In 80 Tagen unbemannt über den Atlantik
Zum ersten Mal ist es einem Team gelungen, ein unbemanntes kleines Segelboot quer über den rauen Nordatlantik zu schicken. In Zukunft soll die Segelboje in Gegenden vordringen, in die sich keine Schiffsbesatzung trauen würde. Auch mitten in den Hurrikan.
Es sieht zwar aus wie ein Spielzeug, ist aber keins. Der „Sailbuoy“ (Segelboje) der norwegischen Firma Offshore Sensing ist sogar extrem robust. 79 Tage und zwölf Stunden auf dem rauen Nordatlantik hat das zwei Meter lange und 60 Kilo schwere Gefährt schadlos überstanden. Mitte Juni in Neufundland gestartet, erreichte das unbemannte Segelbötchen schließlich die irische Küste. Zwar legte es auf der eigentlich 3.000 Kilometer langen Strecke mehr als 5.000 zurück, aber immerhin: Es war im Rahmen der seit 2012 jährlich laufenden „Microtransat Challenge“ der erste geglückte Versuch einer Atlantiküberquerung. Nach rund 20 gescheiterten Anläufen. In diesem Sommer starteten zwei weitere unbemannte Bötchen, davon ist eines noch unterwegs, während das andere disqualifiziert wurde, weil es zehn Tage lang keine Positionsdaten übermittelte.
Positionsdaten alle sechs Stunden
Das ist eine der wichtigsten Regeln in dem Wettbewerb: Der Kontakt zum Gefährt muss immer gewährleistet sein, mindestens alle sechs Stunden sollen Positionsdaten bei der Basisstation ankommen. Das ist schon deshalb von Bedeutung, weil die Segelboote in der Kategorie, in der auch die Norweger starteten, nicht autonom sind. Notwendige Kurskorrekturen dürfen und sollen hier durchgeführt werden. In der Klasse der völlig autonomen Boote hat es noch niemand über den Atlantik geschafft.
Sensoren aller Art
Kleine autonome Fahr- oder Flugzeuge oder Drohnen sind ja derzeit sehr in Mode, weil sie vom Katastropheneinsatz bis zur Überwachung gute Dienste leisten können. Und so werden auch dem Sailbuoy multiple Fähigkeiten zugeschrieben. Das Gefährt ist mit einem globalen Satellitensystem verbunden und kann so überall auf See präzise getrackt werden sowie Signale aussenden. Potenzielle Kunden erhalten Zugang zu einer Website, über die die Bewegung des Bootes verfolgt werden kann, und das auch einfach übers Smartphone. Laut Hersteller lässt sich der Sailbuoy mit diversen Sensoren ausstatten, für die Messung von Sauerstoff- oder Salzgehalt des Wassers, des Seegangs, des Windes oder anderer Wetterbedingungen. Auch eine Kommunikation mit am Meeresboden verankerten Geräten sei möglich.
Denkbare Anwendungen sieht das Unternehmen zum einen in der Wissenschaft und dem Umweltschutz, etwa bei der Klimaforschung und der Verfolgung von Algen- oder Ölteppichen. Auch die Erforschung von Stürmen bis hin zu Hurrikans sei mit dem unbemannten Gefährt möglich. Und für die Wirtschaft gebe es vielfältigen Nutzen, zum Beispiel bei der Überwachung von Aquakulturen oder der Inspektion von Anlagen auf offener See.
Viel billiger als ein Forschungsschiff
Für den Erfolg dürften zwei Faktoren besonders wichtig sein: Die Haltbarkeit und die Kosten. Der Sailbuoy ist aus extrem widerstandsfähigen Verbundmaterialien gebaut und soll in der Lage sein, bis zu einer Windstärke von gut 70 km/h noch sicher zu navigieren. Bis zu einem ganzen Jahr lang könne er im Einsatz sein, wobei die Batterie für den Autopiloten genug Energie für sechs Monate haben soll. Das ermögliche einen langen Einsatz auch in sonnenarmen Gebieten, wo keine Wiederaufladung über die Solarzellen an Bord möglich ist. Die Kosten sollen mit 150.000 Euro pro Boot etwa so hoch liegen wie für die Miete eines Forschungsschiffes nur über wenige Tage.
Auf einer sechsjährigen Tour unterwegs ist das elektrisch angetriebene Schiff Energy Observer. Bei seiner Weltumrundung versorgt sich der Katamaran dabei per Solar- und Windenergie sowie mit einer Brennstoffzelle mit Strom.
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