Was für eine Idee: Dieses Hochhaus ist ein Zoo
Warum eigentlich muss ein Zoo eine riesige Fläche auf dem Boden bedecken? Könnte man nicht einen Zoo als Hochhaus bauen? Man kann: Ein britisches Architekturbüro hat einen Wolkenkratzer entworfen, in dem der gesamte Zoo von Buenos Aires untergebracht werden könnte. Die Tiere leben mitten in der Stadt – aber nicht nebeneinander, sondern übereinander.
In der Zukunft wird’s eng: Menschen rücken zusammen, Städte werden zu riesigen Gebilden: So jedenfalls eine relativ gängige Version, die gar nicht so weit in der Ferne liegt. In diesen sogenannten Megacities ist nicht viel Platz – zumindest nicht in der horizontalen Richtung. Ein Ausweg: in die Höhe bauen.
Die britischen Architekten WestonWilliams + Partners, die auch für das Design der U-Bahn-Station London Bridge und der New England Bio Labs verantwortlich sind, haben in einem Konzept jedenfalls schon einmal den Zoo von Buenos Aires in die Senkrechte verlegt. In ihrer Vorstellung hat der Zoo der Zukunft die Form eines riesenhaften Baums, zusammengesetzt aus Balken, Verstrebungen und Plattformen.
Das Klima lässt sich optimal anpassen
Die Tiere leben in großen Kuppeln auf den astartigen Ausläufern des Turms. Innerhalb dieser Kuppeln, so die Vorstellung der Architekten, kann das Klima optimal den Bedürfnissen der tierischen Bewohner angepasst werden. Wenn sich mehrere Spezies eine Kuppel teilen, können sie durch leichte Netze voneinander getrennt werden: Massive Mauern sind nicht vorgesehen. Nicht alle Bewohner sind auf festgelegte Plattformen beschränkt. Affen zum Beispiel könnten sich frei auf dem Konstrukt aus Balken und Verstrebungen bewegen, ebenso wie Vögel und Schmetterlinge.
Die Besucher wechseln per Treppe oder Glasaufzug die Stockwerke. Da die Gehege nicht mehr wie in konventionellen Zoos hintereinander, sondern übereinander liegen, bietet sich ihnen gleichzeitig ein unverstellter Blick auf die dahinter liegende Landschaft – oder, in den Megacities der Zukunft wahrscheinlicher – auf die wachsende Skyline von Buenos Aires.
Science-Fiction Klassiker diente als Inspiration
Der Zoo soll kein Gefängnis sein, sondern Refugium, so der Gedanke der Briten. Das legt auch ihre Inspirationsquelle nahe: Nach eigenen Aussagen stützen sie sich für ihr Gedankenspiel auf den Science-Fiction-Film „Lautlos im Weltraum“ aus dem Jahr 1972. In dem Werk von Regisseur Douglas Trumbull ist das Ökosystem der Erde nicht mehr existent, die übrig gebliebenen Tiere und Pflanzen überleben in Kuppeln eines Raumschiffs, das durchs All treibt.
Ein weiterer Anlass für das Konzept ist weitaus profaner: Sie hätten ihre Building Information Software, kurz BIM, ausprobieren wollen, so die Architekten. Mit BIM lässt sich ein intelligentes 3D-Modell erstellen, mit dessen Hilfe Entscheidungen über Projekte getroffen und besprochen werden können.
Konzept war ursprünglich ein Wettbewerbsbeitrag
Aber warum hat sich WestonWilliams + Partners ausgerechnet am Zoo von Buenos Aires versucht? Wohl weil dieser jetzt schließt. Vor mehr als 140 Jahren im damals außerhalb gelegenen Palermo eröffnet, befindet sich das Gelände heute mittendrin im Großstadtstress. Auch die Gehege entsprechen nicht mehr heutigen Standards. Das Ende war abzusehen.
Und so gab es vor einigen Jahren einen Wettbewerb. Im Zusammenhang mit diesem sind um 2009/10 noch einige weitere interessante Entwürfe aufgetaucht.
Sophie Röcker, Absolventin der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, hat beispielsweise die Etagen ihres Zoos fein säuberlich übereinander gestapelt. Die Landschaftsebenen bilden ein „skulpturales Volumen“, wie sie erklärt, das sich optimal an die klimatischen und landschaftlichen Bedürfnisse der Tiere anpasst. Räume für Mitarbeiter und Besucher liegen im Mittelteil des Turms, und jede Ebene wird von in den Boden integrierten Wirtschaftsräumen, Heiz- und Bewässerungsanlagen versorgt.
Durch die sowieso schon vertikale Anordnung lassen sich die Bewohner aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten: aus der Vogel- oder Froschperspektive, auf Augenhöhe oder sogar von unter Wasser.
Öko-Klippen, Denkmäler und Skulpturen
Andere Teilnehmer wiederum entwickelten eine „Eco-Cliff“, eine Öko-Klippe aus Netzen, Kabeln und Plattformen, die neben einer Reihe von Zoobewohnern auch Zugvögeln als Refugium und Nistplatz dient.
Auch ein belebtes Denkmal in Form eines Monolithen war bei den Einreichungen dabei. Von außen sollte es ein Symbol für den Respekt vor der Natur darstellen, und innen Heimat für vielfältige Bewohner bieten.
Nicht für Tiere, sondern für Fahrräder ist der Eco Cycle Turm gedacht, der in London gebaut wird.
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