Bremen ist Europameister im Roboterfußball
Am Ende hieß es 5:0 für die Fußball-Roboter aus Bremen: Mit gezielten Distanzschüssen und schnellen Kontern setzte sich das Team B-Human am Sonntag im niederländischen Eindhoven gegen eine dribbelstarke Roboter-Mannschaft aus Leipzig durch. Und holte sich beim RoboCup European Open 2016 den Europameistertitel in der Standard Platform League. Offenbar ist die Mannschaft für die kommende Weltmeisterschaft in Leipzig gut gerüstet – oder besser gesagt: gut programmiert.
B-Human ist ein Fußball-Roboter-Team aus Wissenschaftlern des Fachbereichs Mathematik und Informatik an der Universität Bremen und des Forschungsbereichs Cyber-Physical Systems des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Seit 2009 treten die kaum 60 cm hohen Spieler von B-Human bei RoboCup-Wettbewerben in der Standard Platform League an – und haben seitdem viermal die Weltmeisterschaft, siebenmal die German Open und nun die European Open gewonnen: Mit 5:0 besiegte der amtierende Vizeweltmeister seiner Klasse am Sonntag im Endspiel des RoboCup European Open 2016 den WM-Dritten, das Nao-Team HTWK aus Leipzig.
„Im Finale konnten die sehr dribbelstarken Leipziger Roboter den Ball oft in die Bremer Hälfte bringen, scheiterten aber letztendlich an der starken Bremer Verteidigung“, informiert die Uni Bremen. „Durch gezielte Distanzschüsse und schnelle Konter setzte sich das Bremer Team Tor um Tor von den Leipzigern ab und errang somit wieder den Titel.“
Fünf Roboter pro Mannschaft
Die beiden Finalisten haben sich in den vergangenen Jahren schon öfter bei europäischen RoboCup-Wettbewerben in Endspielen gegenüber gestanden. Bremen hatte jedoch immer wieder die Nase vorn. Bei der Europameisterschaft in Eindhoven traten in der Standard Platform League neun Mannschaften aus je fünf Spielern gegeneinander an, sechs Mannschaften stammten übrigens aus Deutschland!
In dieser Liga spielen alle Teams mit der gleichen Hardware, dem humanoiden Roboter NAO des französischen Herstellers Aldebaran Robotics. Irgendwelche Veränderungen oder Ergänzungen an der Hardware sind den Teams nicht erlaubt. Ihre Aufgabe ist es, die Software für die Fußball-Roboter zu entwickeln. Die Roboter müssen so programmiert werden, dass sie völlig autonom, also ohne jede Live-Steuerung seitens ihrer Temas auf dem Spielfeld agieren.
Laufen, schauen, schießen
Sie müssen ihre Umgebung erkennen, Entscheidungen fällen und diese dann gemeinsam umsetzen. Zwei Kameras im Kopf des NAO sorgen dafür, dass er seine Umgebung erkennt – die Linien auf dem 10,4×7,4 m großen Spielfeld zum Beispiel, die 80 cm hohen Tore, die anderen Spieler und natürlich den Softball mit seinen 10 cm Durchmesser. Auch seine eigene Körperlänge und die seiner Gliedmaßen muss der Roboter kennen, um sicher im Raum agieren zu können. Unter anderem auf der Basis von Wahrscheinlichkeitsrechnungen erstellt er ein Modell seiner Umgebung und koordiniert entsprechend seine Aktivitäten: Laufen, schießen, aufstehen, schauen!
Dabei trifft er Entscheidungen auf der Basis der eigenen Informationen und der der Mannschaftskollegen. Die Spieler kommunizieren per WLAN untereinander und mit ihrem Coaching Roboter, der vom Spielfeldrand aus taktische und strategische Befehle erteilen darf. Der Coach ist allerdings ebenso autonom wie die Spieler auf dem Platz und darf nicht von außen gesteuert werden.
Bis 2050 besser als Jogis Jungs
Langfristig sollen die Roboter ihren menschlichen Kollegen ernsthaft Konkurrenz machen: RoboCup ist das Projekt einer internationalen Initiative zur Förderung der Forschung in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Robotik. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 ein Team aus autonomen, humanoiden Robotern zu entwickeln, das in der Lage ist, den zu diesem Zeitpunkt amtierenden menschlichen Fußballweltmeister zu schlagen.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden regelmäßig lokale und internationale Wettbewerbe ausgetragen. In verschiedenen Ligen werden unterschiedliche Forschungsschwerpunkte gesetzt und die Anforderungen an die Teams kontinuierlich erhöht.
Erschwerte Bedingungen: Softball in schwarz-weiß statt orange
Zu den neuen Herausforderungen in diesem Jahr, die die Technik weiterbringen sollen, zählte ein schwarz-weißer Ball statt eines orangefarbenen Balls wie bisher. Der war für die Roboter erheblich schwerer zu erkennen, weil die Tore, die Feldmarkierungen und die Mitspieler ebenfalls weiß waren. Laut Uni Bremen merkte man diese Tatsache den drei Erstplatzierten B-Human, dem Nao-Team HTWK aus Leipzig und den Nao Devils aus Dortmund kaum an. Das restliche Feld habe dagegen noch deutliche Probleme mit dieser Regeländerung gehabt. Bis zur WM 2016 vom 30. Juni bis 3. Juli in Leipzig hätten viele Mannschaften also noch einiges zu tun.
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