Schwimmende Farm mit Milchvieh in der Stadt
Die Niederländer können nicht nur Hausboote bauen. Das Start-up „Floating Farm“ will jetzt in Rotterdam eine komplette schwimmende Farm für Milchvieh errichten. Auf dem 1200 Quadratmeter großen Ponton sollen 40 Kühe leben und einen Teil des Frischmilchbedarfs für die Stadt decken.
Dass die Kühe auf ihrem neuen Bauernhof seekrank werden könnten, glaubt Peter van Wingerden nicht. Die schwimmende Farm liege sehr stabil im Wasser, sagt van Wingerden, der als Chef des Unternehmens Beladon Erfahrung mit Bauten auf dem Wasser hat. Er und sein Unternehmen beteiligen sich nun auch am interessanten Projekt „Floating Farm“, einer schwimmenden Farm in Rotterdam mit 40 Milchkühen.
Roboter sammeln Kuhfladen ein und sorgen für Futternachschub
Mit im Boot ist neben Johan Bosman auch Carel de Vries, der die nötige landwirtschaftliche Expertise für das Projekt mitbringt. Im Merwehaven, einem ehemaligen Hafen mitten in der Stadt, soll die Farm gebaut und wenn alles nach Plan läuft, im Januar 2017 in Betrieb genommen werden. Der ungewöhnliche Bauernhof wird 1200 m2 groß und wird nicht nur Frischmilch und Joghurt produzieren, sondern in einem Recycling-Kreislauf nahezu autark existieren.
Für das Pilotprojekt sollen 40 Milchkühe im Obergeschoss untergebracht werden, die auf einem Boden aus Kunstrasen und unter echten Bäumen in einer naturähnlichen Umgebung stehen, frei herumlaufen und auch an Land gehen können. Die Konstruktion der schwimmenden Farm besteht aus Beton mit einem Stahlgerüst und einem Membran-Fußboden.
Durch ihn sickert der Urin der Tiere hindurch und wird in einem Tank gesammelt, gereinigt und zum Futteranbau mit Kunstlicht, speziell Klee, Luzerne und Gras, eingesetzt. Ein Roboter sammelt die Kuhfladen ein, während ein weiterer Roboter automatisch für den Futternachschub sorgt. Im Untergeschoss wird die Frischmilch für verschiedene Milchprodukte weiterverarbeitet.
Platz auf dem Land wird immer knapper
Zur Farm, die rund 2,5 Mio Euro kosten soll, gehören auch eine Biogasanlage, eine Solaranlage auf dem Dach und ein Regenwasserauffangbecken. Zunächst könnten rund 1.000 l Frischmilch pro Tag produziert werden, davon gehen die Gründer von Floating Farm aus. Aber das soll erst der Anfang sein für größere Farmen mit bis zu 200 Kühen. Oder auch für schwimmende Farmen mit Hühnern oder Gewächshäusern, stellt sich Johan Bosman vor.
Das Projekt sei schon eine große Herausforderung, sagte Bosman gegenüber dem Guardian. „Kühe sind große Tiere und es gibt eine Menge Regeln zu beachten.“ Aber den Weg auf das Wasser sieht Bosman angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und immer größer werdender Städte als wichtige Chance. „Mehr und mehr Menschen werden zukünftig in den großen Städten der Delta-Gebiete leben. Der Platz wird für Wohnraum gebraucht, so dass immer weniger Platz für die traditionelle Produktion von Nahrungsmitteln vorhanden sein wird. Die logische Konsequenz daraus wäre, dass wir aufs Wasser gehen, um dort frische Lebensmittel zu produzieren.“
Was ist, wenn sich alle Kühe auf einer Seite des Pontons versammeln?
Ob die Floating Farm tatsächlich ein Vorreiter für schwimmende Tierhaltung sein kann, wird sich zeigen.
Problematisch könnte zum Beispiel die Geruchsentwicklung so nahe an der Stadt werden und was ist, wenn sich die frei herumlaufenden Kühe alle auf einer Seite der schwimmenden Farm versammeln? Carel de Vries gibt zu: „Ein Drittel der Leute sind unserem Projekt gegenüber wirklich enthusiastisch, ein Drittel macht große Augen und ein Drittel denkt, dass wir echt verrückt sind. So ist das immer bei Innovationen.“
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