Bosch treibt die Industrie 4.0 kräftig voran
Bosch hat früh auf das Thema Digitalisierung gesetzt und arbeitet bereits seit 2012 an Entwicklungen für das Internet der Dinge. Das zahlt sich nach Angaben des Unternehmens aus. Der Umsatz in diesem Bereich sei 2019 um 25 % gestiegen, und von der erhöhten Effizienz profitiere Bosch auch in den eigenen Werken.
Das Thema Industrie 4.0 ist mit großen Hoffnungen verbunden. Vor allem die digitale Steuerung und Vernetzung von Maschinen könnte zu deutlich mehr Effizienz führen und die Produktion insgesamt flexibler gestalten. Die Veränderungen könnten tatsächlich so tief greifend sein, wie 4.0 suggeriert – angelehnt an die ersten drei industriellen Revolutionen wird die Digitalisierung als die vierte Revolution bezeichnet. „Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss vernetzen. Industrie 4.0 ist eine historische Chance. Die Potenziale sind gewaltig“, sagt Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork, zuständig für die Industrietechnik. Er vermeldet gute Nachrichten für das Unternehmen: Im Jahr 2019 habe Bosch über 750 Millionen Euro Umsatz mit vernetzten Lösungen für Fertigung und Logistik gemacht. Das ist ein Plus von 25 % Prozent gegenüber dem Vorjahr. Positive Beispiele werden zum Teil in den eigenen Werken umgesetzt.
Hohes Einsparpotenzial durch Vernetzung und künstliche Intelligenz
In den vergangenen Monaten ist durch die Corona-Krise zusätzlich deutlich geworden, welche Vorteile mit der Digitalisierung verbunden sein können. Najork nennt als Beispiele digitale Schichtübergaben, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Zudem könnte das Monitoring vernetzter Anlagen und Maschinen oftmals aus der Ferne erfolgen, also ohne dass ein Techiker vor Ort sein müsse. Zugleich sind Warenwirtschaftssysteme und Logistik so intelligent geworden, dass Lagerplatz minimiert wird und dennoch stets der Materialnachschub für die Produktion gesichert ist. Die Vision könne so aussehen, dass es möglich sei, in einer Fabrik unterschiedliche Produkte bis zur Losgröße herzustellen, ohne Anlagen für hohe Kosten umrüsten zu müssen. Narjok ist davon überzeugt, dass die Komponenten der Industrie 4.0 die Produktivität an einzelnen Standorten um bis zu 25 % erhöhen können. Das soll auch im eigenen Unternehmen funktionieren und zwar in der Antriebssparte. 500 Millionen Euro sollen hier in den nächsten Jahren investiert werden, um die Produktion zu digitalisieren und zu vernetzen – in diesem Bereich ist der Veränderungs- und Kostendruck besonders hoch. Von dieser Investition verspricht Bosch sich Einsparungen von über einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2025.
Künstliche Intelligenz sei dabei ein wichtiger Faktor, der künftig noch weiter zunehme. Komplexe Softwarelösungen können die Mitarbeiter bei der Qualitätskontrolle unterstützen und die Prozesse in der Fertigung optimieren. „Wir haben in der Industrie noch Luft nach oben. Doch wir verfügen über Stellschrauben, an denen wir drehen können. Jetzt geht es darum, Industrie 4.0 in die Fläche zu bringen“, sagt Najork. Viele Unternehmen scheuen jedoch die zunächst hohen Investitionskosten, die mit einer konsequenten Umstellung auf Industrie 4.0 verbunden sind. Dass schon mit kleinen Mitteln große Einsparungen möglich sind, zeigt Bosch Rexroth in Erbach: Hier sind die Produktionslinien nachträglich mit Sensoren und Lichtschranken ausgestattet worden. Die Kosten lagen bei etwa 25.000 Euro. Dem stehen Einsparungen von über 200.000 Euro pro Jahr gegenüber.
Breites Angebot im Bereich der Automatisierung
Dieses Prinzip setzt Bosch in vielen Bereichen um: Anwendungen fürs Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) zunächst in eigenen Werken umzusetzen und zu testen und sie anschließend auf den Markt zu bringen. Das wird auch in der Marketingkampagne Manufacture #LikeABosch thematisiert. Zum Bosch-Portfolio gehören unter anderem Software-Angebote für Wartung, Monitoring und Logistik, Robotik-Systeme für Fertigung und Transport, Retrofit-Lösungen für Maschinen im Bestand und Assistenzsysteme für Mitarbeiter.
Ein neues Bosch-Produkt ist eine softwarebasierte Steuerungstechnik. Sie ist 5G-fähig und offen für Anwendungen Dritter. Die Software namens ctrlX Automation kann über 30 Datenprotokolle verarbeiten und soll die Automatisierung vorantreiben. Außerdem wurde das Nexeed Industrial Application System weiterentwickelt. Es soll das Gehirn der vernetzten Fabrik sein, mit einem Software-Portfolio für Fertigung und Logistik. Dabei sollen sämtliche Daten der Maschinen standardisiert zur Verfügung stehen, was unter anderem zur Effizienz beitrage. Das leistet auch die Bosch Energy Platform, mit der sich der Stromverbrauch jeder einzelnen Maschine abrufen lasse.
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