Cloud schafft Voraussetzung für Industrie 4.0
Die Cloud-Technologie wird die Welt der Automation mitgestalten, aber sie ist noch kein Selbstläufer, wie eine repräsentative Umfrage der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) zeigt. Zwischen Risiko und Chance schwebt die Einschätzung der globalen Netzwerke für automatisierungstechnische Anlagen.
Die Blicke der Branche richten sich voller Erwartung auf die Veränderungen, die sich durch die explodierende Zahl an Möglichkeiten der IT-Landschaft ergeben. Unter dem Motto „Automation in the cloud“ zeigte der VDI-Kongress Automation 2013 in Baden-Baden Hoffnung und Skepsis in Bezug auf künftige Kommunikationswege der Produktion.
„Für das große Zukunftsprojekt Industrie 4.0 ist eine funktionierende Cloud Voraussetzung, aber bisher wird sie in der Automation noch nicht nennenswert genutzt. Insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen schlagen sich noch mit vielen Fragen herum, die beantwortet werden müssen“, erklärte der GMA-Vorsitzende Kurt Bettenhausen. Immerhin bereitet sich ein Drittel der Befragten auf den Schritt in die Cloud vor, wie die Umfrage ergab, an der sich 275 GMA-Mitglieder beteiligten. In fünf Jahren soll sich die Nutzung der Cloud allerdings schon für die Branche als selbstverständlich darstellen.
Private Nutzung noch stärker verbreitet als die berufliche
Noch ist die private Nutzung stärker verbreitet als die berufliche. Das Potenzial für die Einbindung der Branche ist riesig. Lediglich etwa die Hälfte der deutschen Unternehmen nutzt bisher die Cloud. Die Erfahrungen sind überwiegend gut, nur 5,6 % der Befragten gaben an, durchweg schlechte Erfahrungen gemacht zu haben alle Erwartungen erfüllt haben sich immerhin für 22,6 %.
Wolken ziehen am Himmel mit den sonnigen Aussichten auf, wenn es um die Themen IT-Sicherheit und Umgang mit sensiblen Daten geht: Sie beeinträchtigen die großen Erwartungen. Als Projektleiter eines Großanlagenherstellers habe auch er vor 15 Jahren die Cloud kategorisch abgelehnt, erzählte Bettenhausen, weil das Risiko damals höher als der Gewinn zu betrachten war. Inzwischen könnte diese Einschätzung anders ausfallen.
In der Automation dient Cloud vor allem als Datenspeicher
Genutzt wird die Cloud in der Automation vor allem als Datenspeicher, aber „der Nutzen ist eindeutig mehr als zentrale Datenhaltung oder die Frage nach ihrer technischen Struktur“, betonte Bettenhausen. Der eigentliche Vorteil und Sinn der Cloud entstehe erst durch das Zusammenspiel von eigener Technologie, einem Netzwerk von Experten in Form einer Community und der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Mit den Fortschritten bei eingebetteten Systemen und internetbasierten Diensten zeichnen sich radikale Veränderungen in der industriellen Produktion ab. Die Steuerung der Produktionsanlagen wird immer komplexer. „Da der Mensch schlecht mit hoher Komplexität umgehen kann, muss es das Ziel sein, sie zu reduzieren“, sagte Detlef Zühlke, wissenschaftlicher Direktor Innovative Fabriksysteme am DFKI, Kaiserslautern.
Die Endbausteine der künftigen Produktion sollen so einfach wie Lego-Steine zusammenzubauen sein. Deshalb fordert Zühlke eine stärkere Selbststeuerbarkeit der Produktionssysteme. Ihre Steuerung sollte „so einfach wie die Bedienung des iPhones sein“, gibt er die Richtung vor und verweist auf das Beispiel der Smart Factory. Vor allem dürfe der Fehler, auf menschenleere Fabriken zu setzen, nicht wiederholt werden. Statt die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren, komme es darauf an, immer größere Mengen an Informationen für eine sinnvolle und leichte Nutzung durch die Anwender aufzubereiten. Dies sei ein großes Arbeitsgebiet für die Automation.
„Internet der Geräte“
Serviceorientierte Informationssysteme bilden das Rückgrat der modernen Informationsgesellschaft. Die Ressourcen sind praktisch unendlich, freute sich Shahram Dustdar, Professor für Internettechnologien am Institut für Informationssysteme der TU Wien, über das Potenzial von Cloud-Computing unterschiedliche Dienste anzubieten. Erstmals entstehe eine sehr enge Kopplung zwischen Informationstechnik (IT) und Geschäftsmodellen, wodurch eine fundamental andere Basis für die Industrie entsteht. Ein Umdenken werde erforderlich, um aus dem derzeitigen Silo-Denken herauszukommen. Dustdar orientiert sich am menschlichen Nervensystem mit seinen autonomen Strukturen. Sein „Internet der Geräte“ setzt auf eine extreme Elastizität, die durch große und sichere Netzwerke entsteht.
Als Automation in Summe „sind wir extrem stark“, betonte Bettenhausen beim 14. Branchentreff der Mess- und Automatisierungstechnik, der auf mehr als 500 Teilnehmer gewachsen ist. Es komme darauf an, auch die kleineren und mittelständischen Unternehmen mitzunehmen und die richtige Geschwindigkeit zu finden, um die neue Technologie so bereitzustellen, dass sie auch genutzt werden kann.
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