Modular bauen mit Containern: Lösung für die Zukunft?
Containerhaus, Modulhaus, Tiny-House – modulares Bauen ist auf verschiedene Weise möglich und nicht immer sind Container im Spiel. Gemeinsam haben diese Bauweisen jedoch eine serielle Fertigung, was hinsichtlich Kosten- und Terminsicherheit, aber auch im Hinblick auf klimaschonendes und nachhaltiges Bauen einige Vorteile bietet.
Gerade hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass die Baupreise weiter steigen. Immer weniger Menschen können sich ihre individuelle Traumimmobilie leisten. Bei Häusern mit hohem Vorfertigungsgrad und serieller Bauweise sind günstigere Preise zu erwarten. Genau hier kommt das modulare Bauen mit Containern ins Spiel. Doch eigentlich handelt es sich bei Containerhäusern und Modulhäusern um zwei unterschiedliche Bauprinzipien, auch wenn die Begriffe häufig synonym verwendet werden. Welche Prinzipien sich hinter den beiden Bauweisen verbergen und was Sie sonst noch über modulares Bauen mit Containern oder Modulen wissen sollten, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Darum geht es in diesem Artikel: |
Unterschied zwischen Modulhaus und Containerhaus
Der größte Unterschied: Ein Modulhaus ist gekommen, um zu bleiben, während Containerhäuser in der Regel einen temporären Charakter haben. Dass es in der Praxis häufig anders kommt, liegt an dem oft synonymen Sprachgebrauch für die beiden Bauvarianten. Das führt mitunter zu Verwirrungen und großen Preisunterschieden, wenn der eine Anbieter auf Basis von hochwertigen modularen Gebäudekonstruktionen rechnet, während der andere den Begriff „Container“ wörtlich nimmt und zum Beispiel einfache Bau- oder Schiffscontainer zugrunde legt.
Obwohl in der Baubranche fast alles durch DIN-Normen, VDI-Richtlinien, Gesetze und andere Vorschriften geregelt ist, bei den Begrifflichkeiten bezüglich Modulbauweise oder Containerbauweise fehlt eine einheitliche Sprachregelung. Bauherren sollten daher genau hinschauen, was ihnen letztlich verkauft wird. Insbesondere im Hinblick darauf, wie verschiedene Bauangebote zu vergleichen sind. Im Folgenden möchten wir Ihnen näherbringen, was ein Modulhaus und was ein Containerhaus ausmacht. Erfahren Sie alles über die Unterschiede und die jeweiligen Stärken.
Was ist ein Containerhaus?
Wie bereits beschrieben, gibt es keine einheitliche Sprachregelung hinsichtlich des Begriffes. Im Ursprung handelt es sich jedoch um ein Haus, das aus alten Schiffscontainern gebaut wird und das sich bei Umzug einfach mitnehmen lässt. Umgebaute Seecontainer liegen als Upcycling-Häuser voll im Trend, zumal ausgediente Container recht preiswert zu bekommen sind. Im Handling sind sie jedoch mitunter schwierig, müssen doch Öffnungen für Fenster und Türen ausgesägt werden. Dadurch verlieren die Container enorm an Stabilität. Mitunter werden daher auch Baucontainer verwendet, die haben bereits Öffnungen für Fenster und Türen.
Auch das ist nicht die optimale Lösung, weshalb immer mehr Anbieter spezielle Wohncontainer aus einer massiven Stahlrahmenkonstruktion anbieten. Sie haben wärme- und schallgedämmte Außen- und Innenwände und sind rundum vor Wind, Wetter und Korrosion geschützt. Bei ihnen lassen sich Innenwände und Türelemente ganz einfach herausnehmen und versetzen, so dass sehr variable Grundrisse möglich sind. Auch mehrgeschossige Gebäude mit einer Geschossfläche jenseits von tausend Quadratmetern lassen sich mit Containern realisieren.
Containerbauweise in der Praxis
Was alles mit Containern machbar ist, zeigt das Stadion 974 in Katar. Es wurde temporär für die Fußball-WM 2022 errichtet und bestand unter anderem aus 974 bunt angeordneten Schiffscontainern. Insgesamt hatte das Stadion über 44.000 Plätze. Durch die modulare Bauweise mit vorgefertigten Bauteilen war es günstig und schnell erbaut. Nach der Weltmeisterschaft wurde es demontiert und soll weiter an einem anderen Ort genutzt werden. Möglich ist eine Nutzung im Ganzen oder zerlegt für mehrere kleine Stadien.
