Kein kreuz und quer: Miele bringt Saugroboter mit systematischer Navigation
Vor ein paar Jahren noch belächelt, wächst der Markt für Saugroboter inzwischen deutlich, weil die Leistung steigt und die Preise sinken. Grund genug für Miele, ein eigenes Modell anzubieten, das die bislang übliche chaotische Navigation durch eine systematische ersetzt.
Entwickelt wurde der Saugroboter namens Scout RX1 vom Miele-Werk Bielefeld gemeinsam mit einem jungen koreanischen Robotikspezialisten. Natürlich ist der Scout RX1 besser als alles, was es bisher gab. Das kann Miele ja nicht anders sagen. Tatsächlich hat der Saugroboter, den Miele im Mai auf den Markt bringen will, gegenüber den bisher gängigen Modellen offenbar einen Vorzug: Er fährt nicht kreuz und quer durch den Raum wie eine Maus, die verzweifelt den Ausgang sucht. Seine systematische Navigation sorgt dafür, dass er Bahn für Bahn den Raum abarbeitet. Er macht also viel weniger Strecke und spart damit Zeit und Energie.
Möglich wird das durch zwei technische Zusätze: Da wäre zum einen der so genannte Gyro-Sensor, der Fahrtrichtung und Drehbewegungen und so jederzeit die exakte Position im Raum erfassen soll. Zum anderen gibt es eine Kamera, die zur Decke gerichtet ist und mehrmals pro Minute die Zimmerdecke abscannt. Sieben Infrarot-Sensoren an der Vorderseite sollen Kollisionen mit Möbeln, drei Sensoren an der Unterseite Treppenstürze verhindern. Höhenunterschiede bis zu zwei Zentimeter sollen kein Problem sein.
Reinigung in drei Schritten
Die kritischen Punkte bei den Saugrobotern sind die gleichen wie beim manuellen Saugen: Wie gut reinigt er an Ecken und Kanten, und wie kommt das Gerät mit unterschiedlichen Bodenbelägen zurecht? Ähnliche Modelle wie der Scout RX1, etwa von Samsung, Vorwerk oder LG, erzielten hier in Tests durchaus gute Ergebnisse. Noch bessere will Miele mit einem Dreifach-System erreichen. Nachdem rotierende Seitenbürsten den Schmutz unter das Gerät befördert haben, werden die groben Bestandteile über eine Walze aufgenommen. Danach zieht ein Gebläse die feinen Partikel weg.
Der Hersteller hat dem Scout RX1 außerdem besonders große Selbstständigkeit einprogrammiert. Bei nachlassender Leistung fährt das Gerät zur Ladestation und setzt seine Arbeit nach zweistündigem Aufladen an der Stelle fort, an der er sie zuvor unterbrochen hatte. Die in Lithium-Ionen-Akkus gespeicherte Energie soll für 150 Quadratmeter reichen. Auch nach 300 Ladezyklen erreicht der Akku laut Miele immer noch die Leistung des Neuzustandes.
Drei verschiedene Reinigungsprogramme stehen zur Verfügung, die alle auch über einen Timer voreinstellbar sind. Der Scout RX1 kann also seinen Job machen, währen der Besitzer im Büro dem eigenen nachgeht. Das Gerät soll etwas mehr als 600 Euro kosten und damit im Bereich der bisherigen Spitzenmodelle etwa von Samsung und LG liegen.
„Zweitgerät für zwischendurch“
Die systematische Navigation dürfte aber der entscheidende Unterschied zu den gängigen Modellen sein. Möglicherweise gibt Miele dem Markt damit einen neuen Schub. Der Absatz von Saugrobotern ist nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung im Jahr 2012 um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Mehr als 150.000 dieser Geräte fahren heute schon durch deutsche Wohnzimmer. So lange die Roboter aber nicht auf Möbel klettern oder auf Fußleisten entlangsausen können, werden sie die manuelle Reinigung nicht ersetzen können. Miele bewirbt den Scout RX1 denn auch als „Zweitgerät für die Reinigung zwischendurch“.
Ein Beitrag von: