In Hamburg bringen jetzt Roboter die Pakete von Hermes vorbei
Es wird ernst: In Hamburg und Düsseldorf sollen bald kleine Roboter über Fußwege rollen. Ihre Mission: Pakete abliefern. Fragt sich nur, ob die Kunden mit diesem futuristischen Service klarkommen.
Schon vor einigen Wochen hatte die Elektronikkette Media Markt angekündigt, bald einen rollenden Lieferroboter in Düsseldorf los zu schicken. Dieser soll Bestellungen der Kunden im Umkreis von bis zu 5 km an der Haustür übergeben. Nun prescht der zum Otto-Konzern gehörende Versender Hermes mit einem Pilotprojekt in Hamburg vor. In den Stadtteilen Langenhorn und Ottensen sowie im Grindel-Hochhausviertel sollen noch im August drei der rollenden Kleinfahrzeuge bestellte Waren von ausgewählten Paketshops zu mehr als 100 Testkunden bringen.
Und das nach dem Motto: Kaum bestellt und schon da. Denn nach eine halben Stunde soll der Kunde seine Schuhe oder CDs und wer weiß noch was an der Haustür entgegennehmen. Nur schwerer als 10 kg darf das Wunschpäckchen nicht sein. Denn die kleinen Roboter-Wägelchen können mehr nicht schleppen. Damit der Kunde die Boxen in den Fahrzeugen öffnen kann, bekommt er eine SMS mit individuellem Code. Und mögliche Diebe sollen sofort in die Flucht geschlagen werden – mit einem Alarm, der bei einer gewaltsamen Öffnung sofort losgeht.
Ganz ohne Menschen geht es noch nicht
Die von der estländischen Firma Starship Technologies entwickelten Roboter-Boxen sind auf sechs Rädern unterwegs und fahren mit einer Geschwindigkeit von 6 km/h. Ihren Einsatz auf Fußwegen müssen die Behörden genehmigen. Mit eingebauten Kameras und Sensoren soll der automatisierte Zusteller seinen Weg finden, Karambolagen mit Fußgängern oder Laternen umschiffen. Zusätzlich überwacht ein Servicemitarbeiter in einer Hermes-Zentrale den vorgegebenen Fahrweg. Zu Unfällen ist es laut der Entwicklerfirma Starship in der gesamten Testphase nicht gekommen – und das bei rund 400.000 Begegnungen. 8.000 km sind die Roboter schon gefahren.
Revolutionär im städtischen Raum?
Auf die neuen Paket-Zusteller werden große Hoffnungen gesetzt. „Der Einsatz von Robotern kann die Zustellung von Päckchen und Paketen speziell im städtischen Raum nachhaltig revolutionieren“, sagte Hermes Deutschland-Chef Frank Rausch der Deutschen Presseagentur (dpa). Ein solches Serviceangebot könne in der alternden Gesellschaft auch für die Zustellung von Medikamenten oder Lebensmitteln genutzt werden. Für die Anbieter wiederum soll die schnelle Lieferung mit Robotern Kosten einsparen.
Wie alltagstauglich sind Paketdrohnen und Roboter?
Wie gut die Roboter tatsächlich bei den Kunden ankommen, bleibt abzuwarten. Umfragen zufolge sind die Wägelchen jedenfalls beliebter als Paketdrohnen, mit denen etwa der Internetriese Amazon und die Deutsche Post experimentieren. Bei Drohnen befürchten viele Leute zum Beispiel, dass diese abstürzen oder einen ausspähen.
An den rollenden Robotern dagegen stört sich kaum einer. Passanten ignorieren sie in der Regel. Trotzdem rechnet der Logistik-Experte Herbert Kotzab von der Universität Bremen weder so schnell mit Schwärmen von Paketdrohnen am deutschen Himmel noch mit Scharren von Lieferrobotern auf Gehwegen: „Das sind sehr schöne Überlegungen, die aber den Alltagstest wohl nicht überstehen würden“, sagt er. Viele Kunden würden schlicht Probleme mit der Technik haben. Das wird sich noch herausstellen. Hermes will seinen Test in Hamburg bis Ende des Jahres laufen lassen und dann weitersehen. Sollte die Mission erfolgreich sein, ist eine Ausweitung auf andere Städte angedacht.
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