Wie daraus ersichtlich ist: der Titel dieses Beitrags „Modular bauen mit Containern“ ist in diesem Zusammenhang gar nicht so verkehrt. Der Übergang von Container- zu Modulbau ist mitunter fließend. So wird ein Containerhaus in der Regel aus mehreren Containern zusammengesetzt, die genau aufeinander abgestimmt sind, so dass ein großes Gesamtbauwerk entsteht. Es lässt sich jedoch jederzeit ab- und an anderer Stelle wieder aufbauen. Ob das letztlich geschieht, ist dann wieder eine andere Sache.
Wer in einem Containerhaus dauerhaft leben möchte, muss die doch eher beengte, minimalistische Bauweise mögen. Ein 20 Fuß großer Seefrachtcontainer ist die Basis für ein Containerhaus, er hat eine Wohnfläche von knapp 15 Quadratmetern. Rund 30 Quadratmeter Grundfläche bietet hingegen ein 40-Fuß-Container. In der Praxis lassen sich jedoch auch mehrere Container neben- und aufeinander setzen, so dass es richtig komfortabel werden kann. Mit jedem Container mehr wird es jedoch auch komplexer und teurer, wenn Sie sich mit Ihrem Haus irgendwann in andere Gefilde bewegen möchten.
Wie für alle anderen Gebäude braucht es für Containerhäuser eine Baugenehmigung. In manchen Bundesländern reicht bei einer Größe von weniger als 50 Quadratmetern ein vereinfachter Bauantrag. Der Bebauungsplan kann den Traum eines Containerhauses jedoch früh beenden. Sind in dem geplanten Gebiet zum Beispiel nur Häuser mit Satteldach erlaubt, werden Sie für Ihren flachen Containerbau keine Baugenehmigung erhalten. Eventuell funktioniert es jedoch als Anbau an ein bestehendes Gebäude. Hier lässt sich mit Hilfe eines Containers schnell und günstig zusätzlicher Wohnraum schaffen.
Was ist ein Modulhaus?
Im Gegensatz zu Containerhäusern bestehen Modulhäuser nicht aus einzelnen, abgeschlossenen Zellen, die miteinander verbunden werden, sondern aus Modulen. Wie diese aufgebaut sind, ist erst einmal zweitrangig. Es kann sein, dass aus verschiedenen Modulen eine Zelle, das heißt Raum wird, es können aber auch bereits fertige Räume sein, die auf die Baustelle geliefert werden. Es ist aber auch nicht so wie bei einem Fertighaus, wo Wände, Fußböden, Decken und Dach separat montiert werden. Wie beim Fertigbau werden die Module jedoch unlösbar miteinander verbunden. Eine Demontage und der Aufbau an einem anderen Ort sind nicht ohne weiteres möglich. Generell lassen sich jedoch sehr viel individuellere Lösungen realisieren als beim reinen Containerbau.
Die Module werden bereits im Werk vorgefertigt, oft ist bereits die komplette Elektroinstallation sowie Heizung, Lüftung und was das Haus sonst noch an Technik hat mit integriert. Eine perfekt aufeinander abgestimmte Dämmung ist ebenfalls bereits verbaut. Auf der Baustelle braucht es dann nur ein Fundament, auf das die Module gestellt und gestapelt werden. Ebenfalls vor Ort erfolgt der Innenausbau, das geschieht meist in Trockenbauweise. Im Vergleich zum Massivbau punktet die Modulbauweise durch eine schnelle Fertigstellung bei vergleichbarer Energieeffizienz, Langlebigkeit und Qualität. Nach Angaben des Herstellers Kleusburg ist ein Modulgebäude bis zu 70 Prozent schneller als ein vergleichbarer Massivbau aufgebaut. Wobei die Fabrikationszeit im Werk hier nicht berücksichtigt ist.
Modulares Bauen in der Praxis
Modulares Bauen hatte lange ein Nischendasein und war auch bei Architekten wenig populär. Dabei hat der Architekt Walter Gropius bereits in den 1920er-Jahren diese Bauweise propagiert. Die folgende Bauhaus-Ära orientierte sich daran und verfolgte die Idee der Verwendung wiederkehrender Raumzellen. Es folgten Jahre, in denen individuelles Bauen angesagt war. Nicht zuletzt aufgrund der ambitionierten Ansprüche für den Klimaschutz, bekommt die Modulbauweise nun langsam neuen Schwung. Sie erweist sich vor allem puncto Bauzeit als eine höchst effiziente, nachhaltige und flexible Bauweise. Grund genug, dass das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ dieses Thema als einen der Schwerpunkte seiner Arbeit auserkoren hat.
