Unternehmen Blue 21 plant erste schwimmende Stadt
Schwimmende Städte, die sich selbst mit Nahrung und Energie versorgen, sind die Antwort des niederländischen Unternehmens Blue21 auf steigende Meeresspiegel und weltweite Landverknappung. In Algenfarmen, Hydrokulturen und Aquakulturen werden Biokraftstoffe und Nahrungsmittel produziert, die auch auf dem Land genutzt werden können.
Ein Anfang wurde bereits gemacht: Im Hafenbecken von Rotterdam gibt es mit dem schwimmenden Pavillon („Floating Pavillon“) eine praktikable Möglichkeit, Raum zum Leben und Arbeiten auf dem Wasser zu schaffen. Nun haben die Architekten des niederländischen Consulting-Unternehmens DeltaSync, das auf den Städtebau auf Wasser spezialisiert ist, das Unternehmen „Blue21“ gegründet.
Sie bezeichnen es als ein „Soziales Unternehmen“ zur Erschaffung der ersten schwimmenden Stadt und proklamieren nicht weniger als eine „Blaue Revolution“ als Antwort auf globale Probleme wie den steigenden Meeresspiegel und die weltweite Landverknappung. Ihrem städtebaulichen Konzept zufolge sollen sich insbesondere die stetig wachsenden Küstenstädte künftig auf dem Meer ausbreiten statt auf dem Land. Mit schwimmenden Plattformen.
Algen als Kraftstoff- und Nahrungsmittellieferanten
Heute schon stünden alle Technologien zur Verfügung, die man brauche, um solche schwimmenden Städte zu bauen, ist DeltaSync-Gründer Rutger de Graaf überzeugt. Dem integrativen Konzept von Blue21 zufolge können Küstenstadt und schwimmende Stadt eine Symbiose bilden: Algenfarmen, Hydrokulturen und Aquakulturen versorgen nicht nur die schwimmenden Stadtteile selbst, sondern dienen auch den Landbewohnern als Nahrungsmittel- und Energielieferant sowie beim Recycling von Abfällen und CO2.
So liefern Abfälle und Abwasser, die aus den Küstenstädten ins Meer gelangen, Algen Nährstoffe, die aus Kohlenstoff und Wasser Biokraftstoff herstellen können. Gleichzeitig filtern die Algen das Wasser und dienen als Nahrungsquelle für Mensch und Tier. So werden Nährstoffe aus Abfällen und Kohlendioxid in diesen schwimmenden Städten produktiv genutzt.
Landbedarf von der Größe Nordamerikas
In naher Zukunft werde eine Landfläche von der Größe Nordamerikas zusätzlich gebraucht, um die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Biokraftstoff zu decken, haben Rudger de Graaf und ein Team aus Forschern von DeltaSync herausgefunden.
Ihrem Forschungsbericht von 2012 zufolge werden die fortschreitende Umweltzerstörung, die wachsende Weltbevölkerung und der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln dazu führen, dass im Jahr 2050 zwischen 13 Millionen und 36 Millionen km2 Land fehlen werden.
Der Druck auf die Ökosysteme könne aber durch die Verlagerung eines Teils der Produktion von Nahrungsmitteln und Biokraftstoffe aufs Wasser deutlich gemindert werden. Die Forscher errechneten, dass zwischen 2,4 Millionen und 5,4 Millionen km2 schwimmende Urbanisationen auf dem Meer den errechneten Mangel an Landflächen ausgleichen könnten.
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