Agrar 2.0: Autonome Trecker und Drohnen auf dem Acker
Ob im Getreidefeld, im Weinberg, beim Salatanbau oder im Stall: In der Landwirtschaft werden zunehmend Roboter, Drohnen und andere automatisierte Verfahren eingesetzt. Einen Überblick liefert Robotik-Experte Frank Tobe mit seinem Robot-Report.
Das Potenzial für Robotik in der Landwirtschaft ist enorm: Die Weltbevölkerung wird weiter wachsen, von derzeit 7,2 Milliarden auf prognostizierte 9,6 bis über zwölf Milliarden am Ende des 21. Jahrhunderts. Hinzu kommt steigender Kostendruck in einem globalisierten Markt und vom Klimawandel bedrohte Flächenressourcen.
Die Landwirtschaft befindet sich in einer Phase des Umbruchs. Der mag sich äußerst unterschiedlich gestalten, je nach Land, Region oder Anbautechnik. Aber der generelle Trend geht in Richtung einer Präzisions-Landwirtschaft, die von moderner Technologie unterstützt wird. Wie das aussehen kann und welche automatisierten Lösungen es bereits auf dem Markt gibt, beschäftigt den Robotik-Experten Frank Tobe. In seinem Robot-Report hat er eine Liste von Unternehmen zusammengestellt, die in Sachen Agrar 2.0 unterwegs sind.
Automatisches Veredeln: 1000 Pfröpflinge pro Stunde
Das niederländische Unternehmen ISO Group hat Maschinen entwickelt, die während des Aufzuchtprozesses der Pflanze das Pfropfen weitgehend automatisch vornehmen.
Zwar muss der Mensch das Pflänzchen der Maschine sozusagen anreichen, aber das Pfropfen selbst erledigt die ISO Graft von alleine – mit präzisem Schnitt zwischen Edelreis und Unterlage sowie unter Bedingungen, in denen Bakterien sich kaum vermehren können. Bis zu 1000 Pfröpflinge pro Stunde können so verarbeitet werden.
LettuceBot erkennt jedes Salatpflänzchen
Das Start-up Blue River Technology zweier Stanford-Absolventen ist erst drei Jahre alt und wächst rasant. Der von ihnen gebaute LettuceBot ist spezialisiert auf Kaliforniens Lieblingsgemüse, den Salat.
Auf dem Feld kann der LettuceBot zwischen Salatpflänzchen und Unkraut unterscheiden, so dass Unkrautmittel nur sehr selektiv gesprüht werden müssen. Auch das Ausdünnen des Pflanzenbewuchses funktioniert ähnlich, so dass der maximale Ertrag herausgeholt werden kann.
Drohnen Service Agribotix liefert Bilder vom Zustand des Getreides
Die kleine flugzeugähnliche Drohne der Firma Agribotix in Colorado heißt Hornisse und liefert Präzisionsaufnahmen eines landwirtschaftlichen Anbaugebietes. Mit ihren Echtfarben-, Nahinfrarot- und Wärmekameras fliegt die Hornisse über das gewünschte Gebiet, macht Aufnahmen mit hoher Auflösung und speichert sie in der Cloud. Eine Software analysiert die Daten und erkennt zum Beispiel, ob alle Flächen in einem größeren Anbaugebiet gesund sind.
Die amerikanische Firma Agco hingegen ist zurzeit dabei, ein System zu entwickeln, mit dem der Fahrer eines Traktors einen zweiten unbemannten Traktor neben sich steuern kann. Beide Fahrzeuge bewegen sich als Einheit über das Feld und der unbemannte Traktor übernimmt die Kommandos seines Anführers. Dafür werden GPS-Antennen und Signale von mindestens fünf GPS-Satelliten benötigt. Daraus kann die Real-Time-Kinematic-Vermessung den Standort bis auf ein bis zwei Zentimeter genau berechnen.
Schwärme kleiner Roboter auf dem Feld
Wie die fleißigen Heinzelmännchen sollen zukünftig BoniRobs auf den Feldern herumschwirren, Dünger ausbringen oder Unkraut bekämpfen. Die deutschen Amazonen-Werke haben den autonomen Feldroboter zusammen mit der FH Osnabrück und Bosch entwickelt.
Zunächst soll BoniRob auf kleineren Versuchsfeldern von Pflanzenzüchtern arbeiten, wo er etwa mit speziellen Kameras und Sensoren die Messdaten vieler Einzelpflanzen automatisch erfasst und so eine größere statistische Grundlage für die Züchtung schafft.
DLR-Ingenieure arbeiten übrigens daran, mit Radarmessungen Landwirten bessere Ernten zu ermöglichen.
Ein Beitrag von: