So schick wird Düsseldorfs erstes Holzhybridhaus
Metall, Beton, Bauschutt, Kabel, alte Teppiche: Nach dem Abriss eines Bürogebäudes landet tonnenweise Material auf dem Müll. Alles andere als nachhaltig, ist HPP Architekten überzeugt. Die Planer aus Düsseldorf haben sich deswegen eine Alternative einfallen lassen: The Cradle – ein Recycling-Bürogebäude mit rückbaubarer Holzfassade.
Die Fassade von The Cradle besteht größtenteils aus wiederverwendbarem Holz. So könnten Bauteile kurzerhand einem anderen Haus zugutekommen oder ein zweites Leben als Möbelstück antreten. Auch die Teppiche und andere Einrichtungsgegenstände des Öko-Hauses sind recycelbar. Die Ratinger Firma Interboden baut das Gebäude ab 2019 im Düsseldorfer Medienhafen, an der Speditionsstraße 2, zwischen der Trivago-Zentrale und zwei Wohntürmen. 2021 soll es bezugsfertig sein.
Rautenförmiges Holztragwerk als Blickfang
Die Fassade von The Cradle sieht ungewöhnlich aus. Die Architekten, die in Düsseldorf zuletzt den Hauptsitz von L´Oreal gebaut haben, haben klassischen Außenwänden abgeschworen. Stattdessen realisieren sie ein rautenförmiges Holztragwerk, das teilweise verglast ist. Es ist multifunktional konstruiert, trägt nicht nur, sondern sorgt auch für Verschattung, eine natürliche Lüftung und bildet Loggien mit Blick auf den Medienhafen. Im Inneren entstehen 5.200 m2 Nutzfläche, stützenfreie Räume, die sich flexibel einteilen und in Büros, Showrooms und Ateliers verwandeln lassen. Das Erdgeschoss ist für die Gastronomie reserviert. Zudem soll es einen Mobilitäts-Hub geben, eine Sharing-Station für 18 Elektrofahrzeuge und 160 Elektroräder.
Beton bleibt Bestandteil der Hybridbauweise
Warum die Bezeichnung Holzhybridhaus? Weil die Architekten auf klassischen Stahlbeton nicht verzichten. Tragende Holzdecken sind mit Beton-Filigrandecken verbunden, um ausreichenden Schall-, Brand- und Witterungsschutz zu erreichen. Die einzelnen Bauelemente lassen sich allerdings für das Recycling wieder voneinander trennen.
„Ich bin überzeugt, dass sich das Prinzip in unserer Branche durchsetzen wird, da es nachhaltiger ist als die Enev (Energieeinsparverordnung)“, sagt Interboden-Geschäftsführer Vanja Schneider gegenüber der Rheinischen Post. Die Energieeinsparverordnung fördere die Produktion von Dämmmaterialien, die nicht wiederverwendbar und schwer zu entsorgen sind.
Ein sichtbares Zeichen nachhaltiger Stadtentwicklung
Das ökologische Konzept war übrigens auch ausschlaggebend dafür, dass Interboden den Zuschlag für das städtische Grundstück am Medienhafen bekommen hat. Das Unternehmen hat rund 15 Millionen Euro für das 1200 m2 große Grundstück geboten – 2,5 Millionen Euro weniger als ein Konkurrent. „The Cradle ist nicht nur für den Düsseldorfer Medienhafen ein Pilotprojekt“, sagt Schneider. „Nach dem Konzept der Circular Economy geplant, setzt das charakteristische Gebäude ein sichtbares Zeichen nachhaltiger Stadtentwicklung.“
Auch andere Architekten setzen im Hausbau auf Holz. In der Wiener Seestadt Aspern entsteht das höchste Holzhochhaus der Welt. Es wird Ende 2018 mit 24 Stockwerken 84 m in den Himmel ragen.
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