Anzahl der Industrieroboter steigt auf Rekordniveau
Die Zahl der Industrieroboter erreichte 2023 ein globales Rekordniveau. Wir blicken auf die Entwicklungen in Deutschland, Europa, Asien und Amerika.
Die Automatisierung der industriellen Produktion durch Roboter nimmt weltweit rasant zu. Im Jahr 2023 erreichte die Zahl der installierten Industrieroboter mit über 4 Millionen Einheiten in den Fabriken weltweit ein neues Rekordniveau. In Deutschland stieg die Zahl der neu installierten Roboter um 7 %, und auch weltweit ist der Trend trotz regionaler Unterschiede ungebrochen stark. Doch was treibt diese Entwicklung und wie unterscheiden sich die Märkte in Asien, Europa und Amerika?
Inhaltsverzeichnis
Deutschland führend in Europa
Marina Bill, Präsidentin der IFR, betont: „Deutschland ist Europas größter Markt für Industrieroboter. Etwa jede dritte Installation in Europa erfolgte hier.“ Diese Zahlen untermauern die zentrale Rolle Deutschlands in der Automatisierungsbranche. Der operative Bestand, also die Anzahl der im Einsatz befindlichen Roboter, stieg 2023 auf den europäischen Rekordwert von 269.427 Einheiten.
Seit 2018 ist die Zahl der installierten Roboter jährlich um durchschnittlich 5 % gestiegen. Dieser Trend zeigt, wie tiefgreifend die Automatisierung in die industrielle Produktion eingebettet ist. Insbesondere der Bedarf an Präzision, Effizienz und Flexibilität hat den Einsatz von Robotern befeuert.
Automobilindustrie treibt das Wachstum
Ein besonders markanter Wachstumstreiber ist die Automobilindustrie. 2023 stieg der Absatz von Robotern in diesem Sektor um beachtliche 29 %. Insgesamt wurden in der Automobilbranche 9.190 Roboter installiert. Sowohl Automobilhersteller als auch Zulieferer steigerten ihre Investitionen in Automatisierungstechnik. Dabei verzeichneten die Automobilhersteller mit 5.001 Einheiten ein Plus von 29 %, während die Zulieferer mit 4.008 Einheiten ein Wachstum von 31 % erzielten.
Diese Entwicklung ist auf eine Nachholphase zurückzuführen: In den Jahren zuvor hatten Lieferengpässe bei elektronischen Bauteilen die Produktion vieler Hersteller beeinträchtigt. 2023 konnten jedoch viele dieser Verzögerungen aufgeholt werden. Das Segment der Automobilindustrie macht mit 32 % den größten Anteil aller installierten Roboter in Deutschland aus.
Metallverarbeitende Industrie auf Rekordkurs
Nicht nur die Automobilindustrie investiert in Automatisierung. Auch die metallverarbeitende Industrie verzeichnete ein starkes Wachstum. Mit 4.916 neu installierten Robotern erreichte sie 2023 eine neue Bestmarke, ein Anstieg von 16 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Einsatz von Robotern zur präzisen Bearbeitung von Metallen und zur Unterstützung in Schweißprozessen nimmt weiter zu.
Die chemische- und Kunststoffindustrie hingegen musste einen Rückgang der Installationen hinnehmen. 2023 wurden hier 1.832 Roboter installiert, was einem Minus von 12 % entspricht. Die Elektro- und Elektronikindustrie hingegen legte mit 1.746 installierten Robotern um 13 % zu.
Deutsche Robotikproduktion stabil
Die deutsche Produktion von Industrierobotern bleibt auf einem stabilen Niveau. Mit 34.788 produzierten Einheiten liegt die Anzahl nur knapp unter dem Rekordjahr 2022. Deutsche Hersteller sind dabei besonders auf hochwertige, leistungsstarke Roboter spezialisiert, die vor allem in anspruchsvollen Industrien Anwendung finden. Neben den etablierten Hochleistungsrobotern drängen jedoch zunehmend Anbieter von kostengünstigen, sogenannten Low-Cost-Robotern auf den Markt.
Diese kosteneffizienten Lösungen eröffnen neue Möglichkeiten, insbesondere für kleinere Unternehmen, die von den Vorteilen der Automatisierung profitieren möchten, aber nicht über die Ressourcen für High-End-Lösungen verfügen.