Im Bündnis haben sich unter dem Dach des Bundes zahlreiche Vertreter der Wohn- und Bauwirtschaft sowie Zivilvertreter wie unter anderem das Deutsche Studentenwerk, der Deutsche Gewerkschaftsbund, aber auch die katholische und evangelische Kirche zusammengetan. Unter anderem soll das serielle, heißt modulare Bauen ausgeweitet werden. So sollen zum Beispiel bereits einmal erteilte Typengenehmigungen bundesweit gelten. Die dafür notwendigen Regelungen sollen in den Landesbauordnungen verankert werden. Als Ergebnis eines erstmals durchgeführten europaweiten Ausschreibungsverfahrens entstand 2018 die erste Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen, aus dem Wohnungsunternehmen neun unterschiedliche und individuell gestaltbare Wohnungsbaukonzepte zeitsparend und kostenstabil quasi aus dem Katalog auswählen können.
„Serielles und modulares Bauen ist ein wichtiger Lösungs-Baustein auf dem Weg zu den Wohnungsbau- und Klimazielen. Zukunftsweisende Projekte wie hier in Berlin zeigen, wie mithilfe moderner, industrieller Bauweisen qualitativ hochwertiger und architektonisch anspruchsvoller Wohnraum entsteht – und das zu deutlich geringeren Baustellenzeiten und mit Kostenvorteilen. So schaffen wir bezahlbaren, attraktiven und nachhaltigen Wohnraum, der vielerorts dringend benötigt wird“, sagt Ingeborg Esser, Hautgeschäftsführerin des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
Die Modulbauweise eignet sich nicht nur für Neubauten, sondern auch als Erweiterung für bestehende Gebäude. Wenn die Statik es zulässt, können Häuser mit Modulen zum Beispiel einfach aufgestockt werden. Anbauten sind problemlos möglich, sofern die Mindestabstände zum Nachbarn eingehalten werden. Wenn Sie im Grenzbereich zum Nachbargrundstück bauen wollen und den vorgegebenen Grenzabstand unterschreiten, benötigen Sie eine Zustimmung der Nachbarn. Das gilt auch, wenn das Nachbargrundstück unbebaut ist.
Wir haben an anderer Stelle geschrieben, dass Modulhäuser im Gegensatz zu Containerhäusern fest installierte Gebäude sind. Das muss im Hinblick auf die Zukunft nicht unbedingt so bleiben, es sollte das Ziel sein, dass diese Häuser irgendwann wieder- und weiterverwendet werden können. Das sei bei Projekten in Modulbauweise kein kompliziertes Unterfangen, betont der Architekt Dirk Hebel vom Institut für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT): „Wir müssen vermehrt eine Verlagerung hin zum regenerativen Anbau, zur Zucht und Kultivierung von Ressourcen und Baumaterialien anstreben, anstatt uns weiterhin auf endliche Vorkommen zu verlassen“, plädiert Hebel.
Was sind Tiny Houses?
Wenn wir hier über Container- und Modulhäuser schreiben, müssen wir unbedingt auch ein paar Worte über Tiny Houses verlieren. Dieser hierzulande immer beliebtere Trend kommt ursprünglich aus den USA. Wie solch ein Tiny Haus auszusehen hat, darüber gibt es keine Definition. Meist sind hier jedoch Minihäuser mit einer Größe zwischen 15 und 45 Quadratmeter gemeint. Oft handelt es sich hierbei um mobile Häuser, sie sind dann mit Reifen ausgestattet. Es gibt aber auch welche ohne. Jedes kleinere Containerhaus lässt sich demnach auch als Tiny House bezeichnen. Andersrum gilt das jedoch nicht, denn oft werden diese Minihäuser aus Holz oder Leichtmaterialien und nicht aus Stahl hergestellt.
Wer mit einem mobilen Tiny House durch die Lande ziehen möchte, darf sein kleines Häuschen nicht überall abstellen und dauerhaft bewohnen, wo es gerade besonders schön ist. Es braucht einen geeigneten Stellplatz und eine Wohngenehmigung der Behörden. Ob eine Genehmigung erteilt wird, ist schwierig zu beantworten. Das Wohnrecht ist Sache von Ländern und Kommunen, so dass die Antwort von Ort zu Ort anders ausfallen kann. Zumal Bebauungspläne und Ortgestaltungssatzungen dem Vorhaben, ein Tiny House aufzustellen, in die Quere kommen können.
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