Zaha Hadid in Südtirol 01.08.2015, 07:33 Uhr

Neues Messner-Museum: Höhle mit Ausblick

Wie eine Höhle gräbt sich das neue Museum von Reinhold Messner in den knapp 2300 m hohen Kronplatzgipfel in Südtirol. Es ist das sechste Museum des Extrem-Bergsteigers und widmet sich dem klassischen Alpinismus. Die Pläne für den eigenwilligen Sichtbetonbau kommen von der britischen Architektin Zaha Hadid.

Messner Mountain Museum in Südtirol: Der Bau aus Sichtbeton gräbt sich in den 2275 m hohen Kronplatz-Gipfel hinein. 

Messner Mountain Museum in Südtirol: Der Bau aus Sichtbeton gräbt sich in den 2275 m hohen Kronplatz-Gipfel hinein. 

Foto: Messner Mountain Museum

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Fließende, geschwungene Formen und die Abneigung gegenüber rechten Winkeln sind die Markenzeichen von Zaha Hadid aus London, deren Namen in den Medien kaum noch ohne den Zusatz Star-Architektin auskommt. Ihrem Stil ist die Pritzker-Preisträgerin auch in ihrem jüngst eröffneten Bau treu geblieben: dem Messner Mountain Museum (MMM) Corones. Vor der spektakulären Kulisse der Dolomiten wurde das Bergsteigermuseum letzte Woche auf dem 2275 m hohen Kronplatzgipfel eingeweiht, der auf Rätoromanisch Plan de Corones heißt.

Tolle Aussicht über zwei Panoramafenster und einen Balkon

Für den rund 3 Millionen € teuren Museumsbau, der vom örtlichen Seilbahn-Konsortium in Auftrag gegeben und bezahlt wurde, hat sich Zaha Hadid eine tunnelartige Höhle mit Aussicht ausgedacht. Der Bau aus Sichtbeton steht nicht auf dem Gipfel, sondern gräbt sich förmlich in ihn hinein. Nur der Eingang zum Plateau hin und drei Ausformungen auf der anderen Seite schauen aus der Bergspitze heraus.

Die spektakuläre Aussicht kann der Besucher entweder durch zwei Panoramafenster mit Blick auf den Peitlerkofel und den Heiligkreuzkofel genießen – der laut Messner seine schwierigste Kletterei gewesen ist. Oder er tritt auf einem überhängenden Balkon ins Freie.

Im Inneren des Messner Mountain Museums: Besucher bestaunen hier Bergsteigerreliquien, Kunstwerke und Illustrationen. 

Im Inneren des Messner Mountain Museums: Besucher bestaunen hier Bergsteigerreliquien, Kunstwerke und Illustrationen.

Quelle: Messner Mountain Museum

„Die Idee ist, dass die Besucher in den Berg gehen und dort dessen Höhlen erforschen können und dann auf der anderen Seite herauskommen und die spektakuläre Aussicht auf die Zillertaler Alpen, die Dolomiten und Südtirol haben“, sagt Architektin Zaha Hadid.

Das Innere des Museums mit fast 1000 m2 Grundfläche wird durch fließende, ineinander übergehende Räume ohne gerade Wände geprägt. 40 bis 50 cm dick sind die Wände aus Sichtbeton, der mit Glas verstärkt wurde, um dem Druck standzuhalten. Das Dach hat sogar eine Stärke von bis zu 70 cm. Die Ausstellungsfläche läuft über drei Ebenen, die über lange Treppen miteinander verbunden sind.

Ausstellung erzählt von der Entwicklung des modernen Bergsteigens

Einfach war es nicht für Reinhold Messner, in dieser prägnanten eigenwilligen Architektur seine Ausstellungsinhalte zu platzieren. Es ist das sechste und letzte Museum des ehemaligen Extrem-Bergsteigers und dem klassischen Alpinismus gewidmet. „Im MMM Corones erzähle ich von der Entwicklung des modernen Bergsteigens, von der Ausrüstung, wie sie sich im Laufe von 250 Jahren verbessert hat, von Triumphen und Tragödien an den berühmtesten Bergen der Welt – Matterhorn, Cerro Torre, K2 – und der Darstellung unseres Tuns, so widersprüchlich es auch erscheinen mag“, sagt Messner. Neben Bergsteigerreliquien, Kunstwerken und Illustrationen hat Messner auch seine weltgrößte Kletterhakensammlung von 1880 bis heute ausgestellt.

Das MMM Corones kann man zwar auch vom Tal zu Fuß in einer etwa vierstündigen Wanderung erreichen, aber schneller geht es mit der Seilbahn. Von der Bergstation aus sind es nur wenige Minuten. Vom ersten Sonntag im Juni bis zum zweiten Sonntag im Oktober hat das Museum von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Während der Wintersaison von Dezember bis April richten sich die Öffnungszeiten nach denen der Seilbahn.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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