Ausblick: Herausforderungen und Chancen
Trotz des Rekordwachstums steht die deutsche Robotikbranche vor Herausforderungen. Der Verband VDMA Robotik + Automation rechnet für 2024 mit einem schwierigen Jahr. Die Auftragsbücher, die in den letzten Jahren durch hohe Nachfrage gefüllt waren, sind weitgehend abgearbeitet. Gleichzeitig stagniert der Auftragseingang seit Anfang 2023. Zwar wird ein Teil dieser Schwäche durch Aufträge aus dem Ausland ausgeglichen, doch die politische und wirtschaftliche Unsicherheit bremst Investitionsentscheidungen.
Für das Jahr 2025 wird nur ein schwaches Wachstum erwartet. Ab 2026 dürften jedoch aufgeschobene Investitionen wieder für einen Aufschwung sorgen. Diese Entwicklung zeigt, dass sich der Automatisierungssektor in Zyklen bewegt und langfristige Investitionen in Robotik auch weiterhin notwendig sind.
Internationale Robotermärkte im Vergleich
Ein Blick über die deutschen Grenzen hinaus zeigt, dass der weltweite Markt für Industrieroboter im Wandel ist. Im Jahr 2023 wurden weltweit 541.000 Roboter installiert, ein Rückgang von 2 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark betroffen war die Elektro- und Elektronikindustrie, die einen Rückgang von 20 % verzeichnete.
Im Gegensatz dazu blieb der Absatz in der Automobilindustrie stabil. Mit 135.000 installierten Robotern bleibt dieser Sektor der größte Abnehmer von Automatisierungstechnik weltweit. Auffällig ist, dass die Nachfrage nach Robotern in der sogenannten „General Industry“, also abseits der traditionellen Einsatzbereiche wie Automotive und Elektronik, stark zunimmt. Ihr Anteil an den weltweiten Installationen stieg von 31 % im Jahr 2013 auf 42 % im Jahr 2023. Insgesamt verzeichnet der neue World Robotics Report 4.281.585 Roboter, die weltweit in Fabriken in Betrieb sind.
Asien: Der dominierende Markt der Industrieroboter
Asien ist und bleibt der wichtigste Markt für Industrieroboter weltweit. 2023 wurden 70 % aller neu installierten Roboter in asiatischen Ländern eingesetzt, was die Bedeutung dieser Region für die globale Automatisierung unterstreicht. An der Spitze dieser Entwicklung steht China, das 276.288 Roboter installierte. Dies entspricht 51 % der weltweiten Robotik-Installationen und macht China mit großem Abstand zum größten Markt für Industrieroboter.
China hat in den letzten Jahren nicht nur seine Produktionskapazitäten in der Automatisierungstechnologie massiv ausgeweitet, sondern auch den Anteil inländischer Hersteller signifikant gesteigert. 2023 stammten 47 % der im Land installierten Roboter von chinesischen Herstellern – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem langjährigen Durchschnitt von etwa 28 %.
Der operative Roboterbestand in China lag 2023 knapp unter 1,8 Millionen Einheiten. Damit ist China das erste und einzige Land der Welt, das über eine derart große Anzahl von Industrierobotern verfügt. Es wird erwartet, dass sich die Nachfrage nach Robotern in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 weiter beschleunigt. Langfristig betrachtet, bietet die chinesische Fertigungsindustrie enormes Wachstumspotenzial, mit geschätzten jährlichen Wachstumsraten von 5 bis 10 % bis 2027.
Neben China ist Japan ein weiterer bedeutender Markt in Asien. 2023 wurden dort 46.106 Roboter installiert, was einen Rückgang von 9 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Entwicklung folgt auf zwei außergewöhnlich starke Jahre, in denen die Anzahl der Installationen Rekordhöhen erreichte. Japan bleibt jedoch nach China der zweitgrößte Markt für Industrieroboter und wird voraussichtlich 2025 wieder wachsen.
Auch in Südkorea, dem viertgrößten Markt für Roboterinstallationen weltweit, tendierte der Markt 2023 stabil. Mit 31.444 installierten Robotern verzeichnete das Land einen leichten Rückgang von 1 % im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses leichten Rückgangs bleibt Südkorea einer der führenden Märkte in der Automatisierung, insbesondere in der Elektronik- und Automobilproduktion.
