Gießroboter im Schlosspark Pillnitz: Hightech trifft Historie
Ein Roboter übernimmt das Gießen im Schlosspark Pillnitz. Entwickelt wurde er von der TU Dresden und dem Barkhausen Institut. Erste Testläufe sind gestartet.
Wer sagt, dass Roboter nur in Fabriken und industriellen Anwendungen wertvolle Helfer sein können? Auch im denkmalgeschützten Schlosspark Pillnitz in Sachsen hält die Innovation Einzug. Ein teilautonomer Gießroboter soll die Gärtnerinnen und Gärtner bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen und so die Pflege des Parks optimieren. Entwickelt wurde der Roboter vom Barkhausen-Institut in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG). Ende August begannen die ersten Testläufe.
Inhaltsverzeichnis
Ein Projekt für die Zukunft: Der Gießroboter in Pillnitz
Nach fast drei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit ist der Prototyp des Gießroboters bereit für seine ersten Einsätze. Acht Experten des Barkhausen-Instituts und der TU Dresden haben gemeinsam mit dem Pillnitzer Gärtnerteam und den Verantwortlichen der SBG an der Umsetzung gearbeitet. Das Ziel: eine innovative Lösung zur Unterstützung der Gartenpflege im Zeichen des Klimawandels.
Dr. Christian Striefler, Geschäftsführer der SBG, hebt die Bedeutung des Projekts hervor: „Wir sind stolz darauf und freuen uns, im Pillnitzer Schlosspark einen absolut innovativen Schritt gehen zu können. Wir sind die erste deutsche Schlösserverwaltung, die einen Roboter zum Gießen einsetzt. Für SBG und unser Klimawandel-Projekt ist das ein gigantischer Meilenstein und toller Erfolg.“
Herausforderungen durch den Klimawandel
Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in historischen Gärten deutlich spürbar. So hat sich der Aufwand für die gärtnerische Pflege in den letzten Jahren um 20 % bis 30 % erhöht. Dr. Claudius Wecke, Leiter des Bereichs Gärten bei SBG, erklärt: „Wir brauchen deshalb innovative Lösungen, um unser Gärtnerteam zu unterstützen und zu entlasten. Der Gießroboter ist dabei ein besonders spektakulärer Lösungsansatz“, sagt Dr. Claudius Wecke, Leiter des Bereichs Gärten bei SBG.
Entwicklung des Gießroboters kostete 630.000 Euro
Der speziell für den Einsatz im Schlosspark Pillnitz entwickelte Gießroboter ist ein Musterbeispiel moderner Technik. Mit einem 400 Liter fassenden Wassertank und einer Zugkraft von 700 Kilogramm ist er für die Bewässerung der Kübelpflanzen bestens gerüstet. Der Roboter bewegt sich im Schritttempo und wird von einem Akku angetrieben, der eine Arbeitszeit von bis zu sechs Stunden ermöglicht.
Die Konstruktion besteht aus 200 Schraubverbindungen, 100 Metern 3D-gedrucktem Filament, 50 Metern Aluminiumprofilen und acht Sensoren. Die Entwicklungskosten belaufen sich auf rund 630.000 Euro, die zum Teil vom Freistaat Sachsen gefördert wurden.
Mit dem Gartendenkmal kompatibel
Ein denkmalgeschützter Garten stellt besondere Anforderungen an die Technik. Um den Gießroboter optimal in den Schlosspark Pillnitz zu integrieren, mussten mehrere Faktoren berücksichtigt werden. So wurde darauf geachtet, dass der Belag der Parkwege geschützt bleibt und die Lärmentwicklung minimiert wird. Eine kettengetriebene Roboterplattform mit breiten Profilen sorgt dafür, dass die Wege geschont werden.
Die Steuerung des Roboters erfolgt über ein mobiles Terminal, das intuitiv bedient werden kann. Darüber hinaus agiert der Roboter auf Befehl autonom, kann aber auch manuell gesteuert werden, z.B. bei der Bewässerung über Schlauch und Düse.
Das macht der Roboter allein | Hier braucht der Roboter Hilfe |
Er kann sich an den im Park befindlichen Tankstellen selbstständig mit Wasser befüllen, navigiert zu festgelegten Wegpunkten und folgt automatisch den Gärtnerinnen und Gärtnern. | Fachpersonal ist gefragt bei der manuellen Steuerung, der Analyse der Sensordaten zu Wassermenge und Bodenfeuchtigkeit in den Kübeln, außerdem der gezielten Bewässerung mittels Schlauch und Düse sowie bei der Bedienung über Display und Steuerterminal. |
Mensch und Maschine: Ein starkes Team
Die Gärtnerinnen und Gärtner des Schlossparks Pillnitz sind die Experten, wenn es um die Pflege der historischen Kübelpflanzen geht. Ihr Wissen war entscheidend für die Entwicklung des Gießroboters. „Die enge Zusammenarbeit mit den Gärtnern hat den Roboter entscheidend geprägt“, betont Julius Schlicht von der TU Dresden. Der Roboter dient als Unterstützung bei der körperlich anstrengenden Arbeit und entlastet das Team, indem er selbstständig zu festgelegten Punkten im Park fährt, frisches Wasser holt und den Gärtnern folgt.
Die Testphase des Gießroboters ist erst der Anfang. In den kommenden Monaten wird der Prototyp weiter getestet und optimiert. Neben der Bewässerung könnten in Zukunft weitere Aufgaben wie Transportarbeiten, Wegepflege oder Winterdienst hinzukommen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Frage, wie Mensch und Maschine am besten zusammenarbeiten können, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern.
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