine Unterschriftenaktion gestartet, um gegen die Egenolf-Vision Stimmung zu machen. „Die Lahn bei Limburg ist ein besonders schöner Ort. Der Domfelsen und der Limburger Dom stellen eine unvergleichlich schöne, einmalige Verbindung von Natur- und Kulturdenkmal dar“, schreiben die besorgten Bürger. Auch die Grünen sind äußerst skeptisch. Sie fürchten vor allem um eine Verschlechterung der Frischluftzufuhr, weil Limburg in einem Kessel liegt.

Bund kann zehn Millionen Euro einsparen

In direkter Nähe der maroden Brücke entsteht derzeit der Ersatz-Neubau für die Autobahn A3 über die Lahn. 2016 soll diese fertig sein. Der geplante Abriss des alten Brückenbauwerks wird laut Planung rund zehn Millionen Euro verschlingen. Geld, das Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sparen kann, wenn der Visionär Egenolf mit seinen Plänen zum Zuge kommt. Auf seiner Brücke der Zukunft sollen oben in den an den Pfeilern klebenden Hochhäusern exklusive Wohnungen, Büros, Hotels und Restaurants Platz finden. Fahrstühle an den Pfeilern sollen bis ganz unten zum Lahntalboden führen. So können Hotelgäste nach dem Essen im Restaurant einen gemütlichen Spaziergang am Lahnufer mit direktem Blick auf den schönen Dom unternehmen.

Bundesverkehrsministerium steht den Plänen wohlwollend gegenüber

Die Architektin Jacqeline Schmidt plant für Egenolf die Brücke der Zukunft. Sie schwärmt: „Wir wollen ja praktisch diese Zwischenräume, die zwischen den Gebäuden sind, auch anbieten zur Nutzung, also zum Beispiel mit einem Café, wo man dann praktisch aus dem Lahntal an einer Stütze hochfahren kann mit dem Aufzug, kommt dann oben in einem Gebäude raus und kann dort den wunderbaren Ausblick genießen.“

Das Bundesverkehrsministerium steht den Plänen wohlwollend gegenüber, wenn Investor Egenolf ein entsprechendes naturschutzfachliches Konzept vorlegt und alle weiteren Kosten übernimmt sowie für die Bauverkehrssicherheit geradesteht. Das hessische Verkehrsministerium verweist auf Konzepte und Auflagen, die Egenolf noch zu erbringen habe. Er muss im Laufe dieses Monats die Realisierbarkeit nachweisen.

Vier Wohnhäuser sollen mit der 400 Meter langen und 57 Meter hohen Lahntalbrücke verschmelzen. Jedes soll eine Wohnfläche von 7000 Quadratmetern haben. 

Vier Wohnhäuser sollen mit der 400 Meter langen und 57 Meter hohen Lahntalbrücke verschmelzen. Jedes soll eine Wohnfläche von 7000 Quadratmetern haben. 

Quelle: Egenolf

Der Visionär hat sich jetzt erst einmal mit einem Schreiben an die Stadtverordneten des Limburger Parlaments gewandt, in dem er seine Kritiker in ein ziemlich schlechtes Licht rückt: „Dabei zögern die Verfasser des „Offenen Briefes“ nicht, die 46 Unterschreibenden als stellvertretend für eine angebliche Mehrheit der Limburger Bürger auszugeben, wobei auch offen behauptet wird, es werde die Interessenlage der Limburger Bürgerschaft (rund 35.000 Einwohner, davon 24.500 Wahlberechtigte) dargestellt und vertreten. Für diese und weitere Behauptungen aus dem Umfeld einiger Projektgegner fehlt jedoch jegliche sachliche Kenntnis oder gar ein Nachweis für ihre Einlassungen.“ Dann preist er noch einmal seine Vision: „Das Projekt „Brücke der Zukunft“ ist – und dies dürfte auch unter Gegnern unbestritten sein – derzeit weltweit einmalig und verfügt zweifellos über außergewöhnliche Alleinstellungs- und Wiedererkennungsmerkmale.“

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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