Schon mal in alten Strommasten ein Picknick gemacht?
Im Norra Djurgården Stadtpark in Stockholm stehen zwölf ausgediente Strommasten recht störend in der Gegend herum. Nun sollen die alten Stahlkonstruktionen als Picknick-Türme in neuem Glanz erstrahlen.
Was für eine Aussicht: Geht es nach dem schwedischen Architekten Anders Berensson, so können Touristen und Anwohner im Stockholmer Norra Djurgården Stadpark schon bald auf zu Picknick-Türmen umfunktionierten Strommasten einen grandiosen Rundblick genießen. Einst diente der weltweit erste innerstädtische Nationalpark der Königsfamilie als Jagdrevier. Heute nutzen ihn Touristen und Stockholms Einwohner als Erholungsraum. Zwölf mächtige Stahlkolosse markieren die frühere Stromtrasse quer durch den Park – und trüben deutlich das Potential des Nationalparks als Ruhe-Oase.
Abbau wäre sehr teurer
Deshalb sollen nun rund um die Stahlkonstruktionen Wendeltreppen mit Windschutzgeländer montiert werden, die zu hölzernen Aussichtsplattformen mit spektakulären Blicken auf die schwedische Hauptstadt führen. Im Sommer ein perfekter Ort für ein Picknick hoch über den Baumwipfeln des Parks. Es war die Idee des Royal Court of Sweden, dem auch der Nationalpark im Zentrum Stockholms gehört, im Rahmen eines Architektur-Wettbewerbs für die alten Strommasten nach alternativen Nutzungskonzepten suchen zu lassen.
Denn einen Abbau konnte sich auch der Royal Court nicht leisten, er wäre schlicht viel zu teuer geworden. Vor sich hin rosten sollten die zwöf Strommasten allerdings auch nicht. Architekt Anders Berensson hat jetzt für zwei der Metall-Masten ein Konzept für deren Verwandlung in Aussichts- und Picknick-Türme entwickelt.
„Quasi ein Turm zum Nulltarif!“
„Wir als Büro und (der Royal Court of Sweden) als Kunde sehen einen historischen Wert darin, einige dieser riesigen Türme zu erhalten – es sind ziemlich beeindruckende Bauten“, erzählt Berensson dem Architekturmagazin Dezeem. „Sie bieten vielfältige Möglichkeiten, sie für etwas Anderes zu nutzen als Stromleitungen zu tragen – quasi ein Turm zum Nulltarif! Natürlich gibt es da noch den ökonomischen Vorteil, sie nicht abreißen zu müssen.“
Holz als Material bietet spannenden Kontrast zum Stahl der Masten
Für den Stockholmer Architekten steht außer Frage, dass die Masten stabil genug sind, um Aussichtsplattformen und Treppen zu tragen. „Die Türme sind so konstruiert, dass sie schwere Leitungen über die Bäume des Parks tragen können“, steht auf der Webseite des Architekturbüros. Damit seien sie nicht nur stabil, sondern eben auch hoch genug, um in Zukunft als Aussichtsplattform genutzt zu werden.
Trotz dieser offensiv zur Schau gestellten Selbstsicherheit setzt Berensson auf Holz als Baumaterial für die Treppen und die Aussichtsplattformen. Das reduziert das Zusatzgewicht, welches die Masten in ihrer neuen Funktion zu stemmen haben. Zugleich bietet Holz als Material einen spannenden optischen Kontrast zum Stahl der Masten. Schlangengleich wird sich die Holzkonstruktion außen um die alte Stahlkonstruktionen winden und die Besucher bis auf die Spitze führen.
Ein Kiosk am Eingang der Türme bietet Snacks und Getränke an
Ökonomisches Gespür beweist Anders Berensson mit seiner Idee, an jedem Turm-Aufgang einen Kiosk zu positionieren. Dort können sich die Besucher der Power Tower, wie der Architekt die umfunktionierten Türme nennt, mit allen für ein entspannendes Picknick notwendigen Snacks und Getränke eindecken.
So können die Unterhaltungskosten der Power Tower wieder eingespielt werden. Zwei der zwölf alten Strommasten sollen zu Power Tower umgebaut werden. Derzeit sucht Berensson nach Finanzierungsmöglichkeiten für das Projekt. Gute Aussichten haben sie ja schon.
Das auch ein Kraftwerk richtig gut aussehen kann, davon können Sie sich hier überzeugen. Und dass es sich auch im Öko-Wohnhaus aus Holz gehoben wohnen lässt, darüber berichten wir auf dieser Seite.
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