Mehrjährige Sanierung der Berliner Nationalgalerie nach Kraftwerk-Konzert
Die Berliner Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe muss nach über 40-jähriger Nutzung grundlegend bis 2020 saniert werden. Vorher aber, ab diesem Dienstag, geben die legendären Pioniere der elektronischen Musik, die Düsseldorfer Gruppe Kraftwerk, eine achttägige Konzertreihe.
Als Ikone der Moderne ist die Berliner Nationalgalerie mit ihrer gläsernen Halle, dem Stahldach und der reduzierten Formensprache längst in die Architekturgeschichte eingegangen. 1962 hatte der damals 76-jährige Ludwig Mies van der Rohe den Auftrag für den Museumsneubau im Westen Berlins erhalten.
Fünf Jahre später wurde das kühne Bauwerk eingeweiht. Jetzt, nach über 40-jähriger durchgehender Nutzung, wird es Zeit für eine Generalsanierung. Die Projektleitung hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Die Wiedereröffnung ist für 2020 geplant.
Dach der Nationalgalerie wurde als gigantisches Gesamtelement montiert
Die Neue Nationalgalerie ist das letzte eigenständige Werk von Ludwig Mies van der Rohe, der kurz nach der Eröffnung starb. Und sie ist das einzige Bauwerk, das der große Architekt nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland umsetzte. Dafür griff Mies auf eigene ältere, aber nicht umgesetzte Entwürfe zurück.
Stilbildend ist die große offene und im Inneren stützenfreie Halle mit umgebenden Glaswänden geworden. Nur zwei freistehende Versorgungsschächte für die Lüftungsführung und Dachentwässerung strukturieren den vielseitig nutzbaren, aber auch schwierig zu bespielenden Raum für Wechselausstellungen. Im Untergeschoss ist Platz für die Dauerausstellung des Hauses.
Spektakulär war seinerzeit die Montage des gigantischen quadratischen Daches mit einer Kantenlänge von 64,80 Meter. Es wurde als Gesamtelement von der Sockelplattform aus mit 24 synchron gesteuerten Hebern in neun Stunden über die acht Stahlstützen gehoben und darauf abgesetzt. Das konnte Mies van der Rohe noch persönlich verfolgen.
Stararchitekt David Chipperfield hat auch das Neue Museum in Berlin restauriert
1967, als das Dach auf die Neue Nationalgalerie kam, war David Chipperfield 13 Jahre alt. Heute zählt der gebürtige Londoner zu den internationalen Stararchitekten und hat sich den Berlinern bereits durch die behutsame Restaurierung des Neuen Museums auf der Museumsinsel empfohlen. Nun wird Chipperfield auch die Nationalgalerie denkmalgerecht sanieren, nachdem es 2010 bereits eine denkmalpflegerische und bauliche Bestandsaufnahme gegeben hatte.
Die Sanierung wird einige Jahre dauern und hinterher wird man, wenn alles gut läuft, kaum etwas davon auf den ersten Blick sehen können. Kostenmäßig wird es wohl um einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ gehen, wie der Generaldirektor der Berliner Museen, Michael Eissenhauer, vermutet.
Bevor die eigentliche Sanierung beginnen kann, müssen aber zunächst 1600 Kunstwerke sachgerecht verpackt und in Depots untergebracht werden. Dann wird die gesamte, auf Mies van der Rohe zurückgehende Inneneinrichtung, vom Lichtschalter bis zu den Holzpaneelen und Möbeln, ausgebaut. Später soll alles restauriert und wieder eingebaut werden.
Von der Sanierung selbst wird man später kaum etwas sehen
Für die Sanierung selbst ist eine Reihe von Baumaßnahmen geplant. Dazu gehört die Grundinstandsetzung aller konstruktiven Elemente wie das Stahltragwerk, der Stahlbeton und die Stahl-Glas-Fassade, die Restaurierung des Natursteins und der Terrasse und die Restaurierung der bestehenden Möblierung.
Außerdem sind nutzungstechnische Verbesserungen für Garderobe, Museumsshop und Café vorgesehen, um das Museum einem zeitgemäßen Standard anzupassen. Nach dem vorläufigen Zeitplan wird in diesem Jahr der Bau freigemacht, dann drei bis vier Jahre saniert und 2020 eröffnet.
Die elektronische Musik von Kraftwerk ist ähnlich zeitlos wie die Nationalgalerie
Bevor der Abschied auf Zeit endgültig gekommen ist, darf das kulturinteressierte Publikum aber noch einmal auf seine Kosten kommen. Denn vom 6. bis zum 13. Januar präsentieren die legendären Pioniere der elektronischen Musik Kraftwerk eine bereits ausverkaufte Konzertreihe. Unter dem Titel „Der Katalog – 1 2 3 4 5 6 7 8“ spielt Kraftwerk an acht Abenden jeweils eines ihrer Alben.
Das Ganze soll ein Multimedia-Ereignis werden, bei dem Raumklang und 3-D-Projektionen „mit der Architektur des transparenten Universalraums von Mies van der Rohe verschmelzen“, wie es in der Ankündigung heißt.
Mit diesem Programm ist die Düsseldorfer Gruppe auch schon im New Yorker Museum of Modern Art aufgetreten, aber auch für Berlin scheint sie die richtige Wahl zu sein. Nur zwei Jahre nach Einweihung der Nationalgalerie, also 1970, gründeten Florian Schneider und Ralf Hütter die Band Kraftwerk. Ihre elektronische Musik, etwa der Welthit „Autobahn“, wirkt, ähnlich wie die Neue Nationalgalerie, auch nach über 40 Jahren zeitlos.
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