Europa: Steigende Investitionen trotz regionaler Unterschiede
Europa spielt eine zentrale Rolle im globalen Robotik-Markt. 2023 stiegen die Installationen von Industrierobotern in Europa um 9 % auf einen neuen Höchststand von 92.393 Einheiten. Besonders stark war das Wachstum in der Europäischen Union, wo 73.534 Roboter installiert wurden, was einem Anstieg von 2 % entspricht. Verzögerte Projekte konnten abgeschlossen werden, und der Auftragsbestand aus früheren Jahren wurde abgebaut.
Über die Rolle von Deutschland in Europa haben wir bereits ausführlich geschrieben. Schauen wir auf die anderen großen „Roboternationen“, die sich interessanterweise unterschiedlich entwickeln: In Italien, dem zweitgrößten europäischen Markt, ging die Anzahl der installierten Roboter um 9 % auf 10.412 Einheiten zurück. Ähnlich verhielt es sich in Frankreich, wo mit 6.386 Einheiten ein Rückgang von 13 % verzeichnet wurde.
Kleinere Märkte wie Spanien und die Slowakei hingegen verzeichneten starkes Wachstum. In Spanien stiegen die Installationen um 31 %, in der Slowakei sogar um 48 %. Diese Zuwächse sind in erster Linie auf Investitionen der Automobilindustrie zurückzuführen, die weiterhin einen Großteil der Nachfrage nach Automatisierungslösungen ausmacht.
Amerika: Stabiles Wachstum mit regionalen Unterschieden
Der amerikanische Markt verzeichnete 2023 das dritte Jahr in Folge mehr als 50.000 Installationen von Industrierobotern. Insgesamt wurden 55.389 Einheiten installiert, was nur knapp unter dem Rekordjahr 2022 liegt. Besonders in den USA, dem größten Markt in der Region, blieben die Installationen mit 37.587 Einheiten stark. Dies entspricht 68 % der gesamten Installationen auf dem amerikanischen Kontinent.
In den USA zeigte sich ein leicht rückläufiger Trend in der Automobilindustrie, die 2023 einen Rückgang von 15 % verzeichnete. Allerdings blieb die Nachfrage in der Metall- und Maschinenbauindustrie stabil, und auch die Elektro-/Elektronikindustrie zeigte mit 3.900 installierten Einheiten einen leichten Zuwachs.
Kanada verzeichnete einen deutlichen Anstieg der Roboterinstallationen. Mit 4.311 neu installierten Einheiten war dies ein Plus von 37 %. Diese Entwicklung zeigt, dass Kanada zunehmend in die Automatisierung investiert, wobei der Großteil dieser Installationen in der Automobilindustrie erfolgt.
In Mexiko ist die Automobilindustrie ebenfalls der dominierende Sektor, der 70 % der Robotik-Nachfrage ausmacht. Die Anzahl der installierten Roboter ging jedoch um 5 % auf 4.087 Einheiten zurück. Dieses zyklische Muster zeigt, dass die Investitionen in Automatisierung in Mexiko stark von den Schwankungen der Automobilbranche abhängen.
Globaler Ausblick
Die OECD rechnet mit einer Stabilisierung des weltweiten Wirtschaftswachstums. Geopolitische Unsicherheiten bleiben jedoch ein bedeutender Risikofaktor. Die jüngsten Krisen haben das Bewusstsein für die Bedeutung der inländischen Produktion in strategisch wichtigen Branchen gestärkt. Automatisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle, da sie es Unternehmen ermöglicht, die Fertigung in entwickelten Ländern zu halten, ohne Einbußen bei der Kosteneffizienz hinnehmen zu müssen.
Für 2024 wird erwartet, dass der wirtschaftliche Abschwung seinen Tiefpunkt erreicht. Die Zahl der Roboterinstallationen weltweit wird voraussichtlich bei etwa 541.000 Einheiten stabil bleiben. Ab 2025 könnte sich das Wachstum wieder beschleunigen und in den Jahren 2026 und 2027 weiter an Fahrt aufnehmen. Ein Ende des langfristigen Wachstumstrends ist derzeit nicht in Sicht.
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