Planer der BER-Entrauchungsanlage war gar kein Ingenieur
Die lange Pleitengeschichte des Berliner Flughafens ist um ein Kapitel reicher: Alfredo di Mauro, verantwortlich für die untaugliche Entrauchungsanlage, war gar kein Ingenieur. Er führte seine Auftraggeber mit einer Visitenkarte in die Irre, auf der Dipl. Ing. stand.
Erst vor ein paar Wochen hat die Flughafengesellschaft Alfredo di Mauro rausgeworfen. Sie warf dem Verantwortlichen für die Anlage 14 schwere Mängel bei der Planung vor. Anlage 14 ist ein wichtiger Teil der Entrauchungsanlage, die Hauptgrund für die jahrelangen Verzögerungen und explodierenden Kosten des Baus ist. Dass di Mauro, Chef zweier Ingenieurbüros, selbst nur technischer Zeichner ist, wurde verschwiegen. Der neue Skandal kam erst jetzt durch Recherchen des Magazins Stern heraus.
Nach anfänglichem Leugnen bestätigte di Mauro nun den Bericht des Magazins. „Ich habe keinen Abschluss als Ingenieur. Ich habe die Leute am BER nicht korrigiert, mich hat aber auch niemand nach meinem Hochschulabschluss gefragt. Das war aufgrund unserer Tätigkeit nicht nötig“, sagte er jetzt dem Berliner Spreeradio. Besonders schuldbewusst zeigte er sich nicht. Er sei Teamleiter gewesen, habe als Einzelperson kein Vertragsverhältnis mit dem Flughafen, und die Planungsleistungen seien in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro erfolgt – deshalb habe er gar keinen entsprechenden Abschluss gebraucht.
Fehler auf di Mauros Visitenkarte
Etwas kleinlauter fügte di Mauro gegenüber dem Radiosender hinzu: „Ein Fehler ist mir unterlaufen, den wir aber sofort korrigiert haben, als wir ihn bemerkt haben. Als Mitarbeiter eines Ingenieurbüros stand auf meinen Visitenkarten fälschlicherweise Dipl. Ing. Es kann sein, dass noch solche alten Karten im Umlauf sind.“ Wie so etwas versehentlich passieren kann, verriet er nicht. Die Offenbach-Post berichtet derweil, dass der angebliche Ingenieur schon vor Jahren vom Bauherrn eines Ärztezentrums in Offenbach die Kündigung wegen schwerer Planungsmängel erhalten habe.
Die Fehler in der Entrauchungsanlage am Berliner Großflughafen hatte der damalige technische Leiter Jochen Großmann im April enthüllt. Der Rauch sollte demnach ursprünglich über Hunderte Meter in den Keller gepumpt und dann seitlich nach außen abgeleitet werden. Dies habe natürlich den Gesetzen der Physik widersprochen, weil heiße Gase nun mal aufsteigen.
Insbesondere der Abschnitt 14 der Anlage – für den di Mauro zuständig war – sei völlig falsch konstruiert gewesen, sagte Großmann. Der von BER-Chef Hartmut Mehdorn engagierte Brandschutzexperte ist inzwischen allerdings auch schon wieder seinen Job los – gegen ihn wird wegen Korruptionsverdachts ermittelt, weil er für den Auftrag an ein Beratungsunternehmen 500.000 Euro Schmiergeld verlangt haben soll.
Rettung der Entrauchungsanlage kostet viele Millionen Euro
Um die Brandschutzeinrichtungen nicht völlig neu planen und bauen zu müssen, soll die bestehende Anlage nun in drei Abschnitte unterteilt werden. Der BER rechnet dafür mit Kosten in dreistelliger Millionenhöhe. Allein die Verzögerungen bei dem seit 2006 im Bau befindlichen Airport kosten nach Angaben der Flughafengesellschaft jeden Monat rund 15 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden derzeit auf mehr als fünf Milliarden Euro geschätzt.
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