Oben Fußball, unten Eisenbahn: Vorschlag für Stadion im Hauptbahnhof
Die Idee klingt verrückt: Das renommierte Architekturbüro Bates Smart hat vorgeschlagen, über den Gleisanlagen des Hauptbahnhofs von Sydney ein großes Stadion zu bauen. Parkplätze wären dann überflüssig, die Anbindung an Busse und Bahnen optimal. Und man würde sehr viel Platz sparen.
Auch in der Metropole Sydney ist der Platz für große Neubauen knapp. Warum also nicht eine vorhandene Fläche wie die Gleise des Hauptbahnhofes überbauen? Diese Idee kam den renommierten Architekten des Büro Bates Smart, als sie von der Absicht des Bundesstaates New South Wales erfuhren, das Stadion im Moore Park abzureißen und an gleicher Stelle ein neues zu errichten. Das danebenliegende Cricketstadion sollte erhalten bleiben. Umgerechnet rund 600 Millionen Euro soll das Projekt kosten.
Parkplätze würden zu Grünland
Neben den beiden Stadien verschlingen zahlreiche Parkplätze wertvolle Flächen am Rand der Innenstadt. Die könnte man einsparen, sagten sich die Architekten des Büros Bates Smart, das in Sydney und Melbourne angesiedelt ist. Denn nichts ist in Sydney besser zu erreichen als der Hauptbahnhof. Also haben sie vorgeschlagen, das neue Stadion über dem Hauptbahnhof zu bauen. Wer dann zum Fußball oder Rugby fahren will, setzt sich nicht mehr ins Auto und steht im Stau, sondern fährt einfach mit Bahn, Metro, Straßenbahn oder Bus.
Über Aufzüge und Rolltreppen erreichen die Sportfans dann gleich den Eingang zum Stadion. Das soll auf einer gigantischen Betonplatte ruhen, die sich über den Verkehrsknoten spannen soll. Zusätzlich sollen Wohnhäuser über den Gleisanlagen errichtet werden.
Der Moore Park könnte dagegen nach dem Abriss des alten Stadions und dessen Verlagerung zum Hauptbahnhof rekultiviert werden und der Bevölkerung als Naherholungsgebiet zur Verfügung stehen, ähnlich wie der Central Park in New York. Die riesigen Parkplätze würden grün.
Das Kolosseum in Rom als Vorbild
Die Architekten berufen sich auf das alte Rom. „Mit dem Kolosseum wurde das Stadion als öffentlicher Ort inmitten der städtischen Struktur etabliert; ein monumentales Stück Infrastruktur für öffentliche Spektakel.“ Heute würden große Veranstaltungsstätten zum Stadtrand hin verlegt, um Platz für riesige Parkplätze zu schaffen. Das findet Bates Smart überflüssig.
Stadien in den Städten sorgten dagegen für eine Belebung. Philip Vivian, Direktor des Architektenbüros, glaubt, dass der Trend, Veranstaltungsstätten aus den Städten auszulagern, sich umkehrt. Er verweist auf das Baseballstadion Camden Yards in Baltimore und das Docklands Stadium in Melbourne, die zur Neubelebung zentraler Bezirke geführt hätten. Auch im norwegischen Bergen entsteht ein innenstadtnahes neues Stadion.
Ein Fußballstadion ist ein Leichtgewicht
Vivian sagt, der Plan sei durchführbar, weil ein Stadion relativ leichtgewichtig sei. Es ähnele in der Bodenbelastung einem sechsstöckigen Gebäude. Die Statik sei kein Problem, hätten Experten des Ingenieurbüros Arup errechnet, das in Australien sieben Standorte hat. Erstes Projekt war 1963 die berühmte Oper von Sydney.
Ob sich die Idee von Bates Smart durchsetzt, ist allerdings offen. Die Regierung will bereits Ende dieses Jahres mit dem Abriss des alten Stadions beginnen. 2022 soll der Neubau schon fertig sein. Wenn das Bahnhofsprojekt realisiert würde, könnte das neue Stadion nicht so schnell fertig werden, weil es einer völlig neuen Planung bedarf.
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