Platz da! Krumme Fußballfelder im Armenviertel von Bangkok
Ja, das sind Fußballplätze: Sie haben Trapezform, führen um die Ecke, haben tote Winkel. Es sind bestimmt die ungewöhnlichsten Bolzplätze der Welt, die jetzt in Bangkoks dicht besiedeltem Armenviertel Khlong Toei gebaut wurden. Dort, wo vorher nur Müll war.
Wer sagt, dass ein richtiges Fußballfeld 105×68 m groß sein muss? Na gut, die FIFA und die UEFA schreiben die Größe als Standard vor, und das mag in nationalen und internationalen Wettbewerben und Ligen seine Berechtigung haben. Aber jeder, der als Kind mit Begeisterung Bälle gekickt hat, weiß, dass man überhaupt kein spezielles Spielfeld braucht, um Spaß am Fußballspielen zu haben.
Sind die vier Fußballfelder, die mitten in einem Slumviertel von Bangkok entstanden sind, deshalb keine große Sache? Doch, denn sie zeigen, wie sich mit einer kreativen Idee und wenig Aufwand etwas Positives erreichen lässt in einer ansonsten trostlosen Großstadtumgebung.
Kaum Freiflächen im Slum Khlong Thoei in Bangkok
Dazu muss man bereit sein, nach Lösungen zu suchen, die außerhalb der Norm liegen, oder wie es im Englischen so treffend heißt, „outside the box“ denken. Im vorliegenden Fall bedeutet es, dass man die gängige Vorstellung, ein Fußballfeld habe rechteckig zu sein, einfach mal verlässt.
Genau das hat AP Thailand getan, einer der größten Bauträger und Immobilienentwickler Thailands. Das Großunternehmen, in dem ansonsten Projekte für Stadtwohnungen und Hochhäuser entwickelt werden, immer mit der Maximierung des Raumes als Prämisse, sah im Slumviertel Khlong Toei in Bangkok Möglichkeiten, die niemand vorher dort wahrgenommen hatte.
Gemeinsam mit der auf digitale Medien spezialisierten thailändischen Werbeagentur CJ Worx suchten sie nach ungenutztem öffentlichen Raum zwischen Wohnsilos und Wellblechbehausungen. Freiflächen in Größe und Form von normgerechten Fußballfeldern gibt es in diesem zugebauten Viertel nicht, in dem sich auch Bangkoks Hafen befindet. Die einzigen Freiflächen waren irregulär in der Form und völlig vermüllt mit Schutt und Abfall.
Um aus diesen Hinterhöfen bespielbare Felder zu machen, musste nicht nur der Unrat weggeräumt, sondern auch ein wenig Kreativität freigesetzt werden. Denn ganz ohne Symmetrie geht es nicht, sofern man das Spiel insoweit ernst nimmt, als dass den gegnerischen Parteien alleine von der Spielfläche her Chancengleichheit eingeräumt wird.
Spielfelder ungewöhnlich geformt, aber symmetrisch
So ist jedes einzelne neue Spielfeld zwar höchst unterschiedlich und ungewöhnlich in der Form. Symmetrisch sind sie aber alle, damit jede Mannschaft dieselbe Ausgangsposition bekommt. Dadurch, dass die Fußballfelder in Ziegelrot gestrichen und mit grauen Markierungen versehen wurden, bekommen sie überdies eine Art offiziellen Anstrich, der die neue Funktion der Plätze bekräftigt.
Den Spaß am Spiel mindern die seltsam geformten Plätze mit Ecken, Schrägen und toten Winkeln offenbar nicht im Mindesten, glaubt man dem stimmungsvollen Werbevideo. Man müsse sich zwar dran gewöhnen, sagt einer der Jugendlichen, aber das sei gut machbar, indem man einfach die Perspektive wechsle.
Im Video haben begeisterte Jungs die neuen Plätze schnell in Besitz genommen und belegen, dass es im Sport nicht nur um körperliches Training, sondern auch um Gemeinschaftssinn geht. Fußball ist übrigens die beliebteste Sportart in Thailand.
Und hier noch das totale Kontrastprogramm zu den Bolzplätzen in Bangkok: die spektakulärsten Stadien der Fußball-EM in Frankreich.
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