Automobilindustrie ist in Sachen Industrie 4.0 führend
Die Automobilindustrie zählt zu den Pionieren in Sachen Industrie 4.0. Rund 80 Prozent der mittelständischen Betriebe nutzen intelligente Produktionsanlagen, 18 Prozent sogar schon selbststeuernde Anlagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des IT-Dienstleisters Freudenberg IT.
Zuerst kamen die Dampfmaschine, dann Elektrizität und Computer. Und jetzt stehen Fertigungsbetriebe an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Sie werden bei Industrie 4.0 zu sogenannten Smart Factories und binden ihre Produktionsanlagen ins Internet der Dinge ein. Da diese sogar direkt mit den Bauteilen selbst kommunizieren können, lassen sich mit weniger Personalaufwand immer kürzere Produktzyklen und steigende Produktvarianten zu niedrigeren Kosten realisieren. Der ITK-Branchenverband BITKOM geht in den sechs volkswirtschaftlich wichtigsten Branchen von einer Produktivitätssteigerung von 78 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 aus.
Studie befragt 140 IT-Entscheider zu Industrie-4.0-Themen
Doch wie gut sind mittelständische Fertigungsbetriebe in Deutschland auf Industrie 4.0 tatsächlich vorbereitet? Dieser Frage ging Freudenberg IT aus Weinheim auf den Grund. Der IT-Spezialist befragte rund 140 IT-Entscheider und Produktionsleiter mittelständischer Unternehmen zu den technologischen Megatrends Industrie 4.0, Cloud Computing und Mobility. Mit Unterstützung des französischen Marktforschungsinstitut Pierre Audoin Consultants stand am Ende die Studie „IT Innovation Readiness Index 2013“. Und die zeichnet ein sehr gemischtes Bild der Branchen.
Zwar bewertet die Studie die IT-Durchdringung im Maschinenbau als relativ stark. So setzen 70 Prozent der befragten Unternehmen bereits IT-Fernwartung ein, 60 Prozent sogar IT-basierte Automatisierungslösungen. Doch nur eine Minderheit der Maschinen- und Anlagenbauer sieht in dezentral vernetzten, selbststeuernden Produktionsprozessen und intelligenten Anlagen einen Hebel für mehr Effizienz und geringere Kosten in der Fertigung. 44 Prozent halten intelligente Produktionsanlagen für eher uninteressant, bei dezentral vernetzter Selbststeuerung sind es sogar 61 Prozent. Doch genau darum geht es bei Industrie 4.0.
Automotivbranche zählt zu Vorreitern der vierten industriellen Revolution
Ganz anders sieht es in der Automobilbranche aus, hier ist die Industrie-4.0-Bereitschaft am größten. Rund 80 Prozent der Studienteilnehmer haben bereits intelligente Produktionsanlagen im Einsatz, immerhin 18 Prozent nutzen sogar schon die Selbststeuerung. Der Maschinen- und Anlagenbau hinkt hingegen mit 31 und neun Prozent deutlich hinterher.
Die Studie erklärt das wie folgt: Die Automotivbranche muss mit überdurchschnittlich hohem Innovationsdruck umgehen, der von großen Auftraggebern am Ende der Lieferkette ausgeht. Zulieferer müssen beispielsweise durch hohe Lieferflexibilität eine bedarfssynchrone Produktion bei großen Herstellern sicherstellen. Das wird erst möglich durch selbststeuernde Prozesse in der Fertigung.
Cloud Computing kämpft in allen Branchen mit Vorurteilen
Auch wenn die Automotivbranche zu den Industrie-4.0-Pionieren zählt, hat sie mit dem Maschinenbau vor allem eines gemeinsam: die hohe Skepsis gegenüber einem wichtigen IT-Baustein der neuen Epoche. Und der heißt Cloud Computing. Über alle Branchen betrachtet nutzen lediglich 18 Prozent der deutschen Fertigungsunternehmen Cloud-basierte Speicher-, Backup- oder Serverdienste.
Die Studienautoren nennen auch gleich einen Grund dafür: die unzureichende Aufklärung. So konnten 34 der Befragten beispielsweise nicht angeben, ob für ihr Unternehmen das Public- oder Private-Cloud-Konzept besser geeignet sei. Viele hätten aus Unwissenheit auch Sicherheitsbedenken gegenüber Private Clouds – obwohl diese gar nicht über das öffentliche Internet zugänglich sind, sondern nur über verschlüsselte Tunnelleitungen eines Virtual Private Networks (VPN).
Smartphones und Tablet-PCs etablieren sich immer schneller
Auf große Akzeptanz hingegen stößt der Einsatz der Smartphones und Tablet-PCs. 47 Prozent der befragten mittelständischen Fertigungsbetriebe haben schon ein sogenanntes Mobile Device Management (MDM) im Einsatz. Das ist entscheidend für den Durchbruch von Industrie 4.0. Denn auch die Integration intelligenter Werkstücke in die Mensch-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) ist naturgemäß mobil. Intelligente Produkte, sogenannte cyber-physische Systeme, lassen sich mit eingebetteten IT-Funktionen ausstatten und via Internet vernetzen.
Damit Industrie 4.0 in Zukunft durchstarten kann, ist laut Studie der Dialog zwischen Produktspezialisten und IT-Fachleuten entscheidend, um Know-how aus IT und industrieller Fertigung zusammenzuführen und nutzbar zu machen. „Der fertigende Mittelstand ist einer der Vorreiter hinsichtlich der Akzeptanz und Realisierung dieser vierten industriellen Revolution – und hat jetzt die Möglichkeit, diesen Markt aktiv mitzugestalten“, erklärt Horst Reichardt, Geschäftsführer der Freudenberg IT. „Doch es ist Überzeugungsarbeit notwendig, um zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Innovationskraft, Effizienz und nachhaltiger Kostenreduktion in der Produktion einerseits und der Flexibilität Cloud-basierter IT-Lösungen andererseits deutlicher als bisher zu vermitteln“.
Ein Beitrag von: