Der freundliche Jibo hilft im Haus aus
Jibo soll er heißen, der erste Familien-Roboter der Welt. Derzeit läuft im Internet eine äußerst erfolgreiche Crowdfunding-Aktion für den freundlichen Helfer. Für 499 Dollar kann er dort schon jetzt bestellt werden. Weihnachten 2015 kommt er dann per Post ins Haus.
Jibo erinnert vom Style her an die Tischlampe „Eclisse“ des italienischen Edel-Leuchten-Herstellers Artemide, designt vom Stardesigner Vico Magistretti. Die kostet 140 Euro, für Jibo muss man knapp 370 Euro bezahlen. Dafür kann Jibo mehr als „Eclisse“, die nur für Licht sorgt. Jibo hingegen begrüßt seinen Besitzer, wenn er gestresst vom Job die Wohnung betritt, Jibo liest ihm seine neuen E-Mails vor, Jibo bestellt für ihn beim Chinesen Nasi Goreng oder andere fernöstliche Leckereien.
28 Zentimeter großer Charmebolzen
Jibo soll der erste Familienroboter der Welt werden. Erdacht hat sich den süßen, nur 28 Zentimeter großen Charmebolzen, die Robotikexpertin Cynthia Breazeal, die am Massachussets Institute of Technologie (MIT) lehrt und dort die Personal Robotic Goup am MIT Media Lab leitet. Jibo sieht bewusst nicht aus wie ein Mensch, hat aber eine liebenswerte Ausstrahlung. Ganz offenbar sind eine Menge Menschen von der Idee überzeugt. Breazeal hat ihr Projekt auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo mit dem Ziel eingestellt, bis Mitte August mindestens 100.000 Dollar einzusammeln. Nach nur fünf Tagen Crowdfunding hat sie nach Stand vom 21. Juli 2014 bereits 891.185 Dollar von 1900 Jibo-Fans gesammelt. Die Finanzierung des Familienroboters ist somit gesichert.
Kameras mit Gesichtserkennung
Dabei kann Jibo nicht einmal durch die Wohnung rollen. Wer ihn zum Beispiel am Tisch zur Unterstützung der Essensvorbereitung dabei haben will, muss den 2,7 Kilogramm schweren Kerl, der über zwei Akkus verfügt, vom Stromnetz trennen und dorthin tragen.
Der Roboter hat zwei hochauflösende Kameras eingebaut und zwei Lautsprecher. Eine Gesichtserkennung ermöglicht es ihm, alle Familienmitglieder mit ihren korrekten Namen anzusprechen. Und Jibo lernt dazu: Alle Informationen, die er aufschnappt, speichert er in der Jibo-Cloud im Netz.
Jibo-Cloud weiß alles
Man kann es nicht verhindern, aber man denkt automatisch an den Abhörskandal der NSA. Ein Zugriff auf die Daten von Jibo wäre für die Geheimdienste so etwas wie ein Sechser im Lotto. Plötzlich sind sie mitten im Leben der überwachten Menschen. Nicht mehr nur die Telekommunikation und das Surfverhalten, sondern auch den Kindergeburtstag, Lieblingsessen, Filmvorlieben, Buchinteressen, das gesamte Leben wird transparent.
Mikrofone erfassen das 360-Grad-Umfeld
Jibo wird mit einem geraden Touchscreen ausgestattet sein, auf dem man mit ihm kommunizieren kann. „Für eine Weile waren wir begeistert von gebogenen Displays“, erzählt Cynthia Breazeal. „Aber wir merkten, dass die Technologie nicht fertig und robust genug ist.“ Der Roboter kann darauf Filme und Fotos abspielen, er kann Bücher vorlesen.
Durch seine zwei Mikrofone erfasst Jibo das 360-Grad-Umfeld akustisch und kann so erkennen, aus welcher Richtung er angesprochen wird. Dann dreht er seinen Kopf dorthin. Wenn man Jibo anspricht, beugt er sich ein wenig nach vorne, ganz so, als höre er besonders aufmerksam zu. Überhaupt nutzt der Roboter seinen drehbaren Körper für einen menschlichen Touch. Im Promotionvideo glaubt man fast, dass Jibo seine eigene Körpersprache hat.
Jibo hat Entertainer-Qualität
Im Video liest der Roboter einem Kind eine Geschichte vor. Auf seinem Bildschirm zeigt er dazu animierte Grafiken und bewegt sich wie ein agiler Erzähler. Es wirkt, als lebte er die Geschichte, er macht daraus ein Theater-Erlebnis für die kleine Zuhörerin. Keine Frage: Jibo hat Entertainer-Qualitäten. Dabei ist der Roboter im Promovideo nur ein Prototyp. In Serie soll der Familienroboter erst Anfang 2016 gehen. Zunächst wird er allerdings nur in Englisch kommunizieren können.
Weihnachten 2015 soll Jibo an die Fans ausgeliefert werden. Cynthia Beazeal vom eigens gegründeten Start up Jibo Inc. bewirbt ihn als sozialen Roboter: freundlich, hilfsbereit und intelligent. „Soziale Roboter, die als Partner für Menschen designt werden, sind Partner, kein Werkzeug. Jibo ist keine Kamera, er ist ein Kameramann. Er ist kein E-Reader, er ist ein Geschichtenerzähler“, sagt sie. Das Betriebssystem des Kameramanns und Geschichtenerzählers wird Linux-basiert sein. Für Nerds bietet die Firma Jibo eine Entwickler-Version an, die einhundert Dollar teurer ist. Damit werden dem agilen Kerl dann wohl noch viele weitere Fähigkeiten beigebracht.
Roboter als Schnittstelle im Haus der Zukunft
Der Roboter soll Bestandteil eine Netzwerkes werden, das zum Beispiel einen Computer, mehrere mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones oder auch andere Jibos im Haus umfasst. Zu diesem Zweck sind Verbindungen über WiFi und Bluetooth möglich. Jibo-Apps für Android und iOS sollen ebenfalls folgen. Jibo soll die Schnittstelle im Haus der Zukunft werden. Alle Geräte, die per Smart Home miteinander kommunizieren, kann der Roboter steuern. So kann er die Waschmaschine und den Herd an- und ausschalten. Ja und das Licht, das kann er auch bedienen. Wo wir dann wieder bei Eclisse von Artemide wären. Aber man kann auch sagen, dass Jibo sehr viel Ähnlichkeit mit dem Roboter EVE aus dem Animationsfilm Wall-E hat. Mehr noch als mit Eclisse.
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