Bitkom-Studie: 78 Milliarden Euro Wachstum dank Industrie 4.0
Bis zum Jahr 2025 können sechs volkswirtschaftlich wichtige Branchen dank Industrie 4.0 mit einer Produktivitätssteigerung von rund 78 Milliarden Euro rechnen. Zu diesem erfreulichen Ergebnis kommt eine Studie des High-Tech-Verbandes Bitkom, die das Potential der vierten industriellen Revolution untersucht hat. Über das größte Wachstum freuen können sich der Maschinenbau, die Elektrotechnik und die Chemieindustrie.
Sie macht sich in Zukunft bezahlt, die vierte industrielle Revolution, kurz Industrie 4.0. Fabriken werden durch die Einbindung aller Maschinen ins Internet zu Smart Factories. So lassen sich beispielsweise immer kürzere Produktzyklen und steigende Produktvarianten mit kleinen Produktmengen bis hin zum Unikat wirtschaftlich bewältigen. „Das von mir jahrelang als eine eher theoretische Sache gesehene Internet der Dinge bekommt immer mehr ein Gesicht“, erklärte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel vergangenen Sonntagabend bei der Eröffnung der Hannover Messe.
Industrie 4.0 ist laut Bitkom-Studie wahrer Produktivitätstreiber
Der Branchenverband Bitkom hat jetzt das Potential der vierten industriellen Revolution in Euro und Cent quantifiziert und eine Untersuchung des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) vorgestellt. Danach erwarten die Forscher in sechs volkswirtschaftlich wichtigen Branchen bis zum Jahr 2025 Produktivitätssteigerungen in Höhe von insgesamt 78 Milliarden Euro. Durchschnittlich könne jede Branche pro Jahr 1,7 Prozent zusätzliche Bruttowertschöpfung erzielen.
„Industrie 4.0 ist ein echter Produktivitätstreiber“, sagte Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf während der Präsentation. „Die Wertschöpfungsketten verändern sich durch die Digitalisierung und Vernetzung von Produkten und intelligenter Produkte.“
Maschinenbau kann mit jährlichem Wachstum von 2,2 Prozent rechnen
Besonders stark vom Zusammenwachsen von Produktion und Internet profitieren können laut Studie die Branchen Maschinen- und Anlagenbau, die Elektrotechnik und die Chemieindustrie. Hier sei zusätzliches Wachstum in Höhe von 2,2 Prozent pro Jahr möglich.
Der Maschinenbau etwa profitiere doppelt: Er könne selbst immer effektiver produzieren und eigene Produkte gleichzeitig mit Industrie-4.0-Technologien ausstatten. „Industrie-4.0-Anwendungen erstrecken sich von der Produktentwicklung über die Produktion und Logistik bis hin zu unterstützenden Bereichen wie Qualitätssicherung, Kundenservice oder Personalplanung“, erklärte Kempf. In der Chemieindustrie gehe es vor allem um bessere Überwachung und höhere Flexibilität global verteilter Produktionsprozesse.
Drei weitere untersuchte Branchen können sich immer noch über Wachstum freuen, fallen allerdings leicht hinter die 1,7-Prozent-Marke zurück. Im Automobilbau etwa erwarten die Studienautoren ein zusätzliches Potential von 1,5 Prozent. Die Branche könne als Anwender profitieren, gleichzeitig aber auch Industrie-4.0-Technologie in Fahrzeuge einbauen, um beispielsweise das Management von Ersatzteilen und Wartung zu vereinfachen.
Die ITK-Branche kann sich laut Studie auf ein Wachstum in Höhe von 1,2 Prozent einstellen. Chancen liegen hier vor allem in neuen Produkten und Dienstleistungen für eine echtzeitnahe Planung und Steuerung der Produktion. Ebenfalls bei 1,2 Prozent liegt die Landwirtschaft, der die Vernetzung von Landmaschinen und der Einsatz mobiler Geräte bei der Arbeit zugutekommen soll.
Tempo der Revolution hängt von Flexibilität traditioneller Industriebranchen ab
Und wie schnell vollzieht sich die vierte industrielle Revolution? Das hängt davon ab, ob und wie sich neue Geschäftsmodelle in traditionellen Industriebranchen einführen lassen. „Vertragen Sie sich, seien sie neugierig auf das, was kommt, und hängen Sie nicht zu sehr an Ihren alten, einzelnen Branchen“, mahnte Merkel während ihrer Rede in Hannover.
Denn dann könnte eintreffen, was Prof. Wilhelm Bauer vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart vermutet: „Industrie 4.0 hat das Zeug dazu, unsere industrielle Wertschöpfung so zu revolutionieren wie das Internet die Wissensarbeit.“ Voraussetzungen seien allerdings Standards auf Technologie- und Anwenderseite sowie Regeln für schnelle und schnittstellenfreie Kommunikation, Datenschutz und Datensicherheit.
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