Zaha Hadid, die Königin der Kurven, ist gestorben
Die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid ist gestern in einem Krankenhaus in Miami überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. Hadid, die für ihre besondere Architektursprache der fließenden Formen weltbekannt war, wurde 65 Jahre alt.
Zaha Hadid, 1950 im Irak geboren, galt als eigensinnig, temperamentvoll, brillant und auch ein wenig exzentrisch. Ihre Architektursprache, die sie selbst als „fließende Art der Räumlichkeit“ beschrieb, bleibt unverkennbar und brachte ihr den Titel „Königin der Kurven“ ein. Als erste Frau erhielt sie 2004 die bedeutendste Ehrung in der Architektur, den Pritzker-Architektur-Preis. In einem Krankenhaus in Miami ist Zaha Hadid am 31. März 2016 überraschend gestorben, nachdem sie zuvor wegen einer Bronchitis behandelt worden war.
Lange Zeit galten die Pläne von Hadid als nicht realisierbar
Ihre Wahlheimat Großbritannien sei das einzige Land, in dem man künstlerisch erfolgreich und zugleich exzentrisch sein könne, sagte Zaha Hadid, die in der britischen Hauptstadt lebte. Geboren und aufgewachsen war sie in Bagdad, wo ihr Vater ein wohlhabender Geschäftsmann und Mitbegründer der Progressive Democratic Party war und die Familie einen westlichen Lebensstil führte. Nach der Machtübernahme von Saddam Hussein und dem Ausbruch des Krieges verließ die Familie den Irak.
Zaha begann zunächst ein Mathematikstudium in Beirut und wechselte schließlich an die renommierte Architectural Association School of Architecture in London, wo sie unter anderem bei Rem Koolhaas Architektur studierte. Nach ihrem Abschluss 1977 arbeitete sie zwei Jahre bei Koolhaas und eröffnete 1979 ihr eigenes Architekturbüro in London. In den 80er Jahren entwickelte Hadid ihre eigene Handschrift, die mit der Schule des sogenannten Dekonstruktivismus in Verbindung gebracht wird. Frei fließende Formen und visuelle Komplexität stehen in diesem architektonischen Denken über dem rein funktionalen Design. Ein Grund, warum Zaha Hadid lange Zeit eher als Theoretikerin, denn als Baumeisterin galt. Ihre Pläne galten oft genug als nicht baubar.
Den deutschen Architekturpreis erhielt Hadid für das Leipziger BMW-Gebäude
So machte sie erstmals 1983 auf sich aufmerksam, als sie ihren nicht realisierten Entwurf für einen Freizeit- und Erholungspark in Hongkong vorstellte, in dem es keinen einzigen rechten Winkel gab. Sie versuche abseits von konventionellen und kommerziellen Erwägungen möglichst viel von theoretischer Konzeption in den architektonischen Mainstream zu überführen, sagte Hadid, die an einer Formensprache jenseits der klassischen Moderne arbeitete.
Der internationale Durchbruch gelang ihr 1993 mit dem Vitra-Feuerwehrhaus in Weil am Rhein, es folgten zahlreiche gebaute und auch nicht gebaute Entwürfe für Prestige-Objekte in der ganzen Welt. Für das Zentralgebäude des BMW-Werkes in Leipzig erhielt sie 2005 den deutschen Architekturpreis, nachdem sie ein Jahr zuvor mit dem international bedeutenden Pritzker-Architektur-Preis ausgezeichnet worden war. Spektakulär ist auch der imposante Bau des Phaeno-Science Center in Wolfsburg, der wie eine avantgardistische Beton-Skulptur in sieben Metern über der Straße aufragt.
Moderne Materialtechnik macht Hadids Entwürfe realisierbar
In ihrer britischen Wahlheimat hingegen war es für Zaha Hadid lange Zeit schwierig, Aufträge zu bekommen. Aber auch dort gelang ihr schließlich die Anerkennung, vor allem durch die spektakuläre Schwimmhalle, die sie für die Olympischen Spiele in London 2012 konzipierte. 2013 folgte die Serpentine Sackler Gallery im Londoner Hyde Park, für die Hadid ein aus gewebter Glasfaser bestehendes Dach, das sich über fünf Innenstützen in fließenden Formen stülpt, erdachte. Kein Zweifel, aktuelle Entwicklungen in der Materialtechnik haben wesentlich dazu beigetragen, dass die kühnen Entwürfe von Hadid verwirklicht werden können.
Einer ihrer letzten eigensinnigen Architekturideen wurde vergangenen Sommer in den Dolomiten eingeweiht. Dort hatte Hadid gemeinsam mit dem Bergsteiger Reinhold Messner ein Bergsteigermuseum auf 2275 m Höhe entworfen. Der größte Teil des Museumsbaus aus Beton gräbt sich, von außen nicht sichtbar, in den Berg hinein. Das Innere wird dabei durch die für Hadid typische fließende und dynamische Formensprache geprägt. Zurzeit wird der neue Flughafen in Peking nach Zaha Hadids Plänen gebaut.
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