Japanische Architektur 11.08.2016, 13:09 Uhr

Pfütze im Haus – der ultramoderne Innenhof

Im Zentrum dieses Stadthauses hat die Natur einen besonderen Platz bekommen. Der offene Innenhof lässt Licht und Luft spüren, das Regenwasser breitet sich in einer Pfütze am Boden aus. Der japanische Architekt Masaki Yoneda interpretiert den klassischen Patio völlig neu.

Meditativ: ein Rückzugsort mitten im Haus aber unter freiem Himmel. In diesem Innenhof sammelt sich bei Regen Wasser und bildet eine Pfütze. 

Meditativ: ein Rückzugsort mitten im Haus aber unter freiem Himmel. In diesem Innenhof sammelt sich bei Regen Wasser und bildet eine Pfütze. 

Foto: Masaki Yoneda

In diesem japanischen Stadthaus, das sein Architekt Masaki Yoneda etwas respektlos „Puddle“ – zu Deutsch Pfütze – nennt, begegnen sich verschiedene Welten. Ein Haus, das sich nach außen fast hermetisch verschließt, aber im Inneren der Natur die Möglichkeit gibt, sich ungewöhnlich deutlich bemerkbar zu machen, in Form von Licht, Luft und Niederschlag.

Auf den ersten Blick nichts Besonderes, doch das Stadthaus für eine dreiköpfige Familie im dicht besiedelten Matsusaka City im Südwesten Japans hat ein Geheimnis: Bei Regen ist eine Pfütze zu Gast.

Auf den ersten Blick nichts Besonderes, doch das Stadthaus für eine dreiköpfige Familie im dicht besiedelten Matsusaka City im Südwesten Japans hat ein Geheimnis: Bei Regen ist eine Pfütze zu Gast.

Quelle: Masaki Yoneda

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Der Innenhof mit seiner langen Tradition im Mittelmeerraum und auf der arabischen Halbinsel, trifft hier auf moderne japanische Architektur – sachlich und sehr meditativ.

Im Zentrum des Hauses sammelt sich der Regen in einer Pfütze

Mit seinen hohen Wänden wirkt der Hof, um den herum sich das Stadthaus für eine dreiköpfige Familie im dicht besiedelten Matsusaka City im Südwesten Japans gruppiert, eher wie ein Schacht. Im Blick nach oben wird der Ausschnitt des Himmels sichtbar. Das Tageslicht dringt über mehrere Fenster und große Glasscheiben in die unterschiedlichen Ebenen des Hauses.

Schlicht und ergreifend zugleich: Im Puddle House kann man beim Essen an Regentagen dem Wasserspiel im kleinen Innenhof zuschauen.

Schlicht und ergreifend zugleich: Im Puddle House kann man beim Essen an Regentagen dem Wasserspiel im kleinen Innenhof zuschauen.

Quelle: Masaki Yoneda

Eine Tür im oberen Geschoss führt direkt auf eine kleine Plattform im Inneren des Schachtes. Ihre Funktion ist eindeutig: Sie ist der Rückzugsort für eine Person mitten im Haus aber unter freiem Himmel.

In den kleinen Innenhof passt nur eine Person – und Regenwasser.

In den kleinen Innenhof passt nur eine Person – und Regenwasser.

Quelle: Masaki Yoneda

Eine Halbetage weiter unten wird eine runde Öffnung auf dem Betonboden sichtbar. Durch sie läuft der Regen und sammelt sich darunter in einem niedrigen verglasten Raum in einer Pfütze, die dem gesamten Haus den Namen gegeben hat. Während die Familie am Esstisch sitzt, darf sie zusehen, wie die Pfütze je nach Niederschlagsmenge größer oder kleiner wird. Wird die Wassermenge zu groß, kann sie im hinteren Teil über einen Ablauf in den Kanal fließen.

In einer Vorschule spielen Kinder bei Regen in riesiger Pfütze

Die Art und Weise, wie die Natur hier architektonisch gefasst wird, ist sicher auch eine Geschmacksfrage. Nicht jedem mag der puristische Stil gefallen. Andererseits spricht es für den Architekten und auch die Bauherren, eigene Lösungen für spezielle Bedürfnisse gefunden zu haben. In einem anderen Fall hatte der Architekt, ebenfalls in einem Innenhof im Zentrum eines Hauses, einen Baum gepflanzt und in das Leben der Bewohner einbezogen.

Aus der Vogelperspektive ist die Öffnung im Dach des Pfützenhauses deutlich zu erkennen. 

Aus der Vogelperspektive ist die Öffnung im Dach des Pfützenhauses deutlich zu erkennen. 

Quelle: Masaki Yoneda

Dass das Bauen unter Einbeziehung des Regenwassers kein Einzelfall ist, zeigt das Gebäude eines Kindergartens, der im vergangenen Jahr in Kumamoto City fertiggestellt wurde. Hier hatte der Architekt Taku Hibino vom Architekturbüro Hibino Sekkei das luftige Gebäude der Vorschule mit offenem Grundriss rund um einen langen schmalen Innenhof geplant.

Der Innenhof einer Vorschule verwandelt sich bei Regen in eine Pfütze, in der die Kinder spielen dürfen. Diese Idee hatte der Architekt Taku Hibino vom Architekturbüro Hibino Sekkei.

Der Innenhof einer Vorschule verwandelt sich bei Regen in eine Pfütze, in der die Kinder spielen dürfen. Diese Idee hatte der Architekt Taku Hibino vom Architekturbüro Hibino Sekkei.

Quelle: Ryuji Inoue/Hibino Sekkei

An trockenen Tagen funktioniert der Hof als Feld für Ballspiele. Wenn es regnet, verwandelt sich der Bereich jedoch in eine riesige Pfütze, in die man Kinder wahrscheinlich nicht zwei Mal zum Spiel einladen muss. Im Winter lässt es sich auf der vereisten Fläche sogar Schlittschuhlaufen. 

Haus 359 ist nur 14 m2 groß. Trotzdem haben die Erfinder Wohnzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer und Küche unterbringen können.

Haus 359 ist nur 14 m2 groß. Trotzdem haben die Erfinder Wohnzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer und Küche unterbringen können.

Quelle: Path Architecture

Mit der Natur spielt auch das Mini-Haus 359 aus den USA: Dieses rotierende Haus folgt der Sonne. Es lässt sich drehen, als stehe es auf einem Schallplattenteller.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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