Jobsuche: Dieser Roboter soll künftig Bewerber interviewen
Computer werden künftig nicht nur Bewerbungsunterlagen auswerten. Sie sollen sogar die Bewerbungsgespräche führen. Einen ersten Roboter samt Software haben australische Ingenieure entwickelt. Der Bewerbungsroboter heißt ziemlich harmlos Matilda. Doch harmlos ist Matilda nicht, sondern entscheidend.
Die Vorstellung, dass künftig Roboter mitentscheiden, welcher Bewerber in die nächste Runde kommt, ist erschreckend für die einen – und vielleicht sogar ermutigend für die anderen. Spielen Geschlecht, Aussehen, Sympathie, Behinderungen oder vielleicht schlechter Geruch dann keine Rolle mehr? Andererseits: Ist ein Computer überhaupt in der Lage, einen Bewerber zu beurteilen?
Matilda stellt Bewerbern 76 Fragen
Professor Rajiv Khosla, Direktor des Forschungszentrums für Computer, Kommunikation und Soziale Innovation der La Trobe Universität in Melbourne in Australien, schwebt jedenfalls das automatisierte Bewerberinterview vor. Khosla hat ein Interview entwickelt, das ein Computer per Roboter mit Menschen führen kann. Der Roboter namens Matilda stellt dem Bewerber in einer Zeitspanne von einer halben Stunde insgesamt 76 Fragen.
Dabei beobachtet der Roboter den Bewerber sehr genau und analysiert vor allem dessen Mienenspiel. In der Kombination von Fragen und Mienen-Analyse sieht Khosla einen von vielen Vorteilen des automatisierten Bewerber-Interviews.
Matilda arbeitet frei von jeder Laune und Stimmung
Während Menschen als Interviewer durchaus Stimmungen und auch einer gewissen Voreingenommenheit ausgesetzt sein können, entfällt das bei dem Roboter gänzlich. Das ist ein großer Vorteil. Dies macht das Ergebnis nicht nur objektiver, sondern hat daneben auch noch den Vorteil, dass der Roboter nicht ermüdet. Matilda ist beim zehnten Interview am Tag genauso frisch und offen wie beim ersten Gespräch. Allen Bewerbern sichert das eine faire und gleiche Behandlung.
Roboter registriert Mimik des Gesprächspartners
Doch der Roboter kann noch viel mehr, als Antworten speichern. Er beobachtet auch die Mimik des Gesprächspartners zu jeder Frage. Als Beispiel nennt Professor Khosla, wie ein Bewerber auf die Frage nach seiner beruflichen Erfahrung reagiert. Die Mimik des Bewerbers kann hier völliges Desinteresse andeuten, genauso aber auch ein besonders starkes Interesse an dieser Frage.
Natürlich ist das entwickelte Interview nicht für alle Stellenbesetzungen geeignet. Professor Khosla hat sich bei seiner Entwicklung auf Stellen im Marketing konzentriert.
Bei der Entwicklung des automatisierten Interview-Programms konzentrierte sich Khosla auf die Erfahrungen und Arbeiten von besonders erfolgreichen Mitarbeitern eines Unternehmens. Auch hier bot sich das Marketing an, weil zum einen die Ergebnisse relativ schnell zu erfassen sind, auf der anderen Seite in vielen Unternehmen ein häufiger Personalwechsel gerade im Marketing zu beobachten ist.
Schematische Bewerberinterviews verbreiten sich
Schematische Fragestellungen für Bewerberinterviews sind aber längst auf dem Vormarsch. So schult das US-Unternehmen HireVue aus Salt Lake City, das auch Dependancen in Großbritannien und den Niederlanden unterhält, Personaler von Unternehmen in computer-standardisierten Interviewtechniken. Diese erleichtern die spätere Auswertung der Antworten und Vorauswahl der Bewerber. Das ist es zum Gespräch mit Matilda nur noch ein kleinerer Schritt.
Kommunikative Roboter sind natürlich keine Erfindung aus Australien. Groß darin sind die Japaner, die Roboter Nao schon zur Begrüßung in Banken einsetzen. Aber auch Saturn setzt derzeit auf Roboter: Paul heißt die Maschine, die Kunden zum Produkt führt.
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