Automatisierungstechnik: Branche ist „verhalten optimistisch“
Die elektrische Automatisierungstechnik wird in diesem Jahr trotz zwischenzeitlichen Einbrüchen im Auftragseingang wachsen. Davon zeigte sich der ZVEI auf der Hannover Messe überzeugt. Zwar seien noch Risiken für die Automatisierungskonjunktur erkennbar, neue Absatzpotenziale – etwa an den wachsenden Märkten Chinas und der USA sowie im Ausbau energieeffizienter Prozesse – stimmen den Verband jedoch „verhalten optimistisch“.
Automatisierungstechnik „made in Germany“ bleibt ein „treibender Motor der Industrie und ein Jobmotor am Wirtschaftsstandort Deutschland“, zeigte sich der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) vorige Woche auf der Hannover Messe optimistisch. Gunther Kegel, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Automation, prognostizierte der elektrischen Automatisierungstechnik für das Jahr 2012 ein Wachstum bei den Aufträgen von immerhin rund 5 % im Vergleich zum Vorjahr.
Letzthin hatte die Branche laut ZVEI zu kämpfen. „Die letzten Jahre waren für die Anbieter aus wirtschaftlicher Sicht eine Berg- und Talfahrt – die Wirtschaftskrise hatte auch in diesem Markt ihre Auswirkungen“, betonte Kegel auf der weltgrößten Industriemesse. Zudem sei das Geschäft „nach einer seit Langem einmal wieder spürbaren Sommerflaute“ im Herbst 2011 insbesondere im Ausland nur zäh wieder angelaufen. Dennoch gab sich Kegel angriffslustig: „Die Branche ist inzwischen wieder hervorragend aufgestellt und bereit, neue Märkte zu erobern.“China sorgt bei Automatisierungstechnik-Branche für Zuversicht
Zuversicht schöpfen die Automatisierer vor allem aus dem Wachstum wichtiger Märkte. „Die Schwellenländer wachsen weiterhin dynamisch, jedoch mit geringerer Geschwindigkeit als noch vor zwei Jahren, das gilt übrigens auch für China“, sagte Siegfried Russwurm, CEO des Siemens-Sektors Industry, Erlangen, auf Anfrage der VDI nachrichten. Für die USA sei „im Wahljahr mit einem leichten Aufschwung zu rechnen“.
„Wir sehen starke Wachstumschancen in China“, erklärte in Hannover auch Frank Metzner, Unternehmenssprecher bei Beckhoff. Der Automatisierer aus Verl sehe aber „auch in Deutschland einen Wachstumsmarkt“.
Hoffnungsvoll stimmt die Experten des ZVEI-Fachverbandes Automation zudem die verstärkte Gas- und Ölexploration der USA. Das „wird den Ölpreis unter 100 $/Barrel stabilisieren“, hieß es in Hannover.
Dennoch fällt der Ausblick nicht nur positiv aus. „Risiken für die Automatisierungskonjunktur 2012 lassen sich – wenn überhaupt – nur außerhalb unserer Industrien und Technologien erkennen“, sagte Kegel.
Und eine Liste solcher Risiken wäre lang. Zwar tragen nach Ansicht des Branchenverbandes politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Euro-/Schuldenkrise erste Früchte. „Der Rettungsschirm hat den Europäern Zeit gekauft“, sagte Kegel. Den Absatz in den Euroländern Südeuropas stuft er dennoch als schwach ein.
Ein Urteil, dem auch der Automatisierer Beckhoff in Teilen zustimmt. „Wir merken den Abschwung in Spanien seit zwei Jahren. Die Unsicherheit auf den Märkten ist angesichts 25 % Arbeitslosigkeit spürbar. Bei den italienischen Maschinenbauern hingegen spüren wir keine Unsicherheit“, hieß es auf der Hannover Messe.
Erneuerbare Energien: Für Automatisierungstechnik eine „Wachstumsbremse“
Wenig Chancen für dynamisches Wachstum sieht die Branche zudem rund um die erneuerbaren Energien. „Der Bereich der erneuerbaren Energien ist für uns ein Wachstumsbremser. Der Windkraftboom ist gedämpft, da die Netze erst noch ausgebaut werden müssen und in der Photovoltaik sieht es auch nicht glorreich aus“, fasste Metzner zusammen.
Sorge bereitet dem ZVEI ferner die Versorgung der Produktionsbetriebe mit Industrierohstoffen und Energie. „Die derzeitige Entwicklung der Rohstoff- und Energiekosten trägt nicht gerade zur Stimulierung der Märkte bei“, klagte Kegel auf der Hannover Messe.
Die Automatisierer machen hier aus der Not eine Tugend. „Als Megatrend schlechthin hat sich das Thema ,Energieeffizienz“ etabliert“, erläuterte Russwurm. Steigende Rohstoffpreise ließen die Nachfrage nach Lösungen zur Produktivitätssteigerung – und damit nach leistungsstarker Automatisierungstechnik – wachsen.
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