Ausbildung in Israel: Wenn der Dummy schreit und blutet
Dieser Dummy schreit, stöhnt, atmet unregelmäßig und blutet heftig. Er schlägt sogar plötzlich um sich und ist für die herbei eilenden Sanitäter zur schwer zu bändigen. Die Sanitäter arbeiten für die israelische Armee. Und diese setzt die Dummies in der Ausbildung ein.
Die Dummies werden im Medical Trauma Simulator des Medical Corps der israelischen Streitkräfte auf der Sharon Military Base in Südisrael eingesetzt. Junge Ärzte, Sanitäter und Polizisten werden hier auf zahlreiche Einsatzszenarien körperlich und geistig vorbereitet. Angesichts der zahlreichen Anschläge in Israel sind auch die Trainingsmethoden ausgesprochen drastisch.
Mehrere Verwundete in einem Simulationsraum
Die stöhnenden und blutenden Dummies liegen, kauern und sitzen gleich im Dutzend in den verschiedenen Simulationsräumen. Da wird zum Beispiel ein Haus nachgeahmt, in dem gekämpft worden ist. Vor der Tür hängt noch die Wäsche auf der Leine, ein blutiges Kissen am Eingang lässt Schlimmes ahnen. Drinnen hängen die Familienbilder an der Wand, steht Essen halbverzehrt auf dem Tisch.
Im Übrigen aber liegen überall Verletzte auf dem Fußboden, auf dem Sofa und im Bett. Aufgabe der zu Schulenden ist es, zunächst festzustellen, wer am dringendsten Hilfe benötigt. Das sind die heftig blutenden Dummies. Zuerst muss die Blutung gestillt werden, ehe irgendeine andere Behandlung beginnen kann.
Eine Straßenszene nach einem schweren Unfall
Im nächsten Simulationsraum ist ein schwerer Unfall nachgestellt. Es qualmt noch und die Verletzten – also die Dummies – schreien nach Hilfe. Der nächste Raum zeigt eine Waldszenerie mit dichtem Unterholz. Die Sanitäter müssen sich unter den niedrigen Zweigen vorwärts robben, um die Verletzen zu finden, die heftig stöhnen und teilweise die Augen verdrehen.
Die Sicht ist so schlecht, dass einer der Verletzten, der sich hinter einen Fels geflüchtet hatte, den Sanitätern fast entgangen wäre.
Bis hin zum Abtransport der Opfer
In allen Fällen geht es darum, die Verletzten in der richtigen Reihenfolge und Art und Weise zu behandeln, sie transportfähig zu machen und auf Bahren zu legen. Schließlich müssen die zu Schulenden die Bahren unter Feindeinwirkung auch noch abtransportieren. All das wird vom Lehrpersonal während der Übungen per Video festgehalten und anschließend im Klassenzimmer eingehend analysiert und beurteilt.
Die Dummies sind Hochleistungsroboter
Der Stückpreis dieser Dummies beläuft sich auf 106.000 US-Dollar. Das Lehrpersonal bedient die Dummies per Tablet. Sie können ganz verschieden atmen, die Augen öffnen und verdrehen. Die Pupillen können sich verändern, um Gehirnschäden zu simulieren. Blutdruck und Puls können verändert werden. Neben Schreien und Stöhnen können sich die Dummies auch verkrampfen oder wild um sich schlagen. Sogar übergeben können sie sich – zum Schrecken vieler Schüler.
Während der Lehrer durch ein Fenster beobachtet, was im Simulationsraum geschieht, melden die Dummies ihren Zustand ständig über das Tablet. Dadurch kann der Lehrer – falls nötig – direkt in das Geschehen im jeweiligen Simulationsraum eingreifen.
Major Aviv Gelbar, der Chef des Medical Trauma Simulators, berichtet, dass sämtliche Einheiten der israelischen Streitkräfte ihr medizinisches Personal zur Ausbildung hierher schicken. Er ist stolz darauf und betont: „In der Welt sind wir einmalig.“
Ein anderes Konzept verfolgen deutsche Autobauer: Sie haben ein Computerprogramm mit virtuellen Dummies entwickelt, die menschliches Verhalten bei Unfällen nachahmen